Neuroradiologie Scan 2012; 02(03): 181-182
DOI: 10.1055/s-0032-1309956
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Frühe Vorhersage mithilfe des Verhältnisses von Infarkt- und Reservevolumen beim malignen Mediainfarkt

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Publication Date:
15 July 2012 (online)

Wird bei Patienten mit malignen Mediainfarkten innerhalb von 48 h eine dekompressive Hemikraniektomie vorgenommen, kann die Sterberate reduziert werden. Entscheidend ist die frühe Prädiktion eines malignen Mediainfarkts. Unter der Annahme, dass zusätzlich zum Infarktvolumen das intrakranielle Reservevolumen entscheidend für die Entstehung maligner Mediainfarkte sind, entwickelte die Arbeitsgruppe um J. Minnerup und H. Wersching ein prädiktives Modell mithilfe CT-basierter Untersuchungen.

Zu den Einschlusskriterien der retrospektiven Studie gehörten:

  • eine akute Ischämie der A. cerebri media

  • native CT-, CT-Angiografie- und Perfusions-CT-Untersuchungen unmittelbar nach der Klinikaufnahme

  • Verschluss der A. carotis interna und des Mediahauptstamms

  • bereits sichtbare Perfusionsdefizite mit reduziertem zerebralem Blutvolumen (CBV)

  • verfügbare Follow-up-Aufnahmen

Alle Aufnahmen wurden mit einem 128-Zeilen-Scanner akquiriert. Zusätzlich zu den Messungen der Volumina der Infarkte, der schließlich demarkierten Infarkte, des Liquors sowie Messungen der intrakraniellen Volumina wurden in Follow-up-Aufnahmen die maximalen Mittellinienverlagerungen ermittelt. Damit sollte das Verhältnis von Infarktvolumen (reduziertes CBV) zu Liquorvolumen (Reservevolumen) im Vergleich zu den quantitativen Indikatoren bestimmt werden.

In die Analyse gingen Daten von 52 Patienten ein, von denen 26 einen malignen Mediainfarkt entwickelt hatten. Im Vergleich zu Patienten ohne maligne Ereignisse waren die Betroffenen deutlich älter und hatten bei der Klinikaufnahme häufiger einen reduzierten Bewusstseinszustand. Außerdem war bei ihnen das CBV (im Median 231,0  vs. 68,8 ml) wie auch das Infarktvolumen im Follow-up-CT (im Mittel 305,0  vs. 99,3 ml) größer. Die Werte für das Liquorvolumen waren bei den Patienten mit malignen Mediainfarkten erniedrigt (im Mittel 143,1  vs. 199,1 ml). Bei ihnen war der Quotient aus Infarktvolumen und Liquorvolumen ebenfalls deutlich größer (im Median 1,812 vs. 0,451). Gleiches galt für Mittellinienverlagerungen (im Median 39,0  vs. 0,884 ml). Zwischen dem Infarktvolumen sowie dem Infarkt-zu-Liquorvolumen-Quotienten und der Mittellinienverlagerung wurden signifikante Korrelationen ermittelt (0,895 sowie 0,873). Während alle Patienten mit einem Infarkt-zu-Liquorvolumen-Quotienten von > 1,005 maligne Mediainfarkte (n = 24) erlitten, waren die Verläufe bei einem Quotienten < 0,74 nicht maligne (n = 24). Die beste Vorhersage maligner Verläufe ermöglichte der Quotient aus Infarktvolumen und Liquorvolumen: Sensitivität, Spezifität, positiver und negativer prädiktiver Wert betrugen jeweils 96,2 %.