Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 7(04): 171
DOI: 10.1055/s-0031-1300973
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vorsorge – Nur geringes Risiko bei Mammografie-Screening

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Januar 2012 (online)

Auch wenn Mammografien nur einen relativ geringen Teil der Strahlenbelastung ausmachen, diskutieren Fach- und Laienpresse häufig über die potenziellen Risiken dieser Untersuchung. M. J. Yaffe und J. G. Mainprize berechneten nun, wie hoch das zu erwartende Risiko tatsächlich ist.
Radiology 2011; 258: 98–105

Ihrer Analyse legten die Autoren ein bereits existierendes Rechenmodell von Preston et al. zugrunde, mit dem sich das Brustkrebsrisiko ermitteln lässt, nachdem die Brust in einem definierten Alter einmalig einer Strahlendosis exponiert war.

Nach den erforderlichen Modifikationen legten die Autoren ihren Berechnungen eine Kohorte von 100 000 Patientinnen zugrunde, die sich einem Brustkrebs- Screening mittels Mammografie unterzogen. Für diese nahmen sie eine Einzeldosis von 3,7 mGy an, was der einer digitalen Mammografie entspricht. Das Screening-Protokoll startete bei einem Alter von 40 Jahren mit jährlichen Untersuchungen bis zu einem Alter von 55 Jahren, anschließend erfolgten die Mammografien bis zu einem Alter von 74 Jahren in 2-jährigem Abstand. Die Autoren berechneten in der Folge die Anzahl zusätzlicher Mammakarzinome, die auf die Strahlenexposition durch die Mammografie zurückzuführen sind, ermittelten anhand von Überlebenskurven die zusätzlichen Todesfälle und berechneten die verlorenen Lebensjahre. Bei einer einmaligen Strahlenexposition beider Brüste im Alter von 45 Jahren würde 25 Jahre später das Brustkrebsrisiko bei 0,19 Fällen pro 100 000 Patientinnen liegen, das individuelle Risiko somit bei 1,9 x 10–6. Unter der Annahme eines Screening-Protokolls mit jährlichen Mammografien zwischen 40 und 55 Jahren und anschließend Untersuchungen in 2-jährigem Abstand bis zu einem Alter von 74 Jahren würden in einer Kohorte von 100 000 Patientinnen strahlenbedingt 86 zusätzliche Mammakarzinome auftreten, die zu 11 zusätzlichen krebsbedingten Todesfällen führen würden. Für die 100 000 Frauen insgesamt käme es zu 136 verlorenen Lebensjahren. Diesen stünden allerdings 10 670 Jahre gegenüber, die aufgrund des Mammografie-Screenings und der damit verbundenen frühzeitigeren Krebsdiagnose gerettet würden.

Fazit

Für ein Mammografie-Screening, das in einem Alter von 40 Jahren beginnt, ist das Risiko strahlenbedingter Mammakarzinome im Vergleich zur erwarteten Mortalitätsreduktion durch das Screening gering. Das Risiko strahleninduzierter Mammakarzinome sollte daher nicht vom Screening für über 40-jährige Frauen abhalten, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen