Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 7(04): 170-171
DOI: 10.1055/s-0031-1300972
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mammachirurgie – Sensitivität nach Brustkrebs?

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Publication Date:
03 January 2012 (online)

Bei Frauen mit Brustkrebs in ihrer Vorgeschichte wurde in verschiedenen Studien ein erhöhtes Risiko für ein Zweitmalignom der ipsi- oder kontralateralen Brust gezeigt. N. Houssami et al. untersuchten jetzt die Qualität von Nachsorge-Mammografien in solchen Fällen.
JAMA 2011; 305: 790–799

Trotz ausführlicherer Diagnostik und einer höheren Erkrankungsrate war die Screening-Mammografie bei Patientinnen mit einem Mammakarzinom in der Vorgeschichte weniger sensitiv. Zu diesem Ergebnis kamen die Autoren in ihrer Kohortenstudie, bei der sie 58 870 Mammografien von Patientinnen mit Mammakarzinom in der Vorgeschichte (PHBC: personal history of breast cancer) und 58 870 von gesunden Kontrollen verglichen. Die Aufnahmen stammten aus 5 staatlichen Tumorregistern, die im National Cancer Institute zusammenlaufen. Frauen mit PHBC waren öfter familiär vorbelastet, postmenopausal, plastisch operiert und hatten kürzere Intervalle zwischen den Mammografien. Bei ihnen kamen 655 Zweittumoren vor. Dabei handelte es sich um 499 invasive und 156 duktale Karzinomata in situ.

In der Kontrollgruppe traten

  • 342 Mammakarzinome auf (285 invasive und 57 duktale Karzinomata in situ).

  • Der Anteil früher Tumoren war bei PHBC mit 23,8 % im Vergleich zu 16,7 % signifikant höher (p = 0,009).

  • Für Patientinnen mit PHBC betrug die Karzinomrate 10,5 pro 1 000 und bei bislang gesunden Frauen 5,8 pro 1 000 Aufnahmen (95 %-Konfidenzintervall 9,7–11,3 und 5,2–6,4).

  • Auch die Häufigkeit von Intervallkarzinomen war mehr als doppelt so hoch (3,6 vs. 1,4 pro 1 000 Mammografien).

Diese kamen besonders oft bei PHBC und brusterhaltender Operation ohne Nachbestrahlung vor. Die Sensitivität der Screening-Mammografien betrug für die PHBC 65,4 % und für die Kontrollgruppe 76,5 % (p < 0,001). Invasive Karzinome wurden schlechter entdeckt, während Karzinomata in situ zuverlässiger diagnostiziert wurden (61,1 vs. 78,7 %; p < 0,001). Die Sensitivität unterschied sich nicht für eine ipsilaterale oder kontralaterale Erkrankung.

Bedeutsamer war die Brustdichte: Zwischen der Sensitivität der Mammografie und der BIRADS-Kategorie bestand eine positive Korrelation. Bei ausgeprägter und geringer Brustdichte betrugen die Sensitivitäten 60,2 und 69,6 %. Die Spezifität und der positive prädiktive Wert der Untersuchung nahmen mit wachsendem Abstand zur Voruntersuchung zu und die Häufigkeit von Interpretationsfehlern sank. Auch die Vorbehandlung beeinflusste die Güte der Screening-Mammografien bei PHBC.

Bestrahlungen führten zu weniger richtig negativen Ergebnissen und häufigeren Fehlinterpretationen, während Chemo- und hormonelle Therapie sich ungünstig auf die Sensitivität auswirkten.

Fazit

Frauen mit Mammakarzinom in der Vorgeschichte erkrankten häufiger an einem Zweittumor der Brust. Mit der Screening-Mammografie wurden zwar überwiegend frühe Stadien entdeckt, aber die Genauigkeit der Untersuchung war schlechter und die Häufigkeit von Intervallkarzinomen höher als bei Frauen mit unauffälliger Vorgeschichte, so die Autoren.

Dr. Susanne Krome, Melle