MR Dr. med. Sigmar Scheerer †

Am 6. November verstarb im Alter von 69 Jahren unser hochgeschätzter Kollege MR Dr. med. Sigmar Scheerer. Arzt für Allgemeinmedizin, Vorstandsmitglied der DBG und Mitherausgeber des Balint Journals. 

Abb. 1 MR Dr. med. Sigmar Scheerer.

Sigmar Scheerer, am 29. Juni 1942 in Berlin geboren, absolvierte sein Studium der Medizin an der HU in Berlin von 1961 bis 1967 und promovierte 1968 mit einem biochemischen Thema. 

Seit 1970 war er als Landarzt in Heinersdorf in Brandenburg tätig, 1972 erwarb er die Facharztanerkennung für Allgemeinmedizin, 1981 zusätzlich den Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. 

Seit 1976 sammelte er Erfahrungen in der Balintarbeit, 1988 wurde er Balintgruppenleiter. 

Er engagierte sich von 1983 bis 1990 als Leiter der Arbeitsgruppe „Medizinpsychologie und Psychotherapie in der Allgemeinmedizin“ in der Gesellschaft für Allgemeinmedizin der DDR. 

Er war beteiligt an der Gründung der „Balintgesellschaft der DDR“ im Jahr 1990. Seit dem Zusammenschluss beider Gesellschaften von Ost und West 1991 war er Mitglied des Vorstandes der „Deutschen Balintgesellschaft“. 

Er war Leiter der Kommission „Qualitätssicherung in der Psychotherapie“ in der KV Brandenburg, Mitglied der Kammerversammlung der Landesärztekammer Brandenburg, Mitglied des Ausschusses „Ambulante Versorgung“ der Ärztekammer Brandenburg und Delegierter der Ärztekammer Brandenburg und der Deutschen Balintgesellschaft bei Ärztetagen und in der Akademie für Allgemeinmedizin. 

Er war Mitglied der Prüfungskommission für fachgebundene Psychotherapie der Landesärztekammer Brandenburg, Gründungsmitglied der „Brandenburgischen Akademie für Tiefenpsychologie und analytische Psychotherapie“ (BATAP), sowie Gründungsmitglied der „Brandenburgischen Gesellschaft für Psychotherapie, Psychosomatik und Medizinische Psychologie“. 

Er hat wichtige Akzente als Balintgruppenleiter, Dozent, Lehrtherapeut, Supervisor der Brandenburgischen Akademie für Tiefenpsychologie und analytische Psychotherapie und als Ausbilder für Balintgruppenleiter bei der Deutschen Balintgesellschaft gesetzt, er hat in seiner Art und auf der Grundlage seiner Erfahrungen intensive Prägungen hinterlassen. 

Er ist bekannt geworden durch Publikationen zur Medizinpsychologie, Balintarbeit, Psychosomatik, Geschichte der Allgemeinmedizin in der damaligen DDR in verschiedenen Zeitschriften (Z. f. Klinische Medizin, Zeitschrift für Ärztliche Fortbildung, Balint-Journal). 

Er wirkte als Mitherausgeber des Balint-Journals, Mitautor in „Medizinische Psychologie“ (Hrsg. H. Szewczyk), und in den „Grundlagen der Balintarbeit“, (Hrsg. B. Luban-Plozza, U. und E. R. Petzold, H. Otten) mit und ist Mitautor des Buches „Rezepte schreiben ist leicht, ABER … – Psychosomatisches Kranksein –. Ein anderes Lesebuch für den Hausarzt“ erschienen im Logos Verlag 2009. 

Sigmar Scheerer war ein äußerst engagierter Kollege, der sich in vielen Bereichen der Medizin kraftvoll einsetzte. Er hinterlässt eine spürbare Lücke. 20 Jahre lang hat er als Vorstandsmitglied der DBG die Balintarbeit in Deutschland mit geprägt und hat hier wie andernorts beharrlich die Belange der Hausärzte, der Kollegen aus den neuen Bundesländern und die Interessen der medizinischen Pflege- und Fachberufe vertreten. 

Er hat wesentlich mitgewirkt an der Ausbreitung des Balintgedankens vor allem in den neuen Bundesländern, hat Balintstudientagungen wie Dresden und Potsdam entscheidend mit geprägt. Im Schlaubetal rief er einen intensiven Austausch von Balintgruppenleitern unter dem Motto „Balint und Wandern“ ins Leben. Im letzten Jahr hat er den Balintgedanken in die Ukraine getragen. 

Auf dem Hintergrund des hausärztlichen Tuns und des Engagements in der Psychotherapie, insbesondere im Lande Brandenburg, war er auch ein hervorragender Vertreter des Brückenbaus, hier zwischen den Disziplinen und den 2 Staaten, die zu einem wurden. 

Mit Sigmar Scheerer verliert die Deutsche Balintgesellschaft ein mehr als 20 Jahre tätiges Vorstandsmitglied und das Balint Journal einen Mitherausgeber. Alle, die ihn kannten, verlieren einen erfahrenen und die Balintidee unermüdlich vertretenden Kollegen und Freund. 

Sein verschmitzter Humor, sein umfassendes Interesse, seine fachübergreifende Neugier, seine persönliche Zugewandtheit, sein unermüdlicher Brückenbau zwischen Ost und West – das wird in Erinnerung bleiben.

Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Ehefrau und seinen beiden Töchtern. 

Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. 

Der Vorstand der Deutschen Balintgesellschaft

Georg Thieme Verlag KG