Gesundheitswesen 2012; 74(07): 435-441
DOI: 10.1055/s-0031-1280847
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Lehre im Querschnittsbereich „Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystem, Öffentliche Gesundheitspflege“ an den medizinischen Fakultäten in Deutschland

Teaching Health Economics, Health-Care System and Public Health at German Medical Faculties
M. Behmann
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung
,
I. Brandes
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung
,
U. Walter
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung
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Publication History

Publication Date:
28 July 2011 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Studie:

Am 1. Oktober 2003 wurde mit Inkrafttreten der neuen Ärztlichen Approbationsordnung (ÄAPPO) der Querschnittsbereich 3 „Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystem, öffentliche Gesundheitspflege“ in den zweiten Abschnitt der ärztlichen Ausbildung eingeführt. Ziel der Studie war die Durchführung der Lehre in diesem Querschnittsbereich zu erfassen.

Methodik:

Es wurde eine standardisierte schriftliche Befragung bei den Lehrverantwortlichen für den Querschnittsbereich 3 „Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystem, öffentliche Gesundheitspflege“ an 36 Abteilungen/Instituten der medizinischen Fakultäten in Deutschland durchgeführt. Die Beurteilung der Wichtigkeit und der Integration spezifischer Unterrichtsthemen erfolgte auf Basis des Stoffkatalogs der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP).

Ergebnisse:

Es konnte ein Rücklauf von 28 Fragebögen (78%) erzielt werden. Bei den Unterrichtsformen dominieren Seminar und Vorlesungen, angeboten wird der Querschnittsbereich überwiegend in höheren Semestern (8.-10.). Den geringsten Zeitanteil der drei Teilbereiche nimmt die Öffentliche Gesundheitspflege ein, während Themen zum Gesundheitssystem und zur Gesundheitsökonomie im Unterricht überwiegen. Die wichtigsten und am häufigsten unterrichteten Inhalte im Querschnittsbereich sind die „Finanzierung des Gesundheitssystems“, „Grundbegriffe und Zusammenhänge (Gesundheitsökonomie)“ sowie „Akteure im Gesundheitssystem“.

Schlussfolgerung:

Durch den Querschnittsbereich kann jungen Medizinern ein Gefühl für Wirtschaftlichkeit vermittelt sowie das Interesse für Themen abseits der Naturwissenschaften hergestellt werden. Der Austausch zwischen Medizinern und anderen Professionen fördert das Denken und Handeln in ökonomischen und gesundheitswissenschaftlichen Kontexten. Die befragten Lehrverantwortlichen sehen die Einführung des Querschnittsbereichs als Bereicherung an, der zur Professionalisierung des Arztberufs beiträgt.

Abstract

Aim:

On 1 October 2003 the 9th Medical Practice Act came into effect and implemented the teaching subjects “health economics, health-care system, public health” in the medical curriculum. The purpose of the study was to define the content of teaching.

Methods:

Interviews were conducted with professors in charge of “health economics, health-care system, public health-at 36 German medical faculties. On the basis of the guidelines produced by the German association for social medicine and prevention (DGSMP), the course contents of the education programmes were evaluated in terms of relevance and integration into the lessons.

Results:

The response rate was 78% (28 questionnaires). Seminars and lectures are most commonly used. The subject is taught at the end of the study (8th–10th terms). The issue “public health” has the lowest time slice, “health-care system” and “health economics” dominate the education. “Financing the health-care system”, “basic principles (health economics)” and ”stakeholders in the health care system” were stated to be the most important and most frequently taught topics.

Discussion:

With the teaching of the subject, medical students become sensitised to efficiency and other topics beyond the natural sciences. The collaboration between physicians and other professionals promotes the ability to be critical in an economic and public health context. Implementing the subject students expand their knowledge of the health-care system thereby contributing to professionalism of the medical profession.

 
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