Dialyse aktuell 2011; 15(3): 136
DOI: 10.1055/s-0031-1277251
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Glomerulonephritiden

Frank Eitner
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Publication Date:
08 April 2011 (online)

Bei den primären Glomerulonephritiden spielen im klinischen Alltag die IgA-Nephropathie, die membranöse Glomerulonephritis, die Minimal-Change-Glomerulopathie und die fokal segmentale Glomerulosklerose mengenmäßig die größte Rolle. Alle 4 Glomerulonephritisformen können heute nur durch eine invasive Nierenbiopsie eindeutig diagnostiziert werden. Die Pathogenese dieser 4 Erkrankungen war bis vor Kurzem weitgehend unverstanden.

Die vergangen Jahre sind gekennzeichnet durch bahnbrechende neue Befunde im Verständnis der Pathogenese dieser 4 genannten Glomerulonephritisformen. Bei der Mehrheit der Patienten mit einer primären membranösen Glomerulonephritis lassen sich im Serum Autoantikörper gegen den Phospholipase-A2-Rezeptor nachweisen, der ein natürlicher Bestandteil der Zellmembran von Podozyten ist. Im Serum von Patienten mit einer IgA-Nephropathie wurden IgG-Autoantikörper gegen vermindert glykosyliertes IgA1 entdeckt, welches im glomerulären Mesangium vermehrt abgelagert wird.

Bei Patienten mit steroidresistenen Formen eines nephrotischen Syndroms sind inzwischen mehrere Mutationen in Genen identifiziert worden, die für podozytäre Proteine kodieren. Schließlich wurde vor wenigen Wochen von Podozyten sezerniertes, vermindert glykosyliertes Angiopoietin-like-4 als zentraler molekularer Mediator der Minimal-Change-Glomerulopathie erstmals beschrieben. Der sehr spezifische Nachweis der jeweiligen Autoantikörper lässt hoffen, dass sich hiermit in Zukunft nichtinvasive, serologische Tests für die Diagnose membranöse Glomerulonephritis bzw. IgA-Nephropathie im klinischen Alltag etablieren lassen.

Die Evidenzlage für die Therapie der Glomerulonephritiden ist aktuell schlecht. Bei der Minimal-Change-Glomerulopathie und der primären fokal segmentalen Glomerulosklerose ist der Einsatz von Immunsuppressiva primär empfohlen. Dagegen ist bei Patienten mit einer IgA-Nephropathie oder einer membranösen Glomerulonephritis mit stabiler Nierenfunktion zunächst eine Optimierung der supportiven Therapie gerechtfertigt.

Den möglichen Nutzen einer immunsuppressiven Therapie zusätzlich zu einer bereits optimierten supportiven Therapie untersucht aktuell die deutschlandweit laufende Studie STOP IgAN[1]. Es bleibt mit Spannung abzuwarten, ob sich durch den serologischen Nachweis von Autoantikörpern bei Patienten mit einer IgA-Nephropathie oder einer membranösen Glomerulonephritis zukünftig differenziertere Therapiestrategien ergeben werden.

In 3 Schwerpunktbeiträgen und dem Journal-Club widmen wir uns in dieser Ausgabe der Dialyse aktuell detailliert den neuesten Erkenntnissen zur Pathogenese und Therapie dieser klinisch relevanten und häufigen Glomerulonephritisformen.

1 Supportive versus Immunosuppressive Therapy for the treatment Of Progressive IgA Nephropathy

Prof. Dr. Frank Eitner

Aachen