PiD - Psychotherapie im Dialog 2011; 12(3): 262
DOI: 10.1055/s-0031-1276888
Im Dialog
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychotherapie in China

Wolfgang  Senf
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Publication Date:
08 September 2011 (online)

In PiD 2004 (Heft 4, S. 407) hatten wir in der Rubrik „Im Dialog” über ein bemerkenswertes Projekt zur Psychotherapieausbildung in China berichtet (Haaß-Wiesegart u. Schweitzer 2004), das wesentlich dazu beigetragen hat, dass sich die Psychotherapie inhaltlich wie strukturell in China sehr weitgehend etablieren konnte. Heute ist die Psychotherapie offiziell als wissenschaftliche medizinische Disziplin anerkannt und wird offiziell gefördert. Im Dezember 2008 war sogar eine hochrangige Delegation des chinesischen Gesundheitsministeriums in Deutschland, um das hiesige System der psychotherapeutischen Ausbildung und der psychotherapeutischen Versorgung kennenzulernen (s. Foto). Die Psychotherapie ist eine zunehmend wichtige Hilfe bei den enormen sozioökonomischen und soziokulturellen Veränderungen, wie sie die chinesische Gesellschaft gegenwärtig erfährt.

Im langjährigen Kontakt mit den chinesischen Partnern stellt sich dabei immer wieder die Frage, ob und wie Psychotherapie nach unseren westlichen Vorstellungen in China, also mit dem chinesischen Menschen möglich oder auch sinnvoll ist. Wir waren dieser Fragestellung unter dem Titel „Psychotherapie in China?” schon in PiD 2008 (Heft 2, S. 200) in einem Interview mit Prof. Dr. Shi Qijia nachgegangen.

Er ist Universitätsprofessor für Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie und ärztlicher Direktor des Wuhan Hospital for Psychotherapy. Seine neurologische und psychotherapeutisch-psychoanalytische Ausbildung erfolgte überwiegend in Deutschland, er kennt unsere Verhältnisse sehr genau und spricht hervorragend deutsch. Professor Shi hat einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Psychotherapie in China durch seine intensiven Ausbildungs- und Forschungstätigkeiten in China. Er ist außerdem Herausgeber einer chinesischen Version der PiD (die C-PiD). Durch seine intensiven persönlichen Erfahrungen ist er mit der westlichen Psychotherapie sehr vertraut, aus seiner kulturellen Perspektive aber gleichzeitig distanziert.

Auf diesem Hintergrund war er anlässlich des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im März 2011 in Essen zu einem Vortrag eingeladen, gefördert durch die Dr. Graute und Graute-Oppermann Stiftung im Deutschen Stiftungszentrum Essen, den wir im Folgenden zur Diskussion stellen. Diesem folgt dann ein Interview von Prof. Shi mit Professor Xu Youxin, langjährig Professor für Psychiatrie im 6. Krankenhaus der Peking-Universität.

Vortrag und Interview werden parallel in der aktuellen Ausgabe der C-PiD den chinesischen Lesern zur Diskussion gestellt.

Die Übersetzung des Vortrages und des Interviews erfolgte durch Verena D. Simon, Regionalwissenschaftlerin Ostasiens Schwerpunkt China der Universität zu Köln.

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