Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71(5): 399-404
DOI: 10.1055/s-0030-1271097
Fallbericht

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akute Pseudoobstruktion des Kolons (Ogilvie-Syndrom), eine seltene und ernste Komplikation nach Sectio caesarea

Acute Colonic Pseudo-Obstruction (Ogilvie's Syndrome): A Rare and Serious Complication after Caesarean SectionC. Müller-Aufdemkamp1 , K. Huber1 , P. Wolfrum-Ristau1 , S. Sabus1 , T. Fischer1
  • 1Frauenklinik am Krankenhaus Landshut-Achdorf, Akademisches Lehrkrankenhaus der Technischen Universität München, Landshut-Achdorf
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Publikationsverlauf

eingereicht 16.8.2010 revidiert 23.3.2011

akzeptiert 23.3.2011

Publikationsdatum:
01. Juni 2011 (online)

Zusammenfassung

Das Ogilvie-Syndrom (akute Pseudoobstruktion des Kolons) ist eine seltene und ernste Komplikation nach Sectio caesarea und anderen abdominalen Eingriffen mit einer Letalität von 15–20 %. Bei einer assoziierten Ischämie oder Perforation beträgt die Letalität 36–50 %. Die Datenlage zur Prävalenz ist unsicher. Es wird geschätzt, dass das Ogilvie-Syndrom zu 0,1 % nach chirurgischen Eingriffen, zu 0,05 % bei Patienten mit einem Trauma und zu 0,3 % bei Patienten mit schweren Verbrennungen vorkommt. Es ist durch ein adynamisches, nicht obstruiertes Kolon gekennzeichnet, mit rascher Progression der Dilatation des Zäkums, rechten Hemikolons und Colon transversum. In der Literatur werden einige kasuistische Fälle des Ogilvie-Syndroms nach Sectio caesarea beschrieben. Bei der Ätiologie und Pathogenese herrscht weitgehend Uneinigkeit. Es werden jedoch prädisponierende Faktoren diskutiert wie urologische, gynäkologische und orthopädische Eingriffe im Abdomen, Traumata im Retroperitonealraum, Sepsis, virale Infektionen und metabolische Faktoren, die zu einer Imbalance des autonomen Nervensystems führen. Die am besten dokumentierte Therapie des ACPO ist die intravenöse Gabe von Neostigmin. Der Erfolg konservativer Maßnahmen wird mit 20 bis 90 % beschrieben. Ab einer Dilatation des Kolons über 12 cm Länge und bei Progression des Krankheitsbilds ist eine rasche koloskopische Dekompression bzw. eine chirurgische Intervention erforderlich. Auch wenn das Ogilvie-Syndrom selten nach gynäkologischen und geburtshilflichen Eingriffen auftritt, ist es für Gynäkologen wichtig, Symptome möglichst früh zu erkennen und schnell zu intervenieren, um gefürchtete Komplikationen wie Ischämie oder Perforation zu verhindern. Im Folgenden wird über eine Patientin mit Ogilvie-Syndrom nach Sectio caesarea berichtet. Es werden Symptome, diagnostische Maßnahmen und Therapiemöglichkeiten dargestellt. Auf der Basis einer internetwissenschaftlichen Literatursammlung (PubMed) wurde der Fall recherchiert.

Literatur

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Claudia Müller-Aufdemkamp

Krankenhaus Landshut-Achdorf
Frauenklinik

Achdorfer Weg 3

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