B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2010; 26(5): 244
DOI: 10.1055/s-0030-1262564
PRAXIS

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Leipziger Thesen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement 2010

A. Baldus1
  • 1Geschäftsführerin des DVGS
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Publication Date:
26 October 2010 (online)

„Der Arbeitsplatz ist für Erwachsene der wichtigste Ort für die Gesundheit.“ Mit diesem Vorschlag wurden 2003 die Ideen der Luxemburger Deklaration aus dem Jahr 1997 erneuert und fortgeschrieben, indem wesentliche Ziele operationalisiert und konkretisiert wurden. Anlässlich des Innovationsforums in Leipzig sollen die Forderungen zur betrieblichen Gesundheitsförderung abermals den derzeitigen Gegebenheiten angepasst werden. 

Die demografische Entwicklung und der Panoramawandel der Krankheiten wirken sich zunehmend auch auf betriebliche Strukturen aus. Bereits 2005 gab es in Unternehmen mehr Mitarbeiter mit über 50 Jahren als unter 30 Jahren. Das führt dazu, dass immer mehr Unternehmen das Thema Gesundheit sowohl als monetären wie auch als moralischen Auftrag verstehen. Der Aspekt der Human Resources ist 2010 präsenter denn je. Der Begriff ist in diesem Kontext „doppel-sinnig“. Auftrag des Unternehmens muss es sein, eigene Mittel zu stärken – durch die Stärkung der Kräfte seiner Mitarbeiter. So wird aus einer vermeintlichen Diskrepanz monetärer versus moralischer Interessen ein ressourcenorientiertes Gesundheitsmanagement. 

Dabei schwankt die Betrachtung zwischen der demografischen Entwicklung als Krise oder als Chance für die Wirtschaft. Die Verschiebung des Renteneintrittsalters oder Steuervergünstigungen für betriebliche Gesundheitsprogramme sind dabei nur zwei Aspekte. Zudem erfordern komplexe Problemstellungen komplexe Managementverfahren. Die „klassische“ betriebliche Gesundheitsförderung wird zunehmend zu einem Qualitätsmanagement der betrieblichen Strukturen, Prozesse und Ergebnisse: zum betrieblichen Gesundheitsmanagement. 

Analysen von Studien zum Krankheitsgeschehen zeigen die hohe Bedeutung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsbedingungen. So belegen die epidemiologischen Daten insbesondere bei psychischen Gesundheitsproblemen (wie Depression) und den Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems eine hohe Abhängigkeit von den jeweiligen Arbeitssituationen. Auch rücken Aspekte des Absentismus und Präsentismus immer mehr in den Fokus. 

Dadurch ergeben sich Interventionschancen für eine effektive Form der Gesundheitsförderung. Diese bezieht sich nicht nur auf die arbeitsbedingten Gefahren für die Gesundheit, sondern auch auf die Rolle, die der Arbeitsplatz als Ort zur Vermittlung von gesundheitlichem Wissen und Verhaltensweisen haben kann. Ebenso ist der Arbeitsplatz selbst als eine wichtige positive, salutogene Ressource der Gesundheit zu betrachten: Gesundheitspotenziale stärken statt Krankheiten zu vermeiden. 

Bedingt durch die Veränderung der Altersstruktur und die sich daraus ergebende Dominanz chronischer Erkrankungen wird die Integration leistungsgeminderter Personen in Form des Disability-Managements zu einer wichtigen Aufgabe für die Unternehmen, die Kostenträger und die Wissenschaft. Nicht zuletzt bietet ein optimiertes betriebliches Gesundheitsmanagement erhebliche Einsparpotenziale für alle Beteiligten. 

Die Rolle des betrieblichen Gesundheitsmanagements im System der Gesundheitsversorgung soll durch folgende Maßnahmen gestärkt werden: 

verstärkte Einführung von spezifischen Gesundheitsmaßnahmen in Betrieben Vernetzung dieser Maßnahmen mit Programmen zum Arbeitsschutz und zur Arbeitssicherheit verstärkte Vernetzung medizinischer und beruflicher Rehabilitation im Sinne eines Disabilitiy-Managements Etablierung von Gesundheitsprogrammen, die v. a. Mitarbeiter erreichen, die eine hohe Risikoexposition, eine hohe Beschwerdereaktivität und ein geringes Selbsthilfepotenzial aufweisen Etablierung von Frühwarnsystemen in Unternehmen, zur frühzeitigen Feststellung des Bedarfs an Gesundheitsmaßnahmen Entwicklung von einheitlichen Assessment-Verfahren regelmäßige Durchführung von Evaluationen und Kennzahlen (Kosten-Nutzen-Analysen) Entwicklung von Qualitätsstandards für das BGM und deren Implementierung in das interne Qualitätsmanagementsystem des Unternehmens ergebnisorientierte Kooperation von Unternehmen, Kostenträgern und Dienstleistern

Online zu finden unter http://dx.doi.org/10.1055/s-0029-1262564

Für die Veranstalter:

A. Baldus

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