Neuroradiologie Scan 2011; 1(1): 29-30
DOI: 10.1055/s-0030-1256929
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Cihangiroglu M, Citci B, Kilickesmez O et al. The utility of high b-value DWI in evaluation of ischemic stroke at 3 T. Eur J Radiol 2011; 78: 75–81

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Oktober 2011 (online)

Diffusionsgewichtetes MRT: Hoher b-Wert mit eventuellem Zusatznutzen beim Apoplex

Die diffusionsgewichtete Bildgebung ist nach wie vor die geeignetste Methode, um mittels MRT einen akuten Schlaganfall zu diagnostizieren. Allerdings ist die Sensitivität bei kleineren Insulten niedrig. Möglicherweise kann ein höherer b-Wert etwas daran ändern. M. Cihangiroglu et al. überprüften dies nun.

Mögliche Varianten des Verlaufs ischämischer Schlaganfälle. Den initial gemessenen CTP-Karten, die die errechneten Ausdehnungen von Penumbra und Infarktkern dem Hirnparenchymbild überlagern, sind die nach der rekanalisierenden Therapie gemessenen MRT-Diffusionsbilder gegenübergestellt. a Nach erfolgreicher Lyse hat nur das in der CTP-Messung als Infarktkern ausgewiesene Areal in der MRT-Untersuchung ein zytotoxisches Ödem entwickelt. b Die rekanalisierende Therapie war nicht erfolgreich, hier ist es anschließend zum nahezu vollständigen Infarkt der initial abgebildeten Penumbra und des Infarktkerns gekommen (Bild: Riedel C. Radiologie up2date 2011; 11: 151–162).

Die Autoren schlossen in ihre Studie 27 Patienten ein, die klinische Symptome eines akuten ischämischen zerebralen Insults zeigten, wobei die Symptome nicht länger als 24 h bestanden. Die Teilnehmer unterzogen sich einem diffusionsgewichteten MRT mit einem 3-T-Gerät, das nach einem Routineprotokoll erfolgte. Neben einem Standard-b-Wert im diffusionsgewichteten MRT von 1000s/mm² wurde die Untersuchung zusätzlich mit einem hohen b-Wert von 3000s/mm² durchgeführt. 2 Neuroradiologen, die bezüglich der Patienten verblindet waren, begutachteten die Aufnahmen im Hinblick auf insulttypische Läsionen (hyperakuter und akuter ischämischer Insult) in zufälliger Reihenfolge. Neben Zahl und Lokalisation der Läsionen bestimmten sie auch für beide b-Werte die Signalintensität (SI), das Signal-Rausch-Verhältnis (SNR), das Kontrast-Rausch-Verhältnis (CNR), das Kontrastverhältnis (CR) und den manifesten Diffusionskoeffizienten (ADC).

Das Durchschnittsalter der Patienten (19 Männer und 8 Frauen) betrug 75 Jahre, die mittlere Symptomdauer 13 h. Der Insult wurde bei 15 Teilnehmern als hyperakut und bei 12 als akut eingestuft. Ursache war in 11 Fällen (40 %) eine Arteriosklerose großer Gefäße, in 7 Fällen (25,9 %) eine Kardioembolie, in 6 Fällen (22,2 %) eine Okklusion kleiner Arterien und in 1 Fall (3,7 %) eine Leukämie. Bei 2 Teilnehmern (7,4 %) fand sich keine Ursache. 3 Teilnehmer erhielten eine Thrombolyse, bei 8 Patienten wurde eine Antikoagulation begonnen, 19 Patienten erhielten Thrombozytenaggregationshemmer und 4 einen intrakraniellen Stent. Alle Läsionen, die mit dem Standard-b-Wert aufgefallen waren, zeigten sich auch beim hohen b-Wert. Im Falle des hohen b-Werts fanden sich jedoch 4 zusätzliche Läsionen. SNR, CNR, SI und ADC waren bei den diffusionsgewichteten MRT mit höheren b-Werten sowohl im normalen als auch im ischämischen Hirngewebe niedriger als bei Standard-b-Werten, für das CR waren die Werte höher.

Fazit
Auch wenn sich für den Standard-b-Wert höhere Werte für SI, SNR und CNR fanden, könnte die diffusionsgewichtete MRT mit höherem b-Wert nützlich sein, um bei Patienten mit ischämischem Insult zusätzliche diskrete Läsionen zu finden, deren klinische Symptome nicht mit den Befunden beim Standard-b-Wert korrelieren, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen

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