Endoskopie heute 2010; 23(1): 68-71
DOI: 10.1055/s-0030-1247270
Kasuistik

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

Folge einer Antibiotikatherapie: Die pseudomembranöse Kolitis

Antibiotic-Associated Pseudomembranous Enterocolitis E. Nötzel1 , H.-J. Schulz1
  • 1Klinik für Innere Medizin, Sana Klinikum Lichtenberg. Oskar-Ziethen-Krankenhaus, Berlin
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Publication Date:
12 March 2010 (online)

Fallbericht

Anamnese

Eine 72-jährige Patientin (Größe 156 cm, Gewicht 83 kg, BMI 34) erkrankte an einer biliär bedingten Pankreatitis, in deren Verlauf es zu einer Pseudozystenbildung im Pankreasschwanz kam. Unter den klinischen Maßnahmen kam es zu einer Zentralvenenkatheterinfektion, hervorgerufen durch Staphylokokken. Die antibiotische Therapie erfolgte während des vierwöchigen Krankenhausaufenthaltes mit Zienam, Vancomycin und Avalox.

Im weiteren Verlauf wurde ein Harnwegsinfekt mit Nachweis von E. coli und Proteus mirabilis ­resistogrammgerecht mit Cefuroxim behandelt.

Drei Wochen nach dieser Therapie kam es aufgrund rezidivierender Übelkeit und Erbrechens zur erneuten stationären Aufnahme. Zu diesem Zeitpunkt lag eine Hypokaliämie und eine mikro­zytäre normochrome Anämie vor.

Nebenbefundlich ist eine endogene Depression zu erwähnen.

Klinische Daten

Wache, zur Person, Ort und Zeit orientierte aber verlangsamte Patientin.

RR bei Aufnahme 90 / 60 mmHg, HF 68 / min, Temperatur 36,6 °C

Medikamente bei Aufnahme

Nexium 40 1 × 1, Beloc zok 1 × 0,5, Cotazym 40 000 3 × 1, Celebrex 100 1 × 1, Johanneskraut 3 × 1, MCP 3 × 30 Gtt., Paroxetin 20 1 × 1

Sonografie

Echoarme Wandverdickung des gesamten Kolonrahmens, maximale Wandverdickung linksseitig bis 6 mm, aufgehobene Haustrierung. Das Leberparenchym ist echoreich und inhomogen, Befund wie bei Steatosis. Echoarme bandförmige Veränderungen im Milzhilus DD: Residuen der Exsudationen bei Zustand nach Pankreatitis mit Pseudozyste im Pankreaschwanzbereich.

Labor (SI-Einheiten)

Na 131, K 3,21, Ca 2,03, CRP 107, HB 7,8, HK 0,36, Leukozyten 19,6, MCV 76, RDW 17,7.

Im Normbereich: TSH, Thrombozyten, Erythro­zyten, MCHC, MCH, Kreatinin.

Stuhlproben auf Clostridium-difficile-Toxin A und B: 2 × positiv.

Röntgen-Thorax

Normal großes, kompensiertes Herz, Aorten­sklerose, angedeutete Belüftungsstörungen links basal. Regelrecht liegender zentraler Venenkatheter.

Koloskopie

Eingesehen wurde bis in das Sigma, begradigte Gerätelänge 30 cm. Im Rektum und Sigma zeigt die Schleimhaut zahlreiche Plaques, Rötungen und Schwellungen, Bild wie bei pseudomembranöser Kolitis. Das Lumen ist im Sigma verschwollen und im proximalen Abschnitt eingeengt, sodass eine weitere Passage nicht möglich ist. Es ­erfolgten Biopsien aus dem Sigma.

Histologische Begutachtung

Hyperplastische Dickdarmschleimhaut mit Ödem und deutlicher Entzündung mit Ansammlung von Granulozyten und in einer PE mit pilzkappenartiger Auflagerung von Fibrin und Granulozyten. Nur wenige Rundzellinfiltrate.

Zusammenfassung: Biopsien aus dem Sigma mit dem Bild einer akuten, erosiven Kolitis, morphologisch gut vereinbar mit einer pseudomembranösen Kolitis.

Zusammenfassung

Antibiotikabedingte Diarrhö mit pseudomembranöser Kolitis und entzündlich bedingter Stenosierung im Sigma.

Klinischer Verlauf

Nach Aufnahme wurden bis zu 10-mal täglich wässrige Stühle ­beobachtet. Eine vollständige parenterale Ernährung und eine Flüssigkeitssubstitution wurden eingeleitet. Aufgrund der wenige ­Wochen zuvor erfolgten Antibiotikatherapie lag der Verdacht ­einer Clostridium-difficile-Toxin-bedingten Diarrhö nahe. Zwei Tage nach stationärer Aufnahme begannen wir aufgrund des endos­ko­pischen Bildes mit Darstellung von Pseudomembranen im Rektum die antibiotische Therapie mit Metronidazol. Die ­parallel eingeleitete Stuhldiagnostik erbrachte den Nachweis von Clostri­dium-difficile-Toxin A und B im Stuhl. Die Diarrhö sistierten unter diesen Maßnahmen nicht. Erschwerend bildete die Patientin eine noso­komiale Pneumonie aus. Letztlich verstarb die Patientin trotz intensiver Bemühungen 7 Tage nach stationärer Aufnahme.

Literatur

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Dr. med. E. Nötzel

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