Rofo 2010; 182(2): 112
DOI: 10.1055/s-0030-1247204
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Gicht - Intraossäre Tophusinfiltration fördert Knochenerosion

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Publication Date:
28 January 2010 (online)

 

Die Ursache für Knochenerosionen bei chronischer Gicht ist bislang unbekannt. Mithilfe nicht invasiver, bildgebender Verfahren haben neuseeländische Forscher in einer aktuellen Studie den Mechanismus dieser Erosionen untersucht. Demnach scheinen intraossäre Tophi die treibende Kraft bei der Zerstörung der Knochen zu sein. Ann Rheum Dis 2009; 68: 1290–1295

Die chronische Gicht ist durch Tophi, granulomatöse Synovitis und Knochenerosionen charakterisiert. Ultraschalluntersuchungen lieferten kürzlich Hinweise, dass diese Knochenerosionen mit einer Hypervaskularisierung einhergehen, und die Pathogenese somit erosiven synovialen Arthropathien ähnelt.

Die Computertomografie (CT) weist nach neueren Erkenntnissen im Vergleich zu Röntgenübersichtsaufnahmen und zur Magnetresonanztomografie überlegene Fähigkeiten auf, Knochenerosionen zu entdecken und ein weitergehendes Verständnis der Zusammenhänge zwischen Tophi und Knochenerosionen bei chronischer Gicht zu ermöglichen.

Daher nutzten N. Dalbeth von der University of Auckland und Kollegen in Neuseeland die CT als nicht invasive Methode,

um diese Zusammenhänge näher zu bestimmen, um zu untersuchen, ob in allen Gelenken mit Knochenerosionen auch intraossäre Tophi vorkommen und ob diese bestimmte Charakteristika aufweisen.

Destruierende Verlaufsform der Gicht, u.a. mit intraossärer Tophi (Bild: T. Helmberger et al. in: Schmitt R und Lanz U. Bildgebende Diagnostik der Hand, Thieme 2004).

Dazu analysierten sie gepaarte Röntgenübersichtsaufnahmen und CT-Scans von 798 individuellen Finger- und Handgelenken von 20 Gicht-Patienten. Die in den Röntgenaufnahmen erkennbaren Erosionen bewerteten die Autoren anhand der für rheumatoide Arthritis entwickelten Methode nach Sharp/van der Heijde, mit Werten von 0–5. Den CT-Scans teilten sie Werte entsprechend der Anwesenheit und der Durchmesser der Knochenerosionen und Tophi zu. Außerdem erfassten sie die im CT-Scan erkennbaren intraossären Tophi. Danach analysierten die Forscher die Zusammenhänge zwischen radiografischen Erosionen, CT-Erosionen und Tophus-Scores.

Mit zunehmenden radiografischen Erosions-Scores erhöhte sich der prozentuale Anteil von Gelenken mit intraossären Tophi signifikant. Bei Gelenken mit einem radiografischen Erosions-Score von 4 oder 5 fanden sich in 98 % der Fälle auch im CT intraossäre Tophi. Zudem bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Erosionen und der Größe der intraossären Tophi.

Insgesamt 81,8 % aller Gelenke mit CT-Erosionen wiesen auch sichtbare intraossäre Tophi auf. Dabei stieg die Rate mit dem Durchmesser der Knochenschädigung an: Bei den Gelenken mit CT-Erosionen über 5 mm Durchmesser fanden sich in 94,5 % der Fälle sichtbare intraossäre Tophi. Die 56 Erosionen mit einem Durchmesser von mehr als 7,5 mm hatten allesamt intraossäre Tophi. Damit bestand eine starke Korrelation zwischen den Durchmessern der CT-Erosionen und denen der intraossären Tophi (r = 0,92, p < 0,001). Intraossäre Tophi waren zwar größer als andere Tophi, wiesen aber eine ähnliche Dichte und einen ähnlichen Grad der Kalzifizierung auf.

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