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DOI: 10.1055/s-0029-1240515
Hätten Sie’s gewusst? – Was darf man als Schwangere?
Publication History
Publication Date:
17 September 2009 (online)
Vielen werdenden Müttern trüben Ängste die Freude auf ihr Baby: Was darf ich essen? Darf ich noch verreisen? Was könnte meinem Kind schaden? Priv. Doz. Dr. med. Andreas Luttkus, Leiter der Frauenklinik im evangelischen Krankenhaus Bielefeld, erklärt, was in der Schwangerschaft alles erlaubt ist.
Darf man in der Schwangerschaft noch in den Urlaub fliegen?
Dr. Luttkus: Natürlich. Am besten allerdings vor der 25. Woche, wenn man noch nicht so belastet ist. Ängste, dass das Baby zu wenig Sauerstoff bekommt, sind unbegründet. Der Sauerstoffpartialdruck im Flugzeug wird reguliert. Zudem hat das Kind im Bauch ohnehin einen pO2, wie wir ihn etwa 2.000 m über dem Mount Everest hätten. Die Babys sind an diese O2-Minderversorgung gewöhnt. Die Strahlenlast ist in einer Höhe von 10.000 m zwar deutlich erhöht, aber wenn man nur ab und an fliegt, ist das kein Problem. Man sollte jedoch bedenken, dass in vielen Ländern die Versorgung von Frühgeborenen viel problematischer ist als bei uns. Gibt es Zeichen, dass eine Frühgeburt droht, ist das eine absolute Kontraindikation für eine Fernreise.
Welche Impfungen und Medikamente sind erlaubt?
Dr. Luttkus: Früher dachte man, dass Rötelnimpfungen kontraindiziert sind, heute wissen wir, dass sie kein Grund sind, um eine Schwangerschaft zu beenden. Auch Impfungen gegen seltene Krankheiten wie Cholera oder FSME schädigen das Kind nicht. Bei Medikamenten muss man jeweils genau abwägen: ASS ist problematisch, da es das Blutungsrisiko erhöht. Paracetamol kann man dagegen bei gelegentlichen Kopfschmerzen sicher nehmen. Bei Antibiotika muss man immer den Arzt fragen. Mit Schlafmitteln muss man generell vorsichtig sein, da sie zu Veränderungen beim Kind führen. Zahnärztliche Betäubungen sind hingegen völlig problemlos.
Wie sollte man sich am besten ernähren?
Dr. Luttkus: Rohmilchkäse sollte man meiden, da das Risiko einer Listeriose besteht. Auch rohes Fleisch wie Mett sollte man wegen der Gefahr einer Toxoplasmose nicht essen. Bei Sushi und bestimmten Seefischen sollte man wegen des Quecksilbergehaltes unserer Weltmeere etwas kürzer treten. Man weiß, dass Menschen, die viel Fisch essen, erhöhte Quecksilberkonzentrationen im Blut haben. Einmal die Woche Seefisch ist aber okay. Vegetarier sollten auf eine Substitution von Spurenelementen und Eisen achten. Kaffee und Cola sind nicht schädlich, solange sie nicht in suchtmachender Konzentration konsumiert werden. Problematisch ist das Schlückchen Sekt. Alkohol schädigt nachweislich das Kind und vor allem die Hirnentwicklung. Es gibt eine lineare Beziehung, und man kann nicht sagen: Ein Schlückchen ist okay und drei gehen nicht.
Wie viel und welche sportliche Betätigung ist erlaubt?
Eine Schwangere sollte nichts heben, das mehr als 10 bis 15 Kilo wiegt. Beim Sport sollte der Puls eine Frequenz von 140 nicht überschreiten. Zudem sollte man alles vermeiden, was mit Unfallgefahr einhergeht. Walken und Wandern sowie Schwimmen sind zum Beispiel ideal. Auch gemütliches Joggen ist okay, solange sich die Schwangere wohlfühlt. Sexuellen Aktivitäten kann man bis zum Geburtstermin nachgehen. Allerdings enthält das Smegma Prostaglandinbestandteile, die Wehen auslösen können. Deswegen sollte man, wenn eine Frühgeburt droht, besser enthaltsam sein.
Grübeln Sie über einer Frage, die sich mit keinem Lehrbuch beantworten lässt? Schicken Sie uns Ihre Frage an: via.medici@thieme.de. Die interessantesten Fragen werden hier beantwortet.