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DOI: 10.1055/s-0029-1226005
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Diabetes mellitus - "Augen auf" zur Risikostratifizierung von Diabetikern
Publication History
Publication Date:
01 July 2009 (online)
"Durchs Auge ins Herz zu gucken" reiche, um eine Risikostratifizierung für Typ-2-Diabetiker vorzunehmen", meinte Prof. Stephan Martin, Düsseldorf. Mikrovaskuläre Veränderungen an der Retina wären dabei mindestens so aussagekräftig wie eine Mikroalbuminurie.
#Besserung der Retinopathie durch RAAS-Blockade?
Für die diabetische Nephropathie gibt es Belege, dass die Blockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) zusätzlich zur Blutdrucksenkung protektive Effekte hat. Vergleichbare Daten liefert nun das DIRECT[1]-Programm mit 5231 Patienten aus 3 doppelblinden, randomisierten und placebokontrollierten Teilstudien mit Typ-1- und Typ-2-Diabetikern für die Retinopathie. Mindestens 4 Jahre lang erhielten die Studienteilnehmer täglich 16-32 mg Candesartan (z. B. Blopress®) oder Placebo. Um den blutdruckunabhängigen Effekt zu untersuchen, nahm man normotensive Personen oder Typ-2-Diabetiker mit einer nur milden arteriellen Hypertonie auf.
DIRECT-Prevent-1 umfasste Typ-1-Diabetiker ohne Hinweis auf eine diabetische Retinopathie. Ihr Risiko für ein Neuauftreten der Erkrankung war zwar unter Candesartan nicht signifikant, aber doch deutlich um 18 % reduziert. Eine weitere Post-hoc-Analyse erreichte allerdings das Signifikanzniveau: Hatten die Patienten Candesartan erhalten, sank ihr Risiko, dass die Retinopathie weiter fortschritt, im Vergleich zu Placebo um 35 %.
Auch bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 (DIRECT-Protect-2) mit einer milden diabetischen Retinopathie ließ sich die Progression der Retinopathie unter Candesartan um 13 % (19 versus 17 %; nicht signifikant) reduzieren. Ein Rückgang der Retinopathie dagegen wurde unter Candesartan um 34 % signifikant häufiger nachgewiesen als in der Kontrollgruppe.
#Grundvoraussetzungen nicht vergessen
Damit könnte Candesartan möglicherweise bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und einer milden oder moderaten Retinopathie eine Besserung der mikrovaskulären Schäden in den Augen vermitteln. Allerdings ist zunächst ein HbA1c-Wert unter 7 entscheidend, um einer diabetischen Retinopathie vorzubeugen, denn "der Körper hat ein Gedächtnis für Blutzuckerwerte", so Martin. Ebenfalls sei klar, je besser der Blutdruck eingestellt ist, desto weniger Retinopathien treten auf, selbst wenn der Körper diese Werte nicht speichert, schloss Martin.
Dr. med. Nana Mosler, Leipzig
Quelle: Satellitensymposium "Zuversicht für hypertensive Diabetiker: Candesartan bei mikro- und makrovaskulären Komplikationen" anlässlich der 44. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft, veranstaltet von der Takeda Pharma GmbH, Hamburg