Notfall & Hausarztmedizin 2009; 35(5): 275
DOI: 10.1055/s-0029-1224910
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Chronisch-entzündliche Darmerkrankung - Deutliche Unterversorgung mit Aminosalicylaten

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29 May 2009 (online)

 
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Bild: Ferring Arzneimittel GmbH.

Aminosalicylate sind die Basistherapie bei den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), doch sowohl bei der Colitis ulcerosa als auch beim Morbus Crohn bestehen in dieser Hinsicht noch deutliche Versorgungslücken. "Ein beträchtlicher Anteil der Patienten wird nicht adäquat mit Mesalazin versorgt", mahnte Prof. Axel Dignass, Frankfurt. Vor allem Hausärzte, aber auch manche Gastroenterologen setzen den Wirkstoff nach seinen Worten häufig nicht ein - und wenn, dann oftmals unterdosiert (Abb. [1]). Dass die Behandlung von CED-Patienten oft alles andere als optimal ist und dem allgemeinen Wissensstand nicht entspricht, zeigt auch eine amerikanische Studie [1]:

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Abb. 1 Die Chancen der Behandlung mit 5-Aminosalicylsäure (5-ASA) werden in der Praxis oft nicht adäquat genutzt. nach Preiß J, DGVS 2008

  • 64 % der Patienten erhalten eine suboptimale Dosierung der 5-Aminosalicylsäure (5-ASA)

  • 75 % der Patienten bekommen keine topische 5-ASA-Therapie

  • 77 % der Patienten werden länger als 3 Monate mit Steroiden behandelt,

  • 59 % der Patienten erhalten trotz Indikation keine Immunsuppressiva

  • 78 % der Patienten erhalten eine nur unzureichende Osteoporoseprophylaxe.

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Non-Compliance ist fast schon die Regel

Doch nicht nur auf der Arztebene sieht Dignass Möglichkeiten, die Behandlung der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung zu optimieren. Handlungsbedarf bestehe auch bei der Therapietreue der Patienten. Dies gelte insbesondere für die Erhaltungstherapie. Dennoch nehmen rund 50 % der Betroffenen die Medikation langfristig nicht ein.

Als optimale Dosierung zur Remissionsinduktion bei einer Colitis ulcerosa nannte Dignass 3-4,8 g Mesalazin täglich, wobei die Dosierung in diesem Rahmen individuell gewählt werden kann. Bei der Erhaltungstherapie liegt die minimale Dosis bei 1 g Mesalazin täglich, üblicherweise wird effektiv mit 2 g pro Tag therapiert.

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Einmalgabe ist effektiv und fördert die Compliance

Da es sich bei den CED-Patienten meist um junge Menschen handelt, die in der Mehrzahl beruflich engagiert sind, ist nach Dignass eine Begrenzung der einzunehmenden Tablettenzahl für die Compliance von entscheidender Bedeutung. Dass die Einmalgabe von retardiertem Mesalazin hocheffektiv ist und zudem die Therapietreue fördert, belegen die Daten der PODIUM[1]-Studie [2], in der 362 Patienten mit linksseitiger Kolitis (71,5 %) oder ausgedehntem Kolitisbefall (28,5 %) randomisiert 1-mal täglich mit 2 g oder 2-mal täglich mit 1 g retardiertem Mesalazin (Pentasa® Xtend) behandelt wurden.

Demnach ist die Einmalgabe keinesfalls weniger wirksam als die 2-mal tägliche Behandlung (Non-Inferiority). Vielmehr zeigte die Einmalgabe von retardiertem Mesalazin eine höhere Effektivität. So wurde unter dem herkömmlichen Vorgehen mit der Gabe von 1 g des Wirkstoffs 2-mal täglich nach 12 Monaten bei 63,8 % der Patienten eine klinische und endoskopische Remission dokumentiert. Bei der täglichen Einmalgabe waren es sogar 73,8 %.

"Zugleich wurde bei der nur einmal täglichen Sachet-Einnahme eine deutlich bessere Compliance registriert", sagte der Gastroenterologe. Retardiertes Mesalazin wurde nach seinen Worten gut vertragen - auch in der höheren Dosierung bei der Einmalgabe. Dignass: "Hierbei handelt es sich ohne Zweifel um eine kosteneffiziente Therapie, die sich in der täglichen Praxis durchsetzen wird."

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Mesalazin auch beim Morbus Crohn

Auch beim milden Morbus Crohn hat die Mesalazinbehandlung therapeutische Bedeutung, betonte Prof. Wolfgang Kruis, Köln. So entfaltet die Behandlung mit täglich 4 g des Wirkstoffs bei Patienten, die zuvor mit Steroiden in Remission gekommen waren, signifikante Therapieeffekte [3]. Gleiches gilt auch bei Patienten mit bereits langjähriger Krankheitsdauer und solchen mit einer Schubdauer unter 28 Tagen [3]. Keinen Einfluss auf den Therapieerfolg hatte dabei das Geschlecht der Patienten, und auch die Lokalisation der Erkrankung spielte laut Kruis keine Rolle.

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Weltweit werden, so Kruis, viele Morbus-Crohn-Patienten mit 5-Aminosalicylsäure behandelt, wenngleich es keine gesicherte wissenschaftliche Evidenz für diese allgemein praktizierte Behandlung gibt. Dass die Effekte dieser Therapieoption noch unterschätzt werden, belegt eine retrospektive Untersuchung bei 103 Patienten in 12 deutschen Zentren. 27 von ihnen wiesen laut Kruis einen milden Verlauf auf, und mit Mesalazin und eventuell einer einmaligen Steroidbehandlung im ersten Schub konnte eine Krankheitsremission erzielt werden.

Christine Vetter, Köln

Quelle: Presse-Roundtable "Zwischen Evidenz und Empirie: Die Versorgungssituation von CED-Patienten in Deutschland", anlässlich der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Wiesbaden, Veranstalter: Ferring Arzneimittel GmbH, Kiel

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Literatur

  • 01 Reddy Sl . et al . Am J Gastroenterol. 2005;  100 1358-1361
  • 02 Dignass AU . et al . Clin Gastroenterol Hepatol 2009 Apr 15 [Epub ahead of print].
  • 03 Hanauer SB . et al . Clin Gastroenterol Hepatol. 2004;  2 379-388

01 Pentasa Once Daily In Ulcerative colitis for Maintenance of remission

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Literatur

  • 01 Reddy Sl . et al . Am J Gastroenterol. 2005;  100 1358-1361
  • 02 Dignass AU . et al . Clin Gastroenterol Hepatol 2009 Apr 15 [Epub ahead of print].
  • 03 Hanauer SB . et al . Clin Gastroenterol Hepatol. 2004;  2 379-388

01 Pentasa Once Daily In Ulcerative colitis for Maintenance of remission

 
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Bild: Ferring Arzneimittel GmbH.

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Abb. 1 Die Chancen der Behandlung mit 5-Aminosalicylsäure (5-ASA) werden in der Praxis oft nicht adäquat genutzt. nach Preiß J, DGVS 2008

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