Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(10): 498-508
DOI: 10.1055/s-0028-1105967
Rettungswesen

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Notfallkompetenz und Notfallausstattung in der Praxis des niedergelassenen Arztes – Wie unterscheiden sich die jeweiligen Fachgruppen?

Compentence and equipment for resuscitation in physician's offices – In what way are the certain specialisations different?Peter Sefrin, Detlef Schmitz
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Publication Date:
27 November 2008 (online)

Medizinische Notfälle in der Allgemeinpraxis sind zwar selten, stellen aber eine besondere Herausforderung dar. Es liegt im Ermessen des einzelnen Vertragsarztes, wie er sich dieser Verpflichtung stellt. Einen besonderen Notfall stellt der plötzliche Kreislaufstillstand dar. Zu seiner Versorgung sind nicht nur fundierte Kenntnisse, sondern auch ein entsprechendes Equipment erforderlich. Aus diesem Grund wurden 142 Fragebögen ausgewertet, die Auskunft über die Notfallkompetenz für die Reanimation in der Praxis und die dafür vorgehaltene Notfallausrüstung geben sollten. Obwohl 44,5  % der Befragten schon im Mittel vor 4,4 Jahren an einem Reanimationstraining und 14,7  % der Befragten bereits an einer realen Reanimation teilgenommen hatten, bestanden erhebliche Wissensdefizite. Nur 61,3  % kannten das richtige Kompressions-/Ventilationsverhältnis, nur 40,6  % die richtige Kompressionstiefe. Bei der Diagnose des Kreislaufstillstandes wussten 83,9  % den theoretischen Ansatz. Bezüglich des Erfolgs einer Defibrillation glaubten gerade 38,7  %, dass bei einem Zeitverlust pro Minute die Chance um 10  % sinkt. Immerhin hatten 64,6  % der Praxen einen Defibrillator, allerdings in circa 20  % ohne das notwendige Zubehör. Fast alle Praxen (99,2  %) hatten einen Beatmungsbeutel, aber nur 80,5  % den dazu notwendigen Sauerstoff. Auch bei den bevorrateten Notfallmedikamenten gab es Defizite. Bei der Fachzugehörigkeit zeigte sich eine bessere Notfallausstattung bei Anästhesisten (90 Punkte) vor den Internisten (79 Punkte). Als Fazit der Analyse erscheint die Forderung nach einem wiederholten Reanimationstraining für Ärzte im Notfalldienst trotz der Seltenheit des Auftretens berechtigt. Bei der Notfallausrüstung bedarf es bei bestimmten Fachrichtungen einer Nachbesserung.

Although medical emergencies are rare in physician's offices, they are a specific challenge. It is part of the doctor how to face up to this commitment. Sudden cardiac arrest is a special case of emergency and requires good knowledge as well as adequate equipment to supply. On this account 142 questionnaires were evaluated to provide information about the competence and equipment for resuscitation in physician's offices. Although 44,5  % of the respondents completed a resuscitation tutorial within the last years and 14,7  % already participated in a resuscitation, there were significant lacks of knowledge detectable. Only 61,3  % of the respondents knew the correct ventilation/compression-ratio and only 40,6  % knew how deep the compression should be. 83,9  % were aware of the diagnosis of cardiac arrest but only 38,7  % were in the know, that every minute of delay results in a 10  %-reduction of patient's chance to survive. A heart defibrillator existed in 64,6  % of physician's offices, but one-fith without necessary equipment. Nearly every physican's office (99,2  %) had an anaesthesia bag, but only 80,2  % offered the necessary oxygen. There were also deficits regarding the stored drugs used in case of emergency. Anaesthetists showed the best equipment to treat cases of emergency (90 points), followed by specialists in internal medicine (79 points). In conclusion, it seems eligible to call for repeated resuscitation tutorials for doctors working in the emergency medical service. Furthermore, it is necessary to improve the emergency equipment in physician's offices of certain specialisations.

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Korrespondenz

Prof. Dr. med. Peter Sefrin

Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte e. V.

Sandweg 11

97078 Würzburg

Email: 0931/284770

Email: 0931/284746