Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(10): 514
DOI: 10.1055/s-0028-1104645
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3 neue Virusstämme in Influenza-Impfempfehlung - Adjuvierter Impfstoff schützt Senioren zuverlässig vor Influenza

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Publication Date:
01 December 2008 (online)

 
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Zum ersten Mal seit zwanzig Jahren hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 3 neue Virusstämme in die Influenza-Impfempfehlung aufgenommen. Nach der relativ milden Influenza-Saison des vergangenen Jahres könnte nun wieder eine heftigere Erkrankungswelle bevorstehen. Besonders gefährdet sind Senioren im Alter über 60 Jahren. Aber auch das medizinische Personal sollte sich impfen lassen und - nicht zuletzt aus eigenem Interesse - mit gutem Beispiel vorangehen. Das forderte Prof. Peter Wutzler, Jena.

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Rasche Ausbreitung durch Tröpfcheninfektion

Die Influenza zählt nach wie vor zu den ernst zu nehmenden Seuchen, betonte der Experte. Während einer Epidemie werden schnell die Grenzen der Belastbarkeit des Gesundheitssystems erreicht. Das verdeutlichte Wutzler anhand des Beispiels der Influenza-Welle 1995/96 mit mehr als 8,5 Millionen Erkrankten allein in Deutschland. Für die besondere Infektiosität des Virus machte er die Variabilität des Erregers infolge von Antigendrift oder gar -shift verantwortlich. Zudem breitet sich die Tröpfcheninfektion sehr rasch aus. Allein durch Niesen werden Viruspartikel im Umkreis von einem Meter freigesetzt. Als eine nahezu sichere Variante, das Virus zu übertragen, nannte er, in die Hand zu niesen, um dann freundlich die Hände zu schütteln. Da nach Infektion alle 6 Stunden 1500 Viruskopien in den Wirtszellen produziert werden, sind die Betroffenen innerhalb kürzester Zeit schwer erkrankt.

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Aktuelle Impfstoffzusammensetzung gegen Influenza nach WHO-Empfehlung für die kommende Saison

  • A/H3N2/Brisbane/10/2007-like virus

  • A/H1N1/Brisbane/59/2007-like virus

  • B/Florida/4/2006-like virus

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Empfohlen: 75 %ige Durchimpfungsrate bei Risikopersonen

Diesem Ansturm von Erregern sind vor allem diejenigen hilflos ausgeliefert, deren Immunkompetenz nachgelassen hat. Dazu zählen in erster Linie Senioren aufgrund ihres trägeren Immunsystems, aber auch Immunsupprimierte und Menschen mit chronischen Erkrankungen. Mehr als 90 % der Influenza-Todesfälle, so Wutzler, sind unter den älteren Menschen über 60 Jahren zu finden. "Von einer 75 %igen Durchimpfungsrate bei Risikopersonen, wie sie empfohlen wird, sind wir aber noch weit entfernt", betonte der Virologe. Als einen der Hauptgründe, warum sich Gefährdete nicht impfen lassen, nannte er die nachlässige Empfehlungspraxis der Hausärzte. Jeder Dritte einer Befragung gab als Ursache für die versäumte Impfung an, dass er von seinem Hausarzt nicht auf die Wichtigkeit dieser prophylaktischen Maßnahme hingewiesen wurde.

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Komplikationen betreffen nicht nur Atemwege

Die mitunter lebensbedrohlichen Symptome und Komplikationen einer Influenza betreffen keineswegs nur die Atemwege. Das betonte Prof. Thomas Weinke, Potsdam. Er erinnerte daran, dass es sich bei atherosklerotischen Prozessen bei kardiovaskulären Risikopatienten insbesondere auch um eine chronische subklinische Inflammation des Gefäßendothels handelt. Ferner machte er deutlich, dass sich bei einer akuten Influenza-Infektion weder die Virusausbreitung noch der damit einhergehende Zytokinsturm allein auf den Respirationstrakt beschränkt. Insofern kann seinen Ausführungen nach eine Influenza durchaus kardiovaskuläre Komplikationen triggern, indem systemisch Entzündungsvorgänge vorangetrieben werden. Insbesondere kann es zur Destabilisierung von atherosklerotischen Plaques kommen, womit akute Gefäßereignisse ausgelöst werden können.

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Adjuvans verbessert Immunantwort

Die nachlassende Immunkompetenz, die eine Influenza-Impfung gerade bei Senioren als sinnvoll erscheinen lässt, stellt sich andererseits als limitierender Faktor für den Impferfolg dar. Der Schutzeffekt einer herkömmlichen Impfung sinkt bei ihnen auf 50-60 %. Verantwortlich dafür ist laut Weinke unter anderem eine Rückbildung des Thymus mit zunehmendem Alter sowie eine Abnahme immunkompetenter Zellen, die auch eine geringere Antikörperproduktion zur Folge hat. Als Ausweg aus diesem Dilemma empfahl der Experte die Applikation eines adjuvierten Impfstoffes. So bietet Fluad® mit dem Adjuvans MF59 und seinem Hauptbestandteil Squalen insbesondere gegenüber den gefährlicheren Influenzavirusvarianten der Stämme A H3N2 und A H1N1 eine wesentlich bessere Immunogenität als Vergleichsvakzine.

Auf welche Weise das Adjuvans die Immunantwort verbessert, erklärte Dr. Martina Weßling, Marburg. Ihren Ausführungen nach fördert die Emulsion die Einwanderung von reifen Makrophagen und wirkt somit als lokaler Immunmodulator. Zudem wird die Antigenaufnahme durch Monozyten gesteigert und die Differenzierung zu dendritischen, Antigen präsentierenden Zellen unterstützt. Nach vermehrter Einwanderung der dendritischen Zellen in die nahegelegenen Lymphknoten wird die Interaktion von T- und B-Zellen schließlich gefördert. Diese Vorgänge führen zu einem deutlich höheren Antikörpertiter als ihn herkömmliche Impfstoffe erreichen können. So kommt es selbst gegenüber gedrifteten Influenza-Virusstämmen zu einem besseren Schutz als die Schutzwirkung des Standardimpfstoffes gegenüber den ursprünglichen Erregern. Weßling berichtete, dass sich demzufolge die Seroprotektion gegenüber gedrifteten Influenzaviren auf 98 % steigern lässt, während dies bei einem Standard-Impfstoff nur bis zu 80 % möglich ist.

Martin Wiehl, Königstein-Falkenstein

Die Beitragsinhalte stammen von der Fachpressekonferenz "Besonders wichtig: Influenzaimpfung bei der Generation 65+" am 2. September 2008 in Frankfurt a. M. Veranstalter: Novartis Behring

Der Autor ist freier Journalist