Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2024; 31(04): 158-161
DOI: 10.1055/a-2357-6403
Kasuistik

Akuter Fall von Höhenkrankheit in Bolivien

Acute Case of Altitude Sickness in Bolivia
Jan Plazikowski Eike
1   Klinikum Garmisch-Partenkirchen, Klinik für Akut- und Notfallmedizin
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Anamnese

Die BExMed erreichte eine Anfrage eines beruflich Reisenden, der sich in Bolivien aufhielt und schon bald nach der Anreise Symptome akuter Höhenkrankheit bemerkte. Er bat per E-Mail um Hilfe und fachliche Einschätzung. Der körperlich gesunde 55-Jährige berichtete über beginnende Beschwerden während eines Zwischenstopps in Bogotá. Hier entwickelte er Kopfschmerzen, Müdigkeit und grippale Symptome. Trotzdem setzte er seine Reise nach Uyuni und später nach Potosí fort. Bis auf eine mit Losartan 50 mg 0,5-0-0,5 therapierte Hypertonie verneinte er Vorerkrankungen.

Anreise Hamburg – Uyuni

Der 55-Jährige flog von Hamburg über Paris nach Bogotá (2640 Hm). Ein Tag später von Bogotá über La Paz nach Uyuni (3671 Hm). Während des Flugs nach La Paz verschlechterte sich sein Zustand deutlich. Bei der Ankunft in Uyuni litt er unter starken Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen sowie ausgeprägter Müdigkeit und Erschöpfung. Nach einer Ruhephase von 10–15 h und dem Konsum von Mate-Tee besserten sich die Symptome zunächst.


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Fünf Tage Aufenthalt in Uyuni

In der ersten Nach konnte er aufgrund von Luftnot und Kopfschmerzen nicht schlafen. Am Morgen ging er aufgrund der Beschwerden in das örtliche Krankenhaus. Eine Messung der peripheren Sauerstoffsättigung (SpO2) ergab einen Wert von 70 %. Zusätzlich wurde eine hypertensive Entgleisung festgestellt. Er erhielt eine Stunde lang Sauerstoff über eine Maske verabreicht, wobei nach 30 min der Sauerstofffluss reduziert wurde. Die im Anschluss gemessene Sauerstoffsättigung betrug 95 %. Zusätzlich bekam er eine nicht näher bezeichnete Injektion zur Unterstützung der Höhenanpassung. Rezepte für Ibuprofen 400 mg und das Medikament Sorojchi (Acetylsalicylsäure 325 mg, Acetaminosalol 160 mg, Koffein 15 mg) wurden ausgestellt. Er gab an, beides regelmäßig eingenommen zu haben. Am Nachmittag arbeitete er wieder. Nach dem Krankenhausaufenthalt hatte sich sein Zustand deutlich verbessert, jedoch fühlte er sich noch leicht geschwächt. Ein COVID-19-Test fiel negativ aus.

Drei Tage nach dem Krankenhausbesuch verspürte er bei Anstrengung wieder leichte Atemnot sowie insbesondere in der Nacht Kopfschmerzen. In dieser Zeit konnte er nur schlecht schlafen und nahm erneut mehrmals beide Medikamente bei Kopfschmerzen, Schwäche und Unwohlsein ein.

Ein Tag später konnte er in gebessertem Allgemeinzustand arbeiten. Trotz leichter Atemnot nahm er an kleinen Bergwanderungen mit 200–300 m Höhenunterschied teil, seine Leistung war vergleichbar mit denen seiner Arbeitskollegen.

Am Morgen des folgenden Tages, Tag 5 seines Aufenthalts in Urunyi, wachte er erneut mit Kopfschmerzen und deutlich stärkeren Nackenschmerzen auf. Er trank 0,5 l Wasser und nach Einnahme von Ibuprofen besserten sich die Symptome. Er berichtete von symptomfreien Zeiten im Wechsel mit Kopfschmerzen und Nackenschmerzen. Ibuprofen nahm er nun nicht mehr regelmäßig, da er zwischenzeitlich symptomfrei war.


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Weiterreise per Jeep: Uyuni – Potosí

Geplant war nach 5 Tagen in Uyuni die Weiterreise nach Potosí (4090 Hm), dort u. a. Arbeiten an 2 Tagen in Minen am Cerro Rico auf etwa 4500 Hm. Vor der Weiterreise wurde bei ihm in Uyuni erneut die SpO2 gemessen, wobei sich hier Werte um 92 % zeigten. Zu diesem Zeitpunkt fand der Erstkontakt per E-Mail zur BExMed statt. Der Reisende erkundigte sich nach einer Einschätzung seines Zustands und möglichen Gefahren durch die Höhenkrankheit.


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Publication History

Article published online:
07 August 2024

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