physioscience 2024; 20(03): 144-145
DOI: 10.1055/a-2331-6634
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Kenntnisse und Ansichten australischer Physiotherapeut*innen über den Zusammenhang zwischen Klimawandel, Gesundheit und Physiotherapie

Australian Physiotherapists’ Knowledge and Views on the Relationship between Climate Change, Health and PhysiotherapyContributor(s):
Luijckx Eefje

Zusammenfassung

Hintergrund

Der Klimawandel ist ein wichtiges Thema, das auch die weltweite Gesundheit von Menschen und die Durchführung der Gesundheitsversorgung betrifft [4]. Bei der angestrebten Reduzierung des Klimawandels und seiner negativen Auswirkungen auf die Gesundheit spielen Physiotherapeut*innen eine Rolle, da sie den Klimawandel nicht nur durch ihr persönliches Handeln, sondern auch durch die Bildung von Patient*innen, Advocacy und Gesundheitsförderung beeinflussen können [1]. Es gibt eine wachsende Anzahl von Literatur, die diskutiert, wie Physiotherapeut*innen diese Rolle erfüllen können [4]. Zum Beispiel durch die Förderung der Nutzung von Verkehrsmitteln wie Radfahren oder Tretrollern, die die körperliche Aktivität steigern und gleichzeitig Treibhausgasemissionen und Luftverschmutzung reduzieren [5]. Physiotherapeut*innen können sich auch für die Gesundheit gefährdeter Gruppen während extremer Wetterbedingungen einsetzen und Maßnahmen ergreifen, die den ökologischen Fußabdruck der physiotherapeutischen Praxis reduzieren [1]. Welche Ansichten und Praktiken Physiotherapeut*innen in Bezug auf den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit haben, ist jedoch noch sehr wenig untersucht worden.


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Ziel

Chi et al. [2] wollten diese Wissenslücke mit einer Querschnittsstudie schließen, indem sie die Ansichten australischer Physiotherapeut*innen und ihren Umgang in der Praxis mit dem Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit untersuchten.


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Methode

Die Untersuchung erfolgte mithilfe der modifizierten Version einer veröffentlichten Umfrage mit 23 Fragen. Die erhobenen Daten wurden deskriptiv zusammengefasst. Die Studie wurde in 2 Phasen durchgeführt. Die Pilotphase umfasste die Entwicklung der Umfrage, um das Umfrageinstrument auf dessen Gültigkeit zu testen und zu bestimmen. In der zweiten Phase erfolgte die endgültige Umfrage.

Teilnehmende waren registrierte australische Physiotherapeut*innen. Basierend auf der Zielgruppe von 37 650 registrierten australischen Physiotherapeut*innen im Jahr 2020/2021 wurde eine Stichprobengröße von 381 als angemessen betrachtet. Der Umfragelink wurde über den Newsletter der Australian Physiotherapy Association (APA) im November 2022 beworben und über die beruflichen Netzwerke der Autor*innen verbreitet. Um die Sichtbarkeit dieser Forschung zu maximieren, wurden Informationen zur Umfrage auch an über 800 internationale Mitglieder der Environmental Physiotherapy Association (EPA) gesendet. Diese Rekrutierung könnte sich auf die Ergebnisse ausgewirkt haben, da die Mitglieder der EPA ein Interesse am Thema „planetare Gesundheit“ haben, was zu einem erhöhten Bias geführt haben könnte.

In die Studie eingeschlossen wurden in Australien registrierte Physiotherapeut*innen, die derzeit in Australien praktizieren. Teilnehmende wurden von der Studie ausgeschlossen, wenn sie im Ruhestand oder Physiotherapiestudierende waren. Berechtigte Teilnehmende füllten ein elektronisches Einverständniserklärungsformular aus. Sobald sie der Beteiligung zugestimmt hatten, konnten die Teilnehmenden auf die Online-Umfrage zugreifen und die Fragen anonym beantworten. Die Daten wurden zwischen Oktober 2022 und Januar 2023 gesammelt. Insgesamt griffen 130 Teilnehmende auf die Umfrage zu, nach den Screening- und Einverständnisprozessen wurden davon 95 (65 % Frauen) in die Analyse einbezogen. Diese sehr geringe Anzahl an Teilnehmenden führte dazu, dass eine Generalisierung der Ergebnisse nicht einfach erscheint. Zudem könnte ein Selbstselektionsbias bestehen, da Teilnehmende, die sich freiwillig gemeldet hatten, möglicherweise vor allem Physiotherapeut*innen sind, die eine erhöhtes Umweltbewusstsein haben und gut über den Klimawandel informiert sind.


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Ergebnisse

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass 90,4 % der Teilnehmenden sich der Existenz des Klimawandels bewusst sind und ihre potenzielle Rolle bei der Bewältigung des globalen Problems anerkennen. Nur eine kleine Anzahl (19 %) fühlte sich gut informiert über den Zusammenhang zwischen Klimawandel und persönlicher gesundheitlicher Auswirkungen. Dieses Ergebnis deutet auf eine wichtige und kritische Wissenslücke innerhalb der Physiotherapiebranche hin. Die meisten Teilnehmenden (83,9 %) betrachten den Klimawandel als relevant für die Physiotherapie, 79,6 % gaben an, dass der Klimawandel sich auf die Gesundheit ihrer Patient*innen auswirkt. Ein Mangel an Wissen (51,2 %) und Zeit (47,6 %) wurden als Hauptbarrieren identifiziert, klimabezogene Themen gegenüber Patient*innen anzusprechen. Diese Wissenslücke könnte sogar größer sein als berichtet, da es wahrscheinlich ist, dass die Teilnehmenden dieser Studie mehr Interesse an diesem Thema haben und über mehr Wissen dazu verfügen als der Großteil der Berufsgruppe. Maßnahmen, von denen die Teilnehmenden glauben, diese seien hilfreich, um das globale Problem anzugehen, umfassen die kontinuierliche Weiterbildung zu Klimawandel und Gesundheit (77,2 %), Richtlinien, die durch physiotherapeutische Verbände bereitgestellt werden (77,2 %), und Informationsmaterialien für Patient*innen (77,2 %).


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Schlussfolgerungen

Die meisten Teilnehmenden sind der Meinung, dass die APA eine bedeutende Advocacy-Rolle in Bezug auf Klimawandel und Gesundheit spielen sollte (70,9 %). Weniger als die Hälfte der Befragten denkt, dass ihr Beruf eine bedeutende Rolle bei der Advocacy und der Aufklärung der Öffentlichkeit über die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels spielt. Bei Studien, in denen Ärztinnen bzw. Ärzte zu diesem Thema befragt wurden, waren 80 % der Ansicht, dass ihr Beruf die Verantwortung hat, das Bewusstsein von Patient*innen und Öffentlichkeit für die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels zu schärfen [3]. Es kann sein, dass Physiotherapeut*innen sich im Vergleich zu Ärztinnen bzw. Ärzten als weniger einflussreich bei der Sensibilisierung von Patient*innen und der Öffentlichkeit für den Klimawandel wahrnehmen.


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Publication History

Article published online:
06 August 2024

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Georg Thieme Verlag KG
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  • Literatur

  • 1 Stanhope J, Maric F, Rothmore P. et al. Physiotherapy and ecosystem services: improving the health of our patients, the population, and the environment. Physiother Theory & Practice 2023; 39: 227-240
  • 2 Chi L, Boucaut R, Li LSK. et al. Australian physiotherapists’ knowledge and views on the relationship between climate change, health, and physiotherapy. Physiother Res Int 2024; 29: e2085
  • 3 Sarfaty M, Kreslake J, Ewart G. et al. Survey of international members of the American Thoracic Society on climate change and health. Ann Am Thoracic Soc 2016; 13: 1808-1813
  • 4 Foo R. The role of physiotherapy in climate change mitigation. Physiother 2016; 102: e5
  • 5 Maric F, Nicholls D. A call for a new environmental physiotherapy-An editorial. Taylor & Francis 2019; 35: 905-907 DOI: 10.1080/09593985.2019.1632006.
  • 6 Jones LE. Physiotherapy and the Earth’s global climate: a need for cultural change. Physiother Res Int 2009; 14: 73-76
  • 7 Li LSK, Fryer CE, Chi L. et al. Physiotherapy and planetary health: a scoping review. Europ J Physiother 2024; 1-11
  • 8 Barna S, Maric F, Simons J. et al. Education for the Anthropocene: Planetary health, sustainable health care, and the health workforce. Medical Teacher 2020; 42: 1091-1096
  • 9 Physiotherapy W, Hrsg. World Physiotherapy member organisations vote to change structure to a charitable incorporated organisation. London, UK: World Physiotherapy. 2023