Sportphysio 2024; 12(02): 60-62
DOI: 10.1055/a-2242-4942
Research

Research

Katrin Veit

Achillessehnenruptur

OP verringert die Atrophie der Wade nicht

Eine Achillessehnenruptur führt auch noch Jahre nach der Verletzung zu Funktionsverlusten, verminderter Wadenkraft, Verlust an Muskelmasse und einer Verlängerung der Achillessehne. Die Behandlungswahl (operativ vs. konservativ) hat nur geringe Auswirkungen auf die Funktion. Dennoch senkt eine OP das Rerupturrisiko deutlich, und es wird angenommen, dass sie die Muskelatrophie und die Sehnenverlängerung im Vergleich zu einer nichtoperativen Behandlung verringert. Der Kopenhagener Behandlungsalgorithmus für die Achillessehnenruptur (Copenhagen Achilles Rupture Treatment Algorithm = CARTA, [ Abb. 1 ]) wurde entwickelt, um auf der Grundlage der ultrasonografischen Bewertung eine individuelle Behandlungswahl treffen zu können.

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Abb. 1 Übersetzung des Kopenhagener Behandlungsalgorithmus für die Achillessehnenruptur nach Hansen et al. 2020. (Quelle: © Thieme)

In einer randomisierten Studie untersuchten deshalb dänische Forschende, ob die Auswahl der Behandlung mit CARTA die Muskelatrophie und die Sehnenverlängerung im Vergleich zwischen operativ und konservativ behandelten Personen verringern kann. 54 Personen mit einer akuten Achillessehnenruptur wurden nach dem Zufallsprinzip im Verhältnis 1:1:1 einer CARTA-Behandlung (Intervention), einer operativen Behandlung (Kontrolle) oder einer nichtoperativen Behandlung (Kontrolle) zugeteilt. Nach einem Jahr wurde ein MRT durchgeführt und das Muskelvolumen und die Achillessehnenlänge wurden gemessen. Es wurden keine statistisch signifikante Unterschiede zwischen der Interventions- und den beiden Kontrollgruppen in Bezug auf Muskelvolumen und Sehnenlänge festgestellt. Der Vergleich zwischen der betroffenen und der nichtbetroffenen Extremität zeigte in allen 3 Gruppen eine statistisch signifikante Muskelatrophie (24–30 %) und Sehnenverlängerung (M. soleus: 59–76 %; M. gastrocnemius: 8–14 %) der betroffenen Extremität.

FAZIT

Zwischen den 3 Gruppen wurde kein Unterschied in Bezug auf die Atrophie der Wadenmuskulatur oder die Sehnenverlängerung festgestellt.

Dies steht im Gegensatz zu bisheriger Literatur, in der gezeigt wurde, dass ein operativer Eingriff die Atrophie und die Sehnenverlängerung reduziert. Die Wirksamkeit der Operationstechnik ist eine Voraussetzung für das Funktionieren von CARTA. Der Algorithmus ist obsolet, wenn die OP nicht die gewünschte biomechanische Stabilität bringt und die Atrophie und Verlängerung der Wadenmuskeln reduziert. Die Heilung einer Sehnenruptur ist ein multifaktorieller Prozess, der von Genetik, Zytokinen, Stammzellen, Immobilisation, Rehabilitationsprotokoll und den Erwartungen der Betroffenen beeinflusst wird. Es ist wahrscheinlich, dass die individuelle Behandlungswahl auf einer Kombination dieser Faktoren beruhen sollte, um effektiv zu sein.

AUF EINE BLICKS

Design: Vordefinierte Sekundäranalyse einer RCT

Teilnehmer: 60 Patient*innen nach Achillessehnenruptur

Parameter: Atrophie der Wadenmuskulatur und Verlängerung der Achillessehne

Resultate: Die individualisierte Behandlung einer akuten Achillessehnenruptur mithilfe eines ultraschallgestützten Auswahlalgorithmus führte im Vergleich zur operativen bzw. nichtoperativen Behandlung nicht zu einer Verringerung der Wadenmuskelatrophie oder der Sehnenverlängerung. Auch die operative Behandlung reduzierte weder die Wadenmuskelatrophie noch die Sehnenverlängerung im Vergleich zur nichtoperativen Behandlung.

Katrin Veit

Barfod KW, Overgård AB, Hansen MS et al. Effect of the Copenhagen Achilles Rupture Treatment Algorithm (CARTA) on calf muscle volume and tendon elongation after acute Achilles tendon rupture: A predefined secondary analysis of the first 60 patients in a randomized controlled trial. Orthop J Sports Med 2023; 11 (11): 23259671231211282


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Publication History

Article published online:
24 April 2024

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