Im OP 2024; 14(02): 56-57
DOI: 10.1055/a-2209-0233
Tipps · Trends

Tipps · Trends

Bessere Versorgung beim Kaiserschnitt gefordert

Universitätsklinikum Bonn

In einer Kooperation der Unikliniken Bonn und Jena wurde im Rahmen des Schmerzregisters QUIPS (Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie) eine Studie durchgeführt, die die Schmerzbelastung nach Kaiserschnittgeburten anhand einer Befragung von Wöchnerinnen unter die Lupe nahm. In die Studie flossen die Angaben von knapp 12 000 Patientinnen ein, die per Kaiserschnitt geboren hatten. Die Wöchnerinnen wurden am Tag nach dem Kaiserschnitt zu ihrem Befinden befragt. Auf einer Skala von 0 bis 10 (0 = kein, 10 = stärkster Schmerz) berichteten sie im Median von einer Schmerzintensität von 7. Aufgrund ihrer Schmerzen fühlten sich die Mütter erheblich in ihrer Stimmung, Mobilität, Atmung und beim Schlafen beeinträchtigt. Es zeigte sich auch, dass die Versorgung mit Schmerzmitteln unzureichend war – so erhielten nur circa 12 % der Frauen sogenannte PCA-Pumpen, mit denen sich die Schmerzmittelgabe selbst steuern lässt. Als Risikofaktoren für starke Schmerzen wurden schon vor dem Kaiserschnitt bestehende chronische Schmerzen identifiziert. Zu den Faktoren, die sich günstig auf das Schmerzerleben auswirkten, gehörten – neben den erwähnten Schmerzpumpen – auch Ablenkung, Entspannung, Mobilisation, Gespräche und eine Schmerzerfassung auf Station. Die Erstautorin der Studie, Norah Emrich, stellt fest: „Mehr als die Hälfte aller Patientinnen leidet nach diesem Eingriff unter starken Schmerzen. Das ist zu viel. Im Vergleich zu den Frauen, die nach ihrem Kaiserschnitt weniger starke Schmerzen hatten, gaben diese Frauen in der Befragung mehr als dreimal so häufig an, sie hätten sich mehr Schmerzmittel gewünscht als sie bekommen haben. Es sind also nicht, wie manchmal behauptet, die Frauen, die die Schmerztherapie ablehnen.“ Winfried Meißner vom Uniklinikum Jena, Koordinator des Schmerzregisters, betont die nötigen Konsequenzen der Ergebnisse: „Eine adäquate Schmerzbehandlung basierend auf medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien sollte integraler Bestandteil der Versorgung bei Kaiserschnitten sein und nun endlich mit höchster Priorität umgesetzt werden.“



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
20. Februar 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany