Dtsch Med Wochenschr 2024; 149(07): 375-385
DOI: 10.1055/a-2186-1762
CME-Fortbildung

Medizinische Notfälle an Bord von Verkehrsmitteln

Medical emergencies on board of means of transport
Jochen Hinkelbein
,
Sunil Jagoda

Medizinische Notfälle treten immer und überall auf. Die Versorgung von Patienten an Bord von Verkehrsmitteln ist nicht mit der Qualität und Routine möglich, wie sie im boden- oder luftgebundenen Rettungsdienst stattfindet. Nichtsdestotrotz gibt es einige Konzepte zur Patientenversorgung. Der Beitrag beschreibt für die Szenarien Bahn-, Schiffs- und Flugreisen typische notfallmedizinische Probleme und stellt die vorhandenen Möglichkeiten zur praktischen notfallmedizinischen Hilfe vor.

Abstract

Medical emergencies occur always and everywhere. The care of patients on board means of transport is not possible with the quality and routine that takes place in ground- or air-based emergency services. Nevertheless, there are some concepts for patient care. The article describes typical emergency medical problems for the scenarios of train, ship and air travel and presents the existing possibilities for practical emergency medical assistance.

Kernaussagen
  • Der geringere Umgebungsdruck in der Kabine eines Flugzeugs resultiert in einem niedrigeren Sauerstoffpartialdruck und verursacht im Flug beim Passagier eine milde Hypoxie mit Abfall der Sauerstoffsättigung auf 90–95% beim Gesunden.

  • Notfälle während des Fliegens sind meist Folge einer Verschlechterung des vorbestehenden Zustands (65%) und nur selten neu aufgetretene Erkrankungen (28%).

  • Kardiale Notfälle sind die häufigsten Ursachen für unplanmäßige Zwischenlandungen (sog. Diversions).

  • In Flugzeugen mit mehr als 30 Sitzplätzen wird zusätzliches Material gefordert, das in der Regel unter Verschluss gehalten wird und nur medizinischem Fachpersonal zugänglich ist (Emergency Medical Kit, EMK/Doctor’s Kit, DK).

  • Grundsätzlich gilt an Bord das Haftungsrecht des Landes, unter dessen Flagge das Flugzeug registriert ist.

  • Der Zugang zu einem ICE/Zug im Gleisbett ist oftmals problematisch, und der Zug kann nicht selten nur zu Fuß erreicht werden. Aufgrund dessen bietet sich eine Mitalarmierung eines Hubschraubers zur notfallmedizinischen Versorgung an.

  • Notfallmedizinisches Equipment gibt es in jedem Zug, jedoch oft nur kleinere Verbandskästen.

  • Bei einer Entfernung von teils mehreren hundert oder tausend Kilometern vom Festland oder medizinischer Hilfe ist eine Evakuierung von verletzten oder erkrankten Passagieren von Schiffen nicht generell machbar.

  • Ab einer Personenanzahl von 100 ist ein Arzt an Bord eines Schiffes vorgeschrieben.



Publication History

Article published online:
13 March 2024

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