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DOI: 10.1055/a-2175-6659
Nachruf: Prof. Dr. med. Heinrich Becker
Prof. Dr. med. Heinrich Becker ist am 03. 09. 2023 im Alter von 65 Jahren nach langer Krankheit verstorben.
Heinrich Becker studierte Medizin am Universitätsklinikum Marburg, begann 1984 als Assistenzarzt in der Poliklinik des Marburger Universitätsklinikums unter Leitung von Prof. Dr. Peter von Wichert, promovierte 1988 und hat hier auch die Ausbildung zum Internisten, Pneumologen und Schlafmediziner absolviert. Sein besonderes wissenschaftliches Interesse lag schon sehr früh in der Schlaf- und Beatmungsmedizin, wobei unter der Leitung von Prof. Dr. Hermann Peter das Team des Marburger Schlaflabors zu den Pionieren der Schlafmedizin in Deutschland und auch international gehörte. So entstand 1982 in Marburg das erste Schlaflabor in einer Klinik für Innere Medizin. In lebendiger Erinnerung bleiben aus dieser Zeit immer noch das „Marburger Zeitreihenlabor“ und der „Marburger Koffer“.
Ab 1985 war Heinrich Becker Mitglied der Arbeitsgruppe „Zeitreihenanalyse“ und gemeinsam mit Herrmann Peter führte er in Deutschland 1986 die erste CPAP-Therapie der Schlafapnoe durch.
Besonders erwähnenswert ist, dass Heinrich Becker entscheidend zum großen Erfolg nationaler, aber v. a. auch internationaler Kongresse für Schlafmedizin in Marburg beigetragen hat. Als Beispiele seinen hier das „3rd International Marburg Symposium on Cardiocirculatory Function during Sleep“ 1994 und der „5th World Kongress on Sleep Apnea” 1997 genannt.
Im Laufe der Jahre baute die Marburger Gruppe eine ganze Reihe von internationalen Kooperationen auf. Vor diesem Hintergrund erhielt Heinrich Becker Auslandsstipendien (u. a. von der DFG) und arbeitete von 1994–1996 am Woolcock Institut, University of Sidney in Australien. Leiter des Institutes war der beinahe legendäre Prof. Colin Sullivan, der weltweit erstmals Ergebnisse zur Therapie der OSA mit CPAP in Lancet publizierte (Sullivan CE, Issa FG, Berthon-Jones M et al. Reversal of obstructive sleep apnoea by continuous positive airway pressure applied through the nares. Lancet 1981; 1: 862–865).
Heinrich Becker forschte in Sydney v. a. zu physiologischen Mechanismen der Atemregulation. Auch seine Untersuchungen zum Einfluss der obstruktiven Schlafapnoe auf den Hypertonus wurden international stark beachtet (z. B. Becker HF, Piper AJ, Flynn WE et al. Breathing during sleep in patients with nocturnal desaturation. Am J Respir Crit Care Med 1999; 159: 112–118. Becker HF, Jerrentrup A, Ploch T et al. Effect of nasal CPAP treatment on blood pressure in patients with obstructive sleep apnea. Circulation 2003; 107: 68–73).
Nach seiner Rückkehr aus Australien wurde Heinrich Becker im Jahr 1999 Oberarzt in seiner Klinik in Marburg. Hier hat er seine wissenschaftliche Arbeit mit einer Reihe von Publikationen erfolgreich fortgesetzt und war zur Thematik Schlaf- und Beatmungsmedizin bei nationalen und internationalen Kongressen sehr aktiv.
Unvergessen bleiben uns die immer konstruktiven und nicht selten auch kontroversen Diskussionen i. R. der regelmäßig stattfindenden interdisziplinären Seminare zum Thema „Beatmungs- und Schlafmedizin“.
Als Prof. Herrmann Peter krankheitsbedingt zurücktrat, wurde Heinrich Becker von 2001–2006 ärztlicher Leiter des Schlaflabors in der pneumologischen Abteilung des Marburger Universitätsklinikums, die nach der Berentung seines Vorgängers nun von Prof. Dr. Claus Vogelmeier geleitet wurde. Anschließend war er von 2006–2019 Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Internistische Intensivmedizin und Weaningzentrum in der Asklepios Klinik Barmbek und hat mit seinem profunden Wissen die Hamburger und norddeutsche pneumologische Community bereichert.
Als Kollegen und Freunde haben wir Heinrich Becker sehr geschätzt. Er war wissenschaftlich und fachlich exzellent, gleichzeitig in seinem ärztlichen Beruf sehr patientenorientiert. Er war uns ein liebenswerter Freund und Kollege. Gemeinsam mit seinen zahlreichen Wegbegleiter*innen in der Pneumologie, Intensiv- und Schlafmedizin trauern wir um Heinrich Becker und werden ihn in wärmster Erinnerung behalten.
Martin Bachmann
Carl-Peter Criée
Christian-Ole Feddersen
Ingo Fietze
Jens Geiseler
Ludger Grote
Holger Hein
Stefan Kluge
Dieter Köhler
Ulrich Köhler
Wulf Pankow
Thomas Penzel
Amanda Pieper
Thomas Podszus
Kurt Rasche
Hartmut Schneider
Bernd Schönhofer
Bernd Schucher
Claus Vogelmeier
Peter von Wichert
Axel von Bierbrauer
Michael Westhoff
Publication History
Article published online:
14 November 2023
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