Sportphysio 2024; 12(01): 55
DOI: 10.1055/a-2171-0386
Notes
Veranstaltungsbericht

3. MTT-Symposium in Waldenburg

Katrin Veit

Update Medizinische Trainingstherapie unter dem Motto „Therapeutische Allianzen“

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Die Referenten des MTT-Symposiums in Waldenburg zwischen den Organisatoren und Moderatoren Volker Sutor (ganz links) und Frank Diemer (zweiter von rechts). (Quelle: © DIGOTOR GbR)

Zum dritten Mal fanden sich am Samstag, 07.10.2023 hochkarätige Referenten und über 250 Teilnehmer für das MTT-Symposium an der Sport- und Physioschule in Waldenburg ein. Eine Teilnahme war sowohl in Präsenz als auch via Livestream möglich. Der Veranstalter „Fortbildungen für Orthopädische Medizin und Manuelle Therapie – DIGOTOR GbR“ in Kooperation mit dem Fortbildungsinstitut am Berufskolleg Waldenburg lud Referenten aus verschiedenen medizinischen Fachbereichen ein. Die Moderation übernahmen mit viel Hintergrundwissen und Humor Frank Diemer und Volker Sutor von der DIGOTOR Gbr.

Sprunggelenk und Achillessehne

Am Vormittag stand die untere Extremität im Mittelpunkt. Prof. Dr. med. Christoph Becher aus Heidelberg referierte zum Thema Sprunggelenkschirurgie mit dem Fokus auf Außenband- und Achillessehnenrupturen. Volker Sutor schloss als Physiotherapeut direkt an das Thema an und berichtete über die Nachbehandlung nach Achillessehnenrekonstruktion. Er ist sich sicher, dass eine frühfunktionelle Nachbehandlung mit defizitorientierter Verlaufskontrolle über Tests und Scores und einem rationalen Belastungsaufbau sinnvoll und evidenzbasiert ist.

Dr. Christoph Spang aus Würzburg stellte danach seine sportwissenschaftliche und trainingstherapeutische Sicht der Achillessehnentendinopathie dar. Er ging auf die Grundlagen (schrittweise Erhöhung der Belastung und der Komplexität hin zu gewünschter Funktion) und das optimale Management in der Therapie ein („Give tendons the load they like!“).


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Knie und Hüfte

Im zweiten Block am Vormittag ging es um Knie- und Hüftgelenk: Prof. Dr. med. Philipp Niemeyer aus München fokussierte seinen Vortrag auf Osteotomien bei Arthrose, Knorpelschäden und Instabilitäten des Knies. Dr. rer. nat. Eduard Kurz (Dipl.-Sportwissenschaftler) ergänzte das trainingswissenschaftliche Fachwissen hinsichtlich Steuerung der Reha-Progression bei Knieverletzungen. Wichtige Begriffe wie der LSI und die Pre-Injury-Werte wurden genauer beleuchtet. Ein Update aus der Hüftchirurgie kam von Dr. med. Wolfgang Zinser. Er berichtete von der Hüftgelenksumstellung und knorpelregenerativen Verfahren. Ergänzend hierzu referierte Physiotherapeut Wolfgang Schoch aus Freiburg zum Thema konservative Therapie bei Patienten mit Hüftgelenksimpingement. In den Vortragspausen konnten Teilnehmer Fragen stellen und die angegliederte Fachausstellung besuchen.


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Hart, aber fair

Der Nachmittag startete mit dem Thema Barrieren und Chancen innerhalb des therapeutischen Teams Arzt/Sportwissenschaftler/Physiotherapeut. In einer Podiumsdiskussion frei nach dem Motto „Hart, aber fair“ diskutierten unter anderem Prof. Dr. med. Philipp Niemeyer, Dr. med. Wolfgang Zinser, Matthias Keller und Frank Diemer miteinander und analysierten gemeinsam Ursachen für hohe Rezidiv- und geringe Return-to-Sport-Raten auf das Preinjury Level. Des Weiteren wurde der Frage nachgegangen, wie eine interprofessionelle Zusammenarbeit verbessert und die Kommunikation untereinander erleichtert werden könnte.


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HWS und LWS

Ein intensiver Block über die HWS und LWS rundete den Tag ab. Physiotherapeut Frank Diemer analysierte das adaptive Potenzial der Bandscheibe und stellte sich der Frage, ob die lumbale Bandscheibe eher als Schicksal oder als Chance betrachtet werden kann. Er ist der Meinung, dass degenerative Erkrankungen als Systemerkrankungen angesehen und auch dementsprechend therapiert werden sollten. Zudem weist er auf die klinischen Effekte von aktiver Therapie hin, die unbestritten und unabhängig von strukturellen Veränderungen gelingen kann. Christoph Thalhamer, ebenfalls Physiotherapeut und Lehrbeauftragter der FH Burgenland, erläuterte die optimale Nachbehandlung nach chirurgischen Eingriffen an der HWS. Er beleuchtete die wenigen Studien und betonte, dass motorische Kontrollübungen in der Nachbehandlung tolerabel sind und ein Krafttraining erst nach der knöchernen Durchbauung gestartet werden sollte. Alexander Beckmann ging in seinem Kurzvortrag der Frage nach, was an der HWS eigentlich wirkt: Finetuning oder Stiernacken? Letztendlich ist diese Frage nicht zu beantworten, da unterschiedliche Trainingsformen zu identischen klinischen Ergebnissen führen. Die Patientenpräferenz sollte daher in den Mittelpunkt gestellt werden.

Die Veranstalter bedankten sich bei allen Referenten, Teilnehmern, Helfern und Partnern für einen spannenden Tag und intensiven fachlichen Austausch. Tobias Horel von „Physio Meets Science“ zog am Ende des Tages folgendes Fazit: „Fachlich qualitativ auf sehr hohem Niveau und auf den Punkt gebracht!“

Katrin Veit


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Publication History

Article published online:
02 February 2024

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