Zeitschrift für Phytotherapie 2023; 44(06): 268-273
DOI: 10.1055/a-2157-4749
Forschung

Johann Andreas Eisenbarth (1663–1727) und Todo Yoshimasu (1702–1772)

Ein Vergleich der Medizin des Barocks und der japanischen Edo-Zeit
Silke Cameron
1   Abteilung Gastroenterologie und Allg. Innere Medizin, Klinikum Hann. Münden
2   Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie, Universitätsmedizin Göttingen
› Author Affiliations

Einleitung

Der Gebrauch von Arzneipflanzen ist über Jahrhunderte zumeist über Klostergärten tradiert. Im Barock öffnete sich die Medizin. Apotheker und Ärzte waren als Akademiker in Städten ansässig, während Chirurgen als Handwerker ihre Dienste leisteten wo sie gebraucht wurden. Johann Andreas Eisenbarth (1663–1727) war Meister seines Faches ([Abb. 1]). Er führte bereits komplexe Operationen, wie die Entfernung von Blasensteinen und die Operation von Inguinalhernien durch. Als Chirurg durfte er Arzneidrogen zunächst nur perioperativ für die Operationsvorbereitung und in der postoperativen Behandlung, z. B. als Wundauflagen, verwenden. Er erwarb umfangreiche Kenntnisse auch durch die Nachbeobachtung und die Behandlung rekonvaleszenter Patienten mit detaillierter Dokumentation. Dies ermöglichte ihm im Verlauf den Titel ‚Doktor‘ zu tragen und die Medikamente der Zeit zu verwenden: Abführmittel zur Operationsvorbereitung, verschiedene Mischungen zur Stärkung der Körperkonstitution, und postoperativ schmerzstillende Drogen.

Zoom Image
Abb. 1 Dr. Eisenbarth und Prof. Hiromichi Yasui in Hannoversch Münden.

Während in Deutschland der Dreißigjährige Krieg und die Zeit der stärksten Hexenverfolgung gerade zu Ende gegangen waren, herrschten in Japan die Tokugawa-Shogune: Die Edo-Zeit, benannt nach der Hauptstadt Edo (Tokyo), war die längste Friedenszeit der japanischen Geschichte. Es war die Zeit, in der sich Japan dem Westen gegenüber abschloss. Nach den vorangegangenen Kriegen der Daimyo blühte der Handel. Auch die Medizin konnte sich eigenständig entwickeln. Einer der Hauptvertreter dieser Zeit war Todo Yoshimasu (1702–1772). Er legte Wert auf eine ausführliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung des Abdomens, die Palpation des Pulses und die Inspektion der Zunge. Die Beurteilung der Körperkonstitution (sho) führte zum Medikament (ho). Dieser Artikel soll die Besonderheiten der damaligen Medizin um Johann Andreas Eisenbarth und Todo Yoshimasu aufzeigen. Vielleicht kann er helfen zu erkennen, dass wir gar nicht so anders sind, und doch so weit entfernt.



Publication History

Article published online:
05 December 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany