Allgemeinmedizin up2date 2024; 05(02): 141-153
DOI: 10.1055/a-2143-9294
Allgemeines - Notfall - Prävention

Umgang mit Zufallsbefunden in der hausärztlichen Praxis

Thomas Kötter

Zufallsbefunde gehören zum hausärztlichen Alltag. Ob sie für den Patienten/die Patientin einen Glücksfall darstellen oder nur eine Kaskade unnötiger, teils schädlicher Diagnostik nach sich ziehen, lässt sich im Einzelfall – wenn überhaupt – erst hinterher sagen. Dieser Artikel erläutert und illustriert durch Fallbeispiele, wie Zufallsbefunde zustande kommen, wie sie sich vermeiden lassen und wie ein rationaler Umgang mit Zufallsbefunden aussieht.

Kernaussagen
  • Zufallsbefunde können dann entstehen, wenn eine indizierte Untersuchung nicht unabhängig von einer oder mehreren nicht indizierten Untersuchungen erfolgen kann.

  • Um so wenig Zufallsbefunde wie möglich zu produzieren, sollte die Diagnostik immer klar indiziert sein und nicht indizierte Diagnostik – soweit möglich – unterlassen werden.

  • Eine gelingende Kommunikation, idealerweise nach dem ICE-Konzept, ist eine wesentliche Grundlage für eine hohe Indikationsqualität und trägt zur Vermeidung von Zufallsbefunden bei.

  • Eine gute Anamnese und eine zielgerichtete körperliche Untersuchung können sowohl helfen, Zufallsbefunde zu vermeiden, als auch dazu beitragen, im Rahmen der Abklärung von Zufallsbefunden eine mitunter schädliche Diagnostikkaskade in Gang zu setzen.

  • Die hausärztliche Strategie des abwartenden Offenhaltens der Diagnose nach Ausschluss abwendbar gefährlicher Verläufe sowie der Stufendiagnostik dienen ebenfalls sowohl der Vermeidung von Zufallsbefunden als auch einem patient*innenorientierten Umgang mit ihnen.



Publication History

Article published online:
23 May 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany