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DOI: 10.1055/a-2094-8284
Wohltuende Gespräche als psychologische Brücke
Palliativbetreuung ist eine Herausforderung für alle Beteiligten: das Thema zu kommunizieren, ist keine leichte Aufgabe. Klaus-Dieter Neander, M.M. Master of Mediation, ist u. a. erfahrener Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Palliativ Care. Aus seinen Praxiserfahrungen in der Palliativbetreuung kann die breite Öffentlichkeit viele Erkenntnisse herleiten. Gewaltfreie Kommunikation und Empathie sind zwei wichtige Bausteine in seinen konzeptionellen und schlüssigen Überlegungen.
Profitieren können von diesem Werk Pflegekräfte, Mediziner, ehrenamtliche Sterbebegleiter und alle Interessierten im Bereich der Palliativbetreuung.
In einer Palliativabteilung spürt man die eigene Endlichkeit. Der Palliativ-Begriff bedeutet „bemänteln“ bzw. „schützen“. Palliavmedizin ist somit als die ganzheitliche medizinische Betreuung von unheilbar kranken Menschen zu verstehen, und zwar grundsätzlich im Krankenhaus, wo das Palliativpersonal ununterbrochen zur Verfügung steht.
Neander bezieht sich auf die Konzeption der „Gewaltfreien Kommunikation“ (GfK) nach Rosenberg. Diese erfolgt in vier Schritten: „Beobachtung“, „Gefühl“, „Bedürfniss“ und „Bitte formulieren“(vgl. S. 28–31). GfK möchte Kommunikationsprozesse gewaltfrei lösen. Schamgefühle werden in der Pflegestation oft mit Gewalt gebrochen (vgl. S. 55). Dabei gehört Empathie zu den Fundamenten der Palliatibetreuung. Nach Rosenberg (2013) bedeutet Empathie „ … den Verstand leer machen und mit dem ganzen Wesen zuhören“ (vgl. S. 70). In der Praxis wird die Palliativbetreuung oft mit diversen Konflikten konfrontiert: Sachkonflikte, Konflikte wegen gegensätzlicher Überzeugungen und Beziehungskonflikte (vgl. S.87). In der Palliativpflege müssen Konflikte immer auf Basis der gewaltfreien Kommunikation gelöst werden. Gibt es ein gutes Sterben? Es lassen sich folgende Kriterien für ein `gutes Sterben` benennen: ein „ruhiger Sterbeverlauf“, „selbstbestimmt“, „begleitet“ und „gelassen“ (vgl. S. 129). Die eigene Kommunikationsfähigkeit wird im Palliiativbereich oft überschätzt, und es kann aufgrund mangelnder Kommunikation sogar zu Schadensfällen kommen. Man spricht in diesem Zusammenhang vom „Lake-Wobegon-Effekt“ (vgl. S. 157). Gefordert wird eine fachliche Kommunikationskompetenz für Pflegende und Medizinpersonal. Schmerz und Trauer werden von Menschen unterschiedlich verarbeitet. Bei einigen kann es zu psychosomatischen Beschwerden kommen (vgl. S. 182).
Zu den Stärken der Arbeit Neanders gehören Authentizität, Courage, Offenheit und Praxisbezug zum Thema Sterben und Tod. Kommunizieren mit Empathie bzw. empathisches Verstehen in der Palliativbetreuung heißt, die Emotionalität des Gegenübers zu verstehen und richtige Antworten zu geben.
Siegmund Pisarczyk, Hamburg
Publication History
Article published online:
12 July 2023
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