Zahnmedizin up2date 2023; 17(02): 78-79
DOI: 10.1055/a-2080-9951
Studienreferate

Stabilität der Oberkieferfrontzähne bei Jugendlichen nach 2 Jahren Retention: eine randomisierte kontrollierte Studie zum Vergleich von zwei geklebten und einem vakuumgeformten Retainer

Rezensent(en):
Britta A. Jung

Fragestellung: Ziel der prospektiven und randomisierten Studie war es zu untersuchen, wie effektiv verschiedene Methoden zur Retention nach Multibandbehandlung sind. Dazu wurden 3 unterschiedliche Retentionsformen für den Oberkiefer untersucht: 3–3 Kleberetainer, 2–2 Kleberetainer sowie die Retention über Retentionsschienen in Bezug auf die posttherapeutische Stabilität. Die Retentionsschiene bedeckte die gesamte Dentition im Oberkiefer bis einschließlich der zweiten Molaren. Konkret wurden die Abweichungen im Bereich der oberen Frontzähne/Kontaktpunktabweichungen (Irregularitätsindex nach Little) analysiert.

Material und Methoden: Dazu wurden 90 gesunde Patienten (54 Mädchen und 36 Jungen, durchschnittliches Alter: 13,9 Jahre) auf die drei Retentionsgruppen per Randomisierung im Verhältnis 1 : 1 : 1 verteilt. Es wurden Abweichungen jeweils vor der Behandlung (T0), nach Ende der aktiven Behandlungsphase (T1, Zeitpunkt der Entbänderung) und nach einer 2-jährigen Retentionszeit (T2) erfasst und analysiert. Dazu wurden die analogen Oberkiefermodelle der Patienten zu den unterschiedlichen Untersuchungszeitpunkten digitalisiert und ausgewertet (OnyxCeph 3TM, Image Instruments, Chemnitz, Deutschland). Sekundäre Endpunkte waren Abweichungen in Zahnbogenlänge, interkanine Distanz, transversaler Abstand der Molaren, Rotationen im Bereich der Frontzähne sowie Veränderungen in Overjet und Overbite.

Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigten in der Zusammenfassung für alle Retentionsgruppen zum Zeitpunkt T2 lediglich geringe Veränderungen in Bezug auf die Mehrzahl der untersuchten Parameter. Unterschiede zeigten sich vor allem in Bezug auf Zahnrotationen und im Bereich der interkaninen Distanz: Im Gegensatz zu 2–2-Kleberetainern und Retentionsschienen ergaben sich für die 3–3-Retainergruppe die geringsten Rotationen. Die interkanine Distanz war in der Schienengruppe leicht erhöht, verringerte sich in der 3–3-Kleberetainer-Gruppe und blieb unverändert in der 2–2-Retainer-Gruppe. Der Unterschied zwischen 3–3-Kleberetainern und Schienengruppe war für die interkanine Distanz zwar statistisch signifikant, im klinischen Alltag aber vernachlässigbar. Allerdings zeigte die Analyse der möglichen Komplikationen, dass nahezu die Hälfte der Retainerverluste und Schienenbrüche innerhalb der ersten 6 Retentionsmonate eintraten.

Fazit

Retentionsschienen und Kleberetainer sind bei entsprechender Compliance der Patienten grundsätzlich geeignete Verfahren, um ein posttherapeutisches Rezidiv zu verhindern. Obwohl sich für Retentionsschienen im Vergleich zu den Kleberetainern Rotationsveränderungen ergaben, waren diese relativ gering, sodass sie aus klinischer Sicht vernachlässigbar sind. Die meisten Komplikationen ereigneten sich in den ersten 6 Monaten der Retentionsphase. Daher sollten die Retentionsmittel in den ersten 6 Monaten nach Debonding besonders engmaschig kontrolliert werden, um möglichen Rezidiven vorzubeugen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
16. Mai 2023

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