Notaufnahme up2date 2024; 06(03): 289-312
DOI: 10.1055/a-2079-3194
Kinder, Geburt und Schwangerschaft

Notfälle in der Schwangerschaft und Notfallgeburt

Lydia Hottenbacher
,
Mandy Mangler

Notfälle in der Schwangerschaft sind selten und stellen für alle Behandelnden eine Herausforderung dar – es geht immer um zwei Leben, das der Mutter und das des noch ungeborenen Kindes. Durch die Seltenheit bekommt auch kaum ein präklinisch Behandelnder ausreichend Routine, auch in einer Notaufnahme, in der häufig auch Kolleg*innen am Beginn ihrer Weiterbildung eingesetzt werden.

Kernaussagen
  • Notfälle in der Schwangerschaft sind selten, stellen jedoch für alle Behandelnden eine Herausforderung dar.

  • Durch Merkhilfen, ein strukturiertes Vorgehen nach dem ABCDE-Schema und antizipierendes Handeln können Unsicherheiten vermieden werden. Über die häufigsten Notfälle in der Schwangerschaft und die nächstgelegenen Perinatalzentren sollten in der Notaufnahme Informationen bereitgestellt werden.

  • Die wichtigsten Daten über die schwangere Patientin und den Verlauf der Schwangerschaft können dem Mutterpass entnommen werden.

  • Eine vaginale Geburt ist in vielen Fällen, auch bei Beckenendlage, mit den adäquaten Vorkehrungen interventionsarm möglich. Handgriffe zum Schutz des Dammes sollten bei ungeübten Untersucher*innen unterbleiben.

  • Es gibt lediglich 3 geburtshilfliche Notfallsituationen, bei denen vaginal untersucht bzw. therapeutische Griffe ausgeübt werden müssen, dies sind der Nabelschnurvorfall bzw. das Vorfallen kleiner Teile und die starke postpartale Blutung.

  • Instabile Patientinnen sollten rasch stabilisiert werden mit großlumigen Zugängen, Volumentherapie und ggf. auch bei starken Blutungen Erythrozytenkonzentraten. Auch eine intensivmedizinische Therapie kann vonnöten sein.

  • Bei hypertensiven Notfällen, Präeklampsie und Eklampsie hilft ebenso ein strukturiertes Vorgehen. Medikamente der Wahl sind dabei Urapidil, Nifedipin und Labetalol. Zur Prophylaxe und Therapie wird weiterhin Magnesium eingesetzt.

  • Beim HELLP-Syndrom gehen rechtseitige oder epigastrische Oberbauchschmerzen schon Tage bis Wochen voraus, daher ist es wichtig, dass eine diesbezügliche Anamnese und rasche Abklärung erfolgt.

  • Auch die perimortale Sectio kann für Teams sehr belastend sein. In der Klinik muss für diesen Fall eine Handlungsanweisung existieren, um im Notfall darauf zurückgreifen zu können.



Publication History

Article published online:
05 July 2024

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