Pneumologie 2023; 77(06): 332-334
DOI: 10.1055/a-2044-4188
Pneumo-Fokus

Sektion 4

Infektiologie und TuberkuloseRezensent(en):
Jessica Rademacher

Nachdem die COVID-19-Pandemie abebbte, zeigte sich, dass andere virale Erreger eine Bedeutung für die menschliche Gesundheit haben. Mit einer frühen Influenza-Welle und vielen RSV-Infektionen zeigte sich, dass die Infektiologie einen hohen Stellenwert in der Medizin behält. Von der unkomplizierten viralen Bronchitis über das Sepsis-assoziierte Lungenversagen bis hin zum Post-COVID-Syndrom – die Sektion Infektiologie und Tuberkulose befasst sich mit allen Aspekten pulmonaler Infektionen und der damit verbundenen Erregerabwehr. Das Themengebiet weist innerhalb der Pneumologie eine starke Dynamik auf. Gründe hierfür sind u.a. die Entdeckung neuer Pathogene, die sich ausweitende Problematik antibiotikaresistenter Bakterien und die Zunahme immunsupprimierter Patienten. Wir legen besonderen Wert darauf, die Kollegen aus Klinik, Niederlassung und Öffentlichem Gesundheitswesen, die sich schwerpunktmäßig mit pneumologisch-infektiologischen Erkrankungen beschäftigen, in die Tätigkeit unserer Sektion einzubeziehen. Da es bei den pulmonalen Infektionen multiple Berührungspunkte gibt, kooperieren wir erfolgreich mit anderen wissenschaftlichen Sektionen der DGP, dem DZK und den Sektionen „Pulmonale Infektionen“ und „Mykobakteriosen“ der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI). Um die Sektionsarbeit weiterhin zielführend und zukunftsweisend zu gestalten, fördern wir ausdrücklich das Engagement des ärztlichen und wissenschaftlichen Nachwuchses in unserem Bereich. Aktuell hat die Sektion 598 Mitglieder, davon 29% Frauen. Beides zeigte einen leichten Zuwachs seit dem letzten Jahr.

Aktivitäten 2022/2023 (Auswahl)

Auch im Jahr 2022 beschäftigte uns weiter die COVID-19-Pandemie und die DGP hat hierauf mit Stellungnahmen, Informationen und Empfehlungen kontinuierlich zur bestmöglichen Information und Beratung ihrer Mitglieder und darüber hinaus beigetragen. Mitglieder der Sektion waren und sind eng involviert, hervorzuheben sind die S3-Leitlinie zu Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19, die als „Living Guideline“ fortlaufend aktualisiert wurde, und die S1-Leitlinie zu Post-/Long-COVID, welche 2022 ebenfalls als Living Guideline aktualisiert wurde.

Auch in die Leitlinienarbeit zu anderen infektiologischen Themen war und ist die Sektion mehrfach involviert: Das Update S3 Nosokomiale Pneumonie (HAP) befindet sich in der Bearbeitung und hat auf Antrag erfreulicherweise die Förderung durch den G-BA „Innovationfond für medizinische Leitlinien mit besonderen Versorgungsbedarf“ erhalten.

Die Arbeit an der Bronchiektasen-Leitlinie und der S3 „CFTR-Modulatortherapie bei Mukoviszidose“ wurde fortgesetzt. Eine Leitlinie S3 „Tuberkuloseprävention bei Migrant*innen“ befindet sich in der Planung und hat ebenfalls eine Förderung durch den G-BA Innovationfonds erhalten.

Im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie wurden vielzählige nicht-öffentliche Stellungnahmen u.a. für die STIKO und das Bundesgesundheitsministerium erstellt, insbesondere zu den fortlaufenden Aktualisierungen der STIKO-Impfempfehlung und Änderungen von Infektionsschutzgesetz, Impfverordnung und Testverordnung. Des Weiteren erfolgten mehrere Stellungnahmen für den G-BA, u.a. zur Nutzenbewertung von Medikamenten für Tuberkulose, Influenza und COVID-19.

In Zusammenarbeit mit der AG YoungDGP und Frau Dr. Karg (Fortbildungsakademie der DGP) wurden innerhalb der erfolgreichen DGP-Talk-Reihe, der neuen Talk-Reihe Pneumo4Coffee2go sowie dem YoungDGP Journal Club und im Webinar der DGP FoBi-Akademie Talks zu infektiologischen Themen gehalten. Auf dem DGP wurde für Pneumo4Coffee2go ein Interview mit den Highlights des Kongresses aus Infektiologischer Sicht gegeben.

Das Kompetenznetz CAPNETZ (www.capnetz.de) hat seine Aktivitäten auf klinischem Gebiet der Erforschung der ambulant erworbenen Pneumonie weiter fortgeführt. Im Berichtsjahr wurden erneut wichtige Studien aus der CAPNETZ-Gruppe in internationalen Journalen publiziert. Ein Meilenstein für die zukünftige Aktivität war die Erweiterung der europäischen CAPNETZ-Studienkohorte um Patienten mit schwerer Immunsuppression. 18–25% aller Patienten mit CAP weisen eine schwere Immunsuppression auf, dennoch existieren bisher kaum evidenzbasierte Empfehlungen für diese Gruppe; die Schaffung einer breiteren Evidenzbasis ist daher eine zentrale Aufgabe.

Das deutsche Bronchiektasen-Register PROGNOSIS (www.bronchiektasen-register.de) hat mithilfe von CAPNETZ seit Juni 2015 über 1700 Patienten an 38 Zentren aller Versorgungsstufen (Unikliniken, Fachkliniken und pneumologische Praxen) rekrutiert. Mittlerweile sind auch mehr als 3000 Verlaufsdatensätze vorhanden. Nach der ersten Publikation in 2022 sind weitere wie z.B. die Basispublikation für 2023 geplant.

DGP-Kongress 2023

Die Sektion 4 war beim 63. Kongress der DGP vom 29.03.–01.04.2023 an einer Vielzahl von Veranstaltungen beteiligt, u.a. in Kooperationen mit den anderen wissenschaftlichen Sektionen der DGP sowie dem Arbeitskreis „Respiratorisches System“ der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG).

Die Themen der Symposien der Sektion 4 auf dem 63. DGP-Kongress 2023 in Düsseldorf (*Kooperationen)

Klinische Symposien zu Pulmonalen Infektionen – Clinical Year 2022 in Review (Livestream), Bronchiektasen-Leitlinie (auch im Livestream), Pneumologische Infektionen in der ambulanten Versorgung (Livestream), COVID-19 und Post-COVID im Jahr 2023 (Livestream), Tuberkulose (Livestream), zudem 2 Kooperationen: Zellbiologie, 24. Workshop des Arbeitskreises „Respiratorisches System“ mit Schwerpunktthema: “Lunge und mehr! Respiratorische Vielfalt in vitro und in vivo“ sowie 2 Posterbegehungen zu respiratorischen Infektionen (11 Poster), COVID und Post-COVID. Zudem gab es eine Session mit freien Vorträgen zu pulmonalen Infektionen.

Bericht der AG 4.1 Mukoviszidose

Die AG 4.1 Mukoviszidose der DGP ist eine kleine interdisziplinäre und multiprofessionelle AG. Neue Mitglieder aus allen Berufsfeldern und -gruppen sind stets herzlich willkommen und werden als Bereicherung wahrgenommen. Die Kernaufgaben der AG sind das Repräsentieren der CF-Expertise in der Inneren Medizin und Pneumologie, das Sicherstellen CF-spezifischer Fort-/Weiterbildungsinhalte im Curriculum der DGP durch entsprechende Symposien und der PG-Kurse im Rahmen der DGP-Kongresse. Für den diesjährigen DGP-Kongress wurde ein Symposium gestaltet (s.o.), der geplante PG-Kurs konnte aufgrund der zu geringen Teilnehmerzahl leider nicht stattfinden. Die Mitglieder der AG waren federführend eingebunden in die Überarbeitung der AWMF-S3-Leitlinie zur chronischen Pseudomonas aeruginosa-Infektion bei Mukoviszidose, welche mittlerweile über die AWMF bezogen werden kann, sowie sind an der Planung/Erstellung einer neuen S3-Leitlinie „CFTR-Modulatoren“ federführend beteiligt. Weiterhin sind die Mitglieder der Mukoviszidose AG an der Publikationsstrategie der Auswertung des nationalen Mukoviszidose-Registers in Kooperation mit dem AG Register der Mukoviszidose e.V. maßgeblich beteiligt sowie an der Publikation hinsichtlich der Langzeiteffekte der CFTR-Modulatoren. Ebenso wurden eine Stellungnahme zur COVID-19-Impfpriorisierung und diverse Stellungnahmen zur G-BA-Nutzenbewertung für neue CFTR-Modulatoren, überwiegend in Kooperation mit der AG Ärzte im Mukoviszidose e.V. bearbeitet. Die AG ist innerhalb der DGP nicht nur Ansprechpartner für die Vermittlung von Experten für Stellungnahmen, sondern auch und insbesondere für die Vermittlung CF-spezifischer Expertise durch Hospitationen und Mentoring und leistet damit ihren Anteil an der Ausbildung des klinischen und wissenschaftlichen Nachwuchses und einen Beitrag zur Bekämpfung des manifesten und sich in Zukunft wahrscheinlich verschärfenden Fachkräfte-Mangels.

Ausblick 2022/2023

Deutschlandweit wurde in einigen Bundesländern der Facharzt für Infektiologie eingeführt, was die Sektion sehr begrüßt. In anderen Bundesländern müssen Ärztekammern noch überzeugt werden.

Die Sektion ist weiterhin darum bemüht, junge Kolleginnen und Kollegen für die Infektiologie zu begeistern. Bei dem letzten Sektionstreffen waren viele junge Kolleginnen und Kollegen zum ersten Mal dabei, diese sollen an die Sektionsarbeit gebunden werden.

Sicherlich wird das Thema Impfungen in den nächsten Jahren einen hohen Stellenwert einnehmen. Die positiven Phase-III-Studien zu RSV lassen auf eine baldige Zulassung hoffen. Ein ebenso wichtiger Punkt sind die multiresistenten Erreger, diesbezüglich ist zum einen Antibiotic-Stewardship wichtig und zum anderen Expertise im Umgang mit den neuen Reservesubstanzen. Ob Phagen in der Therapie eine Hilfe bieten können, wird sich in den nächsten Jahren vermutlich zeigen.

PD Dr. Jessica Rademacher, Hannover (Sektionssprecherin)
Dr. Pontus Mertsch, München (stellvertretender Sektionssprecher)
PD Dr. Carsten Schwarz, Potsdam (Sprecher AG 4.1)
Dr. Sivagurunathan Sutharsan, Essen (stellvertretender Sprecher AG 4.1)



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. Juni 2023

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