Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2023; 30(01): 11-14
DOI: 10.1055/a-1999-1791
Kasuistik

Vier deutsche Patienten mit Loa-loa-Filariasis bei Missionstätigkeit im Osten Kameruns

Four German patients with Loa-loa-Filariasis in mission activity in eastern Cameroon
Celina Albanus
1   Sankt Elisabeth Hospital Gütersloh
,
Nadja Ewers
2   Labor Diamedis, Bielefeld
,
Michael Probst-Kepper
2   Labor Diamedis, Bielefeld
,
Stefan Schmiedel
3   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
Luise Prüfer-Krämer
4   Praxis für Innere Medizin, Tropenmedizin, Infektiologie Bielefeld
› Author Affiliations

Anamnesen

In der tropenmedizinischen Praxis in Bielefeld stellten sich zwischen 2016 und Januar 2023 4 Patienten mit filariasistypischen Symptomen vor. Ihnen gemeinsam war eine Missionstätigkeit in derselben Missionsstation mit Kinderheim- und Krankenstation in Dimako, einem Unterbezirk bzw. einer Kleinstadt in der Upper Nyong Division der Ostprovinz Kameruns. Die Patienten halten sich dort wiederkehrend über einen Zeitraum von wenigen Monaten bis Jahre auf.

Patientin 1 stellte sich erstmals 2016 ca. 3 Monate nach Rückkehr ihres letzten Aufenthalts in Kamerun mit rezidivierenden leichten Fieberepisoden und Schwellung des linken Beins mit unterschiedlicher Lokalisation vor. Die Symptomatik hatte etwa 2 Wochen nach Rückkehr begonnen und trat seitdem etwa wöchentlich auf. Die Patientin hielt sich seit mehreren Jahren 1- bis 2-mal/Jahr in der Missionsstation auf. Sie nahm keine Malariaprophylaxe ein und konsumierte vor Ort Artimisia-Tee. An Vorerkrankungen bestanden bei ihr eine Adipositas und eine Hypercholesterinämie. Es war bereits eine orthopädische und angiologische Abklärung ohne Klärung der Ursache erfolgt.

Patientin 2 stellte sich 2019 ca. 9 Monate nach Rückkehr von einem 3-monatigen Kamerun-Aufenthalt mit anhaltender, undulierender Schwellung und Schmerzen des distalen Unterschenkels und dem oberen Sprunggelenk rechts vor. Insgesamt war sie bereits 3-mal in den Jahren zuvor in der Missionsstation tätig gewesen. Sie erinnerte einen infizierten Insektenstich vor Beginn der Beschwerden. Eine antibiotische Behandlung durch den Hausarzt änderte die Beschwerden nicht. Auch eine angiologische Abklärung war nicht zielführend. Die Patientin war ansonsten beschwerdefrei, insbesondere gab sie keine abdominellen Beschwerden an, Blut im Stuhl oder Urin wurde verneint.

Patientin 3 stellte sich 2022 während eines Heimaturlaubs nach 2-jährigem Kamerun-Aufenthalt vor. Ca. 16 Monate nach Beginn des Aufenthalts hatte sie einen Wurm im Auge beobachtet, der seitdem etwa einmal/Monat sichtbar wurde ([Abb. 1]). Auch bemerkte sie rezidivierende subkutane Schwellungen an den Handgelenken und Schwellungen unterhalb des rechten Auges, wobei sie dort auch einen „wandernden“ Wurm bemerkt hatte. Weiterhin wurde sie ca. 13-mal wegen Malaria behandelt, eine Prophylaxe wurde nicht eingenommen. Weitere Hautveränderungen, Lymphknotenschwellungen oder Allgemeinsymptome wurden zum Vorstellungszeitpunkt verneint. In Kamerun wurde durch den örtlichen Arzt eine Behandlung mit Diethylcarbamazin (DEC) mit oraler Kortikoidgabe begonnen, diese wurde jedoch aufgrund von starken Atembeschwerden im Sinne einer allergischen Reaktion nach ca. einer Woche abgebrochen. Die Patientin wünschte eine weitere Abklärung und Therapie in Deutschland, hatte jedoch keinen Versicherungsschutz in Deutschland.

Zoom Image
Abb. 1 Loa-loa-Wurmwanderung bei Patientin 3.Quelle: Dr. Celina Albanus

Patient 4 stellte sich im Januar 2023 zur Abklärung von seit mehr als einem halben Jahr auftretenden rezidivierenden Schwellungen an Knien, Händen und Fußsohlen vor, die seit etwa 3 Monaten wesentlich seltener auftraten. Seit 2017 ist er als Missionar in Kamerun tätig. Bei einer Zwischenuntersuchung 2021 fiel eine Eosinophilie auf, die bei fehlendem Nachweis von Wurmeiern/-larven im Stuhl und leicht positiver Strongyloidesserologie sowie negativer Schistosomiasisserologie probatorisch mit Mebendazol behandelt wurde. Damals war er beschwerdefrei, daher wurden die Filarienantikörper zunächst nicht bestimmt. Es wurde jedoch eine Kontrolle der Eosinophilie empfohlen. Zum Zeitpunkt der letzten Vorstellung bestand kein Juckreiz und keine auffälligen Schwellungen an den Extremitäten. Er berichtete über mehrere Malariainfektionen in den letzten Jahren seit Aufenthalt in Kamerun. Eine medikamentöse Malariaprophylaxe wurde nicht durchgeführt.



Publication History

Article published online:
07 February 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany