Suchttherapie 2023; 24(01): 7
DOI: 10.1055/a-1990-4757
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S3-Leitlinie Alkohol jetzt online verfügbar

An der Entwicklung der S3-Leitlinie „Screening, Diagnose und Behandlung von alkoholbezogenen Störungen“ haben sich eine Vielzahl an Fachgesellschaften, Berufsverbänden und Organisationen beteiligt. Die konsentierten Handlungsempfehlungen dienen dazu, die Versorgung und Versorgungsorganisation für Menschen mit einem riskanten, schädlichen oder abhängigen Alkoholkonsum zu verbessern.

Das diesjährige Jahrbuch Sucht geht von rund 8 Millionen Menschen in Deutschland aus, die riskant Alkohol konsumieren. Mit einem geschätzten Pro-Kopf-Konsum von ca. 13 Litern Reinalkohol im Jahr 2017 zählt Deutschland im internationalen Vergleich nach wie vor zu den Hoch-Konsum-Ländern. In Abhängigkeit von der Trinkmenge und dem Konsummuster erhöhen Menschen mit einem riskanten Alkoholkonsum ihr Risiko für eine Vielzahl von assoziierten Folgeerkrankungen sowie Unfällen. Mit der S3-Leitlinie stehen evidenzbasierte Verfahren und Interventionen zur Früherkennung, Diagnostik und Behandlung von alkoholbezogenen Störungen zur Verfügung, deren flächendeckende Verfügbarkeit als ein zentraler Baustein einer gesundheitspolitischen Strategie zur Reduzierung alkoholbedingter Folgen gilt.

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Ein vom Bundesministerium für Gesundheit gefördertes Modellprojekt in Bremen hat gezeigt, dass verschiedene anwender- und leitlinienbezogene Barrieren bestehen, die einer Umsetzung der S3-Empfehlungen in verschiedenen Versorgungsbereichen entgegenstehen. Neben der mangelnden Kenntnis der Leitlinie sowie der mangelnden fachlichen Fähigkeit, die Empfehlungen umzusetzen, zeigten sich zentrale Bedarfe nach einer besseren Vernetzung in der Versorgung sowie einem praxisorientierten Layout bzw. Nutzungsformat der Leitlinie.

Vor dem Hintergrund der identifizierten Barrieren wurde eine Onlineversion der S3-Leitlinie entwickelt, um die Leitlinienkenntnis und -umsetzung zu verbessern. Die Onlineleitlinie bietet eine Übersicht der Empfehlungen zum Screening, der Diagnostik und der Behandlung von alkoholbezogenen Störungen und unterlegt diese mit praktischen Umsetzungstipps. Die praktischen Tipps basieren u. a. auf einem ärztlichen Manual zur Prävention und Behandlung von riskantem, schädlichem und abhängigem Konsum der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und der Bundesärztekammer (BÄK). Beispielsweise kann das empfohlene Screeninginstrument AUDIT-C mit möglichen Patient:innen direkt am Computer online durchgeführt werden. Weitere praktische Tipps und Hilfestellung bei der Umsetzung der Empfehlungen sind u. a. eine Auflistung direkter und indirekter Zustandsmarker, Informationen zur Erkennungen möglicher Alkoholfolgen sowie Hinweise zur richtigen Ansprache des Themas Alkohol bei Patient:innen. Neben Fortbildungsmöglichkeiten bietet die Onlineleitlinie auch Informationen für Patient:innen. Die Onlineleitlinie wird derzeit bei Hausärzt:innen und niedergelassenen Gynäkolog:innen im Bundesland Bremen evaluiert. Entsprechend beziehen sich die Angebote der Onlineleitlinie zur Weitervermittlung von Patient:innen derzeit auf das Suchthilfesystem in Bremen und Bremerhaven.

Die Onlineleitlinie soll helfen, die Versorgung von Menschen mit riskantem, schädlichem und abhängigen Alkoholkonsum zu verbessern. Sie stellt aktuelle, evidenz- und konsensbasierte Empfehlungen zum Screening, der Diagnostik und der Behandlung von alkoholbezogenen Störungen bereit und soll mittels Umsetzungtipps Ärzt:innen dabei unterstützen, die Qualität der Behandlung und Betreuung von Erkrankten und deren Angehörigen zu verbessern.

Die Onlineleitlinie ist zu erreichen über: www.alkoholleitlinie.de

Dr. Bernd Schulte, Hamburg



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Article published online:
08 February 2023

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