Nephrologie aktuell 2023; 27(01): 19
DOI: 10.1055/a-1987-1394
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Entwicklungen in der Dialyse

Benno Kitsche
1   Köln
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Dr. med. Benno Kitsche, Köln

Die Welt erlebt dramatische Veränderungen – von der COVID-19-Pandemie über den russischen Überfall auf die Ukraine mit der verheerenden Energie- und Ernährungslage bis hin zu den immer sichtbarer werdenden Folgen des Klimawandels. All diese Katastrophen tangieren die Nephrologie.

Die Pandemie forderte zuallererst unter der vulnerablen Gruppe der nierenkranken Patienten hohe Sterberaten. Die Versorgung der Dialysepatienten, infiziert und nicht infiziert, erforderte einen hohen Einsatz der Therapie-Teams sowie einen hohen logistischen Aufwand und verursachte hohe Kosten. Die Zerstörung der Infrastruktur in den überfallenen ukrainischen Gebieten durch die russische Armee forderte den Tod vieler niereninsuffizienter Patienten – ohne Wasser und Strom waren diese dem Tod geweiht. Die Folgen der Klimakrise führen zu Niereninsuffizienz und zu vielen Hitzetoten. Die derzeitige Art der Nierenersatztherapie mit einem enorm hohen Ressourcenverbrauch und damit einem sehr hohen CO2-Fußabdruck, geringer Lebensqualität für die Patienten und enorm hohen Kosten kann so nicht fortgesetzt werden. Es ist Zeit zum Handeln für die nephrologische Gemeinschaft. Diese Ausgabe will dazu beitragen, die Diskussion darüber anzustoßen und Wege aufzuzeigen. Aus „Dialyse aktuell“ wird „Nephrologie aktuell“ – hiermit trägt die Thieme Gruppe den vielen hochkarätigen nephrologischen Artikeln in dieser Reihe Rechnung.

„Die Perspektive der Nephrologie“ – dieser Artikel von Prof. Dr. Dieter Bach, Neu-Isenburg, ist perfekt dafür geeignet, der erste Schwerpunkt-Artikel in der neuen „Nephrologie aktuell“ zu sein. Er beschreibt die aktuelle Situation und den notwendigen Wandel in der Nephrologie in Deutschland.

Von einer erfreulichen neuen Dynamik bei der Entwicklung innovativer, tragbarer und implantierbarer künstlicher Nieren und wann diese einsetzbar sein werden, berichtet Fokko Wieringa, PhD, Eindhoven/Utrecht (Niederlande) in seinem Artikel „Die Zukunft der Nierenersatztherapie“.

Nachhaltigkeit ist eine unaufschiebbare Forderung an die Nephrologie, insbesondere die derzeitige Form der Nierenersatztherapie mit ihrem hohen Ressourcenverbrauch. Wie das möglich und auch in Zentren rasch umsetzbar ist, diskutieren Prof. Dr. Joachim Beige, Leipzig, und Dr. Martin Pachmann, Bad Homburg, in ihrem Artikel „Dialyse auf dem Weg des Glasgower CO2-Reduktionspfads“.

Der Artikel „Wir müssen die Heimdialyse stärken“ von Prof. Dr. Hermann Pavenstädt (Präsident der DGfN), Münster, und Prof. Dr. Jan Galle (Past-Präsident der DGfN), Lüdenscheid, berichtet von den Aktivitäten der DGfN ein Jahr nach der Vorstellung des 10-Punkte-Plans der DGfN. Stichworte sind Individualisierung der Therapie, das wachsende Problem des Pflegemangels sowie Umwelt- und Klimaschutz.

Pandemie und Personalmangel sind eine große Herausforderung beim Training von Patienten, die das Verfahren der Peritonealdialyse (PD) gewählt haben. Gibt es Möglichkeiten des Online-Trainings? Cornelia Mikut (Pflegereferentin, Krankenschwester, Schwerpunkt Peritonealdialyse), Neu-Isenburg, hat diese Herausforderung angenommen und beschreibt in ihrem Erfahrungsbericht das von ihr in der Pandemie entwickelte Patiententraining in häuslicher Umgebung – online begleitet.

Die Behandlungsmodalität der assistierten Peritonealdialyse (asPD) wird bei großem Bedarf bei älteren und selbsthilfeeingeschränkten Patienten selten angeboten und durchgeführt. Wie die Situation in 13 europäischen Ländern ist, lesen Sie im "Journal-Club".

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!



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Article published online:
14 February 2023

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