Nephrologie aktuell 2023; 27(01): 1
DOI: 10.1055/a-1987-1279
Editorial

Die Zukunft beginnt jetzt

Christian Schäfer
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Christian Schäfer, Redakteur (V.i.S.d.P.), Stuttgart

Natürlich beginnt die Zukunft nie wirklich „jetzt“ – aber die Zeit, in der wir leben, hat schon etwas von einem großen Aufbruch und Neustart sowie der Änderung grundlegender Parameter, sodass die Überschrift gut zur aktuellen Situation passt. So hat die Corona-Krise bekanntlich vieles komplett durcheinander gebracht – mit gesundheitlichen, persönlichen, beruflichen, sozialen und politischen Konsequenzen. Auch die globalen Lieferketten waren von der COVID-19-Pandemie betroffen – eine Situation, welche durch den unsäglichen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die Reaktionen anderer Staaten darauf weiter verschärft wurde. Neben der Gasknappheit treten unter anderem Probleme bei Medikamenten- und Weizenlieferungen auf. Diese Problematik, die in den letzten Jahren immer sichtbarer wurde, haben uns die Vorgänger der jetzigen deutschen Bundesregierung in den letzten ca. 25 Jahren eingebrockt bzw. sind sie nicht angegangen. Die aktuellen Bestrebungen, Lieferantenketten von Energieträgern und Nahrungsmitteln zu diversifizieren sowie die Produktion von weiteren wichtigen Gütern wie Medikamenten möglichst wieder nach Europa und Deutschland zu holen, sind essenzielle Weichenstellungen für eine weniger störanfällige Zukunft.

Sehr wichtig ist es selbstverständlich auch, die Klimakrise endlich wirksamer anzugehen. Denn die derzeitigen Aktionen reichen einfach noch nicht aus, um das wahrscheinlich extrem wichtige 1,5-°C-Ziel bis zum Jahr 2100 nicht zu überschreiten. Dies bedeutet: Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur durch den menschengemachten Teil des Treibhauseffekts sollte bezogen auf das vorindustrielle Level (Mittel aus den Jahren 1850–1900) im Jahr 2100 nicht mehr als 1,5 °C betragen. Steigt diese Temperatur mehr als um 1,5 °C an, befürchten Wissenschaftler, dass sogenannte Kipppunkte erreicht werden, bei denen die Auswirkungen des Klimawandels neue Mechanismen in Gang setzen, die unter anderem einen weiteren, schnellen und starken Temperaturanstieg auslösen. Natürlich ist die Klimaänderung auch von einem deutlich beschleunigten Aussterben von Arten begleitet – es tritt also ein weiteres Massenaussterben auf, welches schon jetzt sichtbar ist. Die meisten kennen diesen Begriff vom Aussterben der Dinosaurier (außer den Vögeln) zum Ende der Kreidezeit durch einen Meteoriteneinschlag vor ca. 66 Millionen Jahren – aber für ein Massenaussterben braucht es nicht unbedingt einen großen Meteoriten, sondern dies geht auch über einen raschen Klimawandel sowie die Zerstörung von Lebensraum und die Bejagung von Arten.

Man muss sich hierbei vor Augen halten, dass der sogenannte Klimaschutz eigentlich ein Menschenschutz ist. Denn starke Änderungen der globalen Temperatur sowie Massenaussterben gab es schon öfter auf unserem Planeten. Die Ökosysteme mussten sich danach natürlich erst grundlegend erholen, aber es ging – in einer anderen Ökosystemzusammensetzung – immer wieder weiter. Das Problem ist, dass die Menschheit bzw. vor allem das, was wir als Zivilisation bezeichnen, eine solch extreme Änderung wahrscheinlich nicht überstehen wird, ohne große Verluste und Einschränkungen hinnehmen zu müssen. Denn insbesondere die Stützpfeiler unserer Zivilisation sind äußerst fragil. Es lohnt sich also sehr, wenn wir hier in die Zukunft investieren.

Apropos: Wie Sie auf der Titelseite dieser Ausgabe sehen, haben wir bei Thieme ebenfalls an die Zukunft gedacht und den Namen der Zeitschrift geändert. Ich habe dies im Editorial der „Dialyse aktuell“ 10/2022 zwar schon ausführlich erläutert, aber ich möchte unsere Beweggründe hier noch einmal kurz darstellen, falls dies nicht jeder gelesen hat: Uns ist aufgefallen, dass die Inhalte der Fachzeitschrift „Dialyse aktuell“ seit Jahren weit über das Thema Dialyse hinausgehen. Um den breit aufgestellten Inhalten Rechnung zu tragen, haben wir uns entschlossen, die Fachzeitschrift „Dialyse aktuell“ ab dem Jahr 2023 in „Nephrologie aktuell“ umzubenennen. Nun beginnt also nach den vielen administrativen Erledigungen, die ich hierfür abarbeiten musste, auch hier die Zukunft im Sinne des Füllens der Zeitschrift mit Leben!

Passend hierzu haben wir uns das Schwerpunktthema „Entwicklungen in der Dialyse“ für die erste Ausgabe ausgesucht. Hierin stellen der Gasteditor Dr. Benno Kitsche, Köln, und die weiteren Autoren aktuelle und künftige Entwicklungen rund um die Dialyse ausführlich dar. Lesen Sie die informativen Beiträge hierzu ab Seite 18 im vorliegenden Heft. Sie finden weitere interessante Artikel in den Rubriken „Gesellschaft“, „Expertentipp“, „Magazin“, „Journal-Club Pflege“ und „Forum der Industrie“. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre der ersten Ausgabe der „Nephrologie aktuell“!



Publication History

Article published online:
14 February 2023

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