Gesundheitswesen 2022; 84(12): 1077-1079
DOI: 10.1055/a-1940-9135
Editorial

COVID-19 – (noch) Krise oder (schon) Epikrise?

Manfred Wildner

Das Jahresende als Übergangszeit und die weihnachtliche Besinnungszeit laden dazu ein, neben anderen Krisen auch über das 2022/2023 noch anhaltende Krisenthema COVID-19 nachzudenken. Die Bezeichnung Krise ist allgegenwärtig: Sie bezieht sich auf eine schwierige Situation, bisweilen auf den Höhe- oder auch Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung, der einer fortlaufenden Beurteilung bedarf. Der Begriff der Epikrise (griech. epi: nach, krisis: Beurteilung) ist zumindest den ärztlichen Leserinnen und Lesern ebenfalls vertraut: Er bezieht sich auf die Schlussbetrachtung eines Krankheitsverlaufs, mithin eine differenzierende Darstellung und Beurteilung nach Abschluss des konkreten Behandlungsfalls. Will man diese Schlussbetrachtung von der Individualmedizin auf die Bevölkerungsmedizin übertragen, stößt dieser Ansatz allerdings sehr schnell auch auf Widerstände. Zum einen wegen der grundsätzlichen Unterschiedlichkeiten eines Krankheitsverlaufs bei einzelnen Menschen gegenüber dem epidemischen Verlauf aus Bevölkerungsperspektive, zum anderen könnte man auf die vergleichsweise hoch entwickelten diagnostischen, therapeutischen und prognostischen Werkzeuge der Individualmedizin gegenüber den teilweise noch unterentwickelt scheinenden Instrumenten im Bereich von Öffentlicher Gesundheit/ Public Health verweisen und zum dritten stellt sich auch die Frage, ob bei COVID-19 als pandemischem Geschehen überhaupt schon eine Epikrise möglich ist.



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Article published online:
07 December 2022

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