Dtsch Med Wochenschr 2023; 148(08): 436
DOI: 10.1055/a-1938-7009
Aktuell publiziert

Kommentar zu „Autoimmunerkrankungen erhöhen das kardiovaskuläre Risiko“

Bei einzelnen Autoimmunerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wurde schon ein erhöhtes Risiko für eine koronare Herzerkrankung berichtet. Allerdings fehlt eine solche Assoziation bei vielen anderen Autoimmunerkrankungen, die seltener sind und deswegen nur kleine Kohorten untersucht wurden, die dann auch nur über einen kurzen Zeitraum beobachtet wurden. In der vorliegenden sehr großen Studie wird untersucht, ob Autoimmunerkrankungen ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko bergen. Die Studie ist ein sehr gutes Beispiel dafür, was mit einer guten Dateninfrastruktur und entsprechend guter Datenanalyse erreicht werden kann. Es wird damit eine Lücke geschlossen, da erst mit dieser großen Fallzahl auch für seltene Erkrankungen statistisch und klinisch relevante Aussagen getroffen werden können. Die Autoren können nachweisen, dass sowohl für die Gruppe der Autoimmunerkrankungen insgesamt als auch für jede einzelne der untersuchten 19 Autoimmunerkrankungen ein erhöhtes Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis vorliegt. Interessanterweise ist das berechnete Risiko für die einzelnen Erkrankungen unterschiedlich. Vor allen Dingen für Erkrankungen mit einer hohen systemischen Beteiligung unter Einbeziehung der Gefäße (z. B. systemischer Lupus Erythematodes, systemische Sklerose) ist ein erhöhtes kardiales Risiko nachweisbar verglichen mit einer Erkrankung, die eine hauptsächlich lokale Komponente aufweist (z. B. Vitiligo). Die Bedeutung der autoimmunen Entzündung als Risikofaktor für eine kardiale Erkrankung wurde durch einen „dosisabhängigen Effekt“ unterstrichen: Je mehr Autoimmunerkrankungen vorliegen, desto höher ist das Risiko für ein kardiales Ereignis. Ein etwas überraschendes Ergebnis dieser Studie war, dass Autoimmunerkrankungen nicht nur einen Risikofaktor (RF) für eine koronare Herzerkrankung darstellen, sondern auch für andere Herzerkrankungen (infektiöse bzw. degenerative Herzerkrankungen, Herzentzündungen, thromboembolische Ereignisse). Einige Fragen konnte die Studie nicht beantworten, wobei insbesondere der Einfluss der anti-entzündlichen Medikamente auf das kardiale Risiko von Interesse ist.



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Article published online:
29 March 2023

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