Aktuelle Urol 2022; 53(06): 490-492
DOI: 10.1055/a-1900-2284
Referiert und kommentiert

Kommentar zu Urolithiasis: Behandlungsmethoden im Vergleich

Contributor(s):
Jonas Hermann
1   Klinik für Urologie und Urochirurgie, Universitätsklinikum Mannheim GmbH, Mannheim
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Anhand eines beeindruckend großen Satzes von Abrechnungsdaten der AOK untersuchen Schulz et al. die Anwendung, Kosten und Komplikationen von unterschiedlichen Modalitäten zur Steintherapie in Deutschland.

In weiten Teilen zeigen die Daten was die Urologen bereits länger vermuten und zunehmend auch praktizieren: Die URS scheint der effektivere Eingriff im Vergleich zur ESWL zu sein mit kumulativ geringerer Krankenhausaufenthaltsdauer und interessanterweise auch geringeren Kosten für das Gesundheitssystem. Auffällig ist, dass die Liegedauer für die unterschiedlichen Eingriffe im internationalen Vergleich ausgesprochen lang erscheinen. Die ESWL hat eine mittlere Liegedauer von >4 Tagen, die URS gar >7 Tage, während diese Eingriffe in vielen anderen Ländern ambulant oder mit einer Übernachtung durchgeführt werden [1]. Dies sollte sowohl behandelnden Ärzten als auch Krankenkassen zu denken geben, und stellt die Frage ob hier ggf. falsche Anreize gesetzt wurden.

Während geringere Kosten für die ambulante ESWL im Vergleich zur stationären ESWL nicht überraschen, schlussfolgern die Autoren auch eine massiv geringere Komplikationsrate. Der Grund dafür bleibt jedoch unklar. Während ein Selektionsbias wahrscheinlich ist (kleinere Steine und gesündere Patienten erhalten eher eine ambulante ESWL als multimorbide Patienten mit großen Steinen), erklärt dies alleine nicht den eklatanten Unterschied. Wahrscheinlicher ist ein underreporting im ambulanten Sektor. Dies offenbart auch exemplarisch die Schwäche von Studien mit Abrechnungsdaten: Zusammenhänge bleiben unklar, nur was kodiert wurde, taucht in der Statistik auf. Trotz riesiger Datenmengen besteht so das Risiko für Fehlinterpretationen [2] [3].

Zurückhaltung ist dabei geboten Rückschlüsse auf die Indikationsstellung oder Therapieentscheidung zu ziehen. Obwohl ESWL, URS und PCNL alle für die Behandlung von Harnsteinen geeignet sind, ist die Indikation alles andere als identisch. So wird die PCNL in der Regel bei größeren Nierensteinen eingesetzt, bei denen die URS oder ESWL gar nicht in Frage kämen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Kosten, Komplikationen und die Krankenhausaufenthaltsdauer für die PCNL höher ausfallen als für die URS oder ESWL. Dies liegt jedoch am Stein und nicht primär an der Behandlungsmodalität.

Zusammenfassend ergibt sich ein umfassender, informativer und repräsentativer Überblick über die gängige Behandlungspraxis von Harnsteinen in Deutschland und deren Kosten für das Gesundheitssystem. Rückschlüsse für die klinische Praxis ergeben sich anhand der präsentierten Daten jedoch leider keine.



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Article published online:
24 November 2022

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