Nervenheilkunde 2022; 41(11): 779-782
DOI: 10.1055/a-1893-4027
Schwerpunkt

Mikroinvasive medikamentöse Therapie bei Labyrintho- und Cochleopathien

Microinvasive drug therapy for labyrintho- and cochleopathies
Arne Liebau
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitätsklinikum Halle (Saale)
,
Stefan K. Plontke
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitätsklinikum Halle (Saale)
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ZUSAMMENFASSUNG

Die mikroinvasive lokale Medikamentenapplikation an das Innenohr wird in der klinischen Praxis hauptsächlich mittels intratympanaler Injektion realisiert. Das sensorische Epithel des Vestibularapparates und der Cochlea kann über die Diffusion der Wirkstoffe aus dem Mittelohr über das runde und ovale Fenster erreicht werden. Im Innenohr bilden sich jedoch Wirkstoffkonzentrationsgardienten aus. Damit der Konzentrationsgradient in der Cochlea weiter in Richtung Apex reicht, muss die Diffusion über das runde Fenster optimiert werden, um höhere Wirkstoffkonzentrationen in der Basis der Cochlea zu erhalten. Dies bedeutet eine möglichst hohe Ausgangskonzentration des Wirkstoffs im Mittelohr zu wählen, um einen engen Kontakt der Wirkstofflösung mit der Rundfenstermembran zu gewährleisten und um eine möglichst lange Kontaktzeit der Wirkstofflösung mit der Rundfenstermembran zu realisieren. Um einen Konzentrationsgradienten mit flacher Ausprägung zu erhalten, welcher damit weiter in Richtung Apex reicht, müssen geeignete Wirkstoffmodifikationen gewählt werden, die eine gute Gewebegängigkeit besitzen und einen effektiven Übertritt über das runde Fernster ermöglichen, aber gleichzeitig eine möglichst lange Verweildauer in der Cochlea haben.

ABSTRACT

In clinical practice, micro invasive local drug application to the inner ear is mostly realized by intratympanic injection. The sensory epithelium of the vestibular labyrinth and the cochlea can be reached via the diffusion of drugs from the middle ear via the round and oval windows. However, drug concentration gradients form in the inner ear. In order to maximize the extend of drug further towards the apex, diffusion across the round window must be optimized to obtain high drug concentrations in the base of the cochlea. This means choosing a high initial drug concentration in the middle ear, ensuring close contact of the drug solution with the round window membrane and achieving a long contact time of the drug solution with the round window membrane. In order to obtain a concentration gradient with a flat expression, which thus extends further towards the apex of the cochlea, suitable drug modifications must be selected which have tissue penetration, which enable an effective transfer via the round window but at the same time have a long residence time in the cochlea.



Publication History

Article published online:
11 November 2022

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