physiopraxis 2022; 20(09): 18-22
DOI: 10.1055/a-1891-8537
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Laufsport – Langstreckenläufer*innen durch Vorverletzung gefährdet

Joggen ist eine der günstigsten und am häufigsten genutzten Methoden, um das Aktivitätsniveau zu verbessern oder zu halten. In den letzten 10 Jahren hat sich die Anzahl der Läufer*innen verdoppelt. Neben vielen Vorteilen kann es hierbei jedoch auch zu Verletzungen kommen. Bis zu 80 % der Verletzungen, die beim Joggen entstehen, scheinen einen Zusammenhang mit Überbelastung zu haben. Forschende untersuchten in einer systematischen Übersichtsarbeit, welche Risikofaktoren für Überlastungserscheinungen der unteren Extremitäten entscheidend sind (Running Related Injuries = RRI).

Die Literaturrecherche erfolgte in fünf Datenbanken. Die Wissenschaftler*innen bewerteten die Studienqualität mit dem GRADE-Tool und erhoben das Verzerrungsrisiko. Insgesamt konnte das Forschungsteam 29 Studien mit N=18 853 Teilnehmenden inkludieren. Der Follow-up-Zeitraum betrug zwischen vier Wochen und zwei Jahren. In den Studien wurden 30 einzelne Risikofaktoren jeweils für Lang- bzw. Kurzstreckenläufer*innen untersucht.

Für die Kurzstreckenläufer*innen zeigt sich, dass das Alter im Gegensatz zum BMI und bisheriger sportlicher Betätigung kein Risikofaktor ist (geringe Qualität). Nur zwei Studien kamen zu dem Ergebnis, dass ein geringes Laufvolumen und geringe Distanzen pro Wochen mit einem leicht erhöhten Risiko einhergehen. Eine bisherige RRI scheint hierbei kein Risikofaktor zu sein. Für Langstreckenläufer*innen zeigt sich jedoch das gegenteilige Ergebnis (moderate Qualität). Die anderen Parameter und entworfenen Risikomodelle zeigten kein erhöhtes Risiko.

Fazit für die Praxis

Der größte Risikofaktor scheint eine bereits vorhandene Verletzung bei Langstreckenläufer*innen zu sein, was in der Versorgung und Edukation von Betroffenen bei Erstverletzung berücksichtigt werden sollte. Diese Patient*innengruppe profitiert von einem Trainingsprogramm für zuhause. Die Qualität der vorhandenen Studien und die Menge (meist < 4) ist jedoch sehr eingeschränkt, und es sollten keine zwingenden Kausalitäten aus diesen Ergebnissen für alle Läufer*innen geschlossen werden.

tw

J Sport Health Sci 2021; 10: 14–28



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. September 2022

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