Pneumologie 2022; 76(07): 456-458
DOI: 10.1055/a-1865-1724
Pneumo-Fokus
Sektion 5

Intensiv- und Beatmungsmedizin

Nicht zuletzt die andauernde pandemische Lage hat die Bedeutung der Intensiv- und Beatmungsmedizin auch der Allgemeinbevölkerung verdeutlicht. Nun stehen neben der personellen und maschinellen Ausstattung der Kliniken vermehrt auch die strukturellen Voraussetzungen im Fokus, um auch im Falle eines unvorhergesehenen erhöhten Patient*innenaufkommens eine hochqualifizierte Versorgung sicherstellen zu können. Die Intensiv- und Beatmungsmedizin in Deutschland konnte hierbei in den vergangenen 2 Jahren zeigen, dass Sie im weltweiten Vergleich Hochleistungsmedizin unter schwierigen Bedingungen gewährleisten kann. Dennoch musste die deutsche Intensiv- und Beatmungsmedizin in den vergangenen 2 Jahren Lernprozesse durchlaufen, die den geänderten Rahmenbedingungen durch die Pandemie geschuldet waren, und es wurden Versorgungsengpässe insbesondere in der außerklinischen Beatmung deutlich. Wahrscheinlich wurde die Intensivmedizin erstmals vielerorts als endliche Ressource erlebt. Neben der klinischen Arbeit wurden u. a. diese Themen in Positionspapieren, Übersichtsarbeiten und auf Kongressen durch eine Vielzahl der Mitglieder der Sektion 5 adressiert. Im Folgenden gehen wir auf die Aktivitäten der Sektion im Einzelnen ein und bieten einen Ausblick auf die Herausforderungen und Tätigkeiten der Sektion 5 im Jahr 2022.

Erfreulich ist, dass die Sektion weiter gewachsen ist. Die Sektion 5 (Intensiv- und Beatmungsmedizin) besteht mittlerweile aus 943 Mitgliedern.

DGP-Kongress 2022

Durch die Leitung des Kongresses im Jahr 2022 durch den ehemaligen Sektionssprecher der Sektion 5, Prof Dr. Stefan Kluge, kam dem Themenschwerpunkt der Sektion Intensiv- und Beatmungsmedizin eine besondere Rolle zu. Neben den wissenschaftlichen Symposien wurden auch in den Präsidentensymposien einige Akzente zum Thema Intensiv- und Beatmungsmedizin gesetzt.

Themenschwerpunkte der Sektion 5 (Intensiv- und Beatmungsmedizin), die auf dem Kongress 2022 in Form von Symposien diskutiert wurden, waren:

  • Außerklinische Beatmung

  • Intensiv- und Palliativmedizin

  • Aerosole bei COVID

  • Weaning in Deutschland

  • Kritische Evaluation der COVID-19-Pandemie

  • High-Flow-Sauerstofftherapie (Präsidentensymposium)

  • Digitalisierung in der Pneumologie (Präsidentensymposium)

  • PEEP, PIP und Piep: 3 beständige Konzepte & Irrungen im Wandel der Zeit (Präsidentensymposium)

  • COVID-19-Update 2022 (Präsidentensymposium)

Postgraduiertenkurse

  • Beatmung und adjuvante Verfahren für Fortgeschrittene (gemeinsam mit der Sektion 6)

  • Sekretmanagement (gemeinsam mit der Sektion 15)

  • Thoraxsonografie (gemeinsam mit den Sektionen 2, 6, 7)

Leider war der Kurs „Der schwierige Atemweg“ in diesem Jahr ausgefallen. Dies soll aber eine Ausnahme bleiben, und der Kurs 2023 in Düsseldorf erneut in gewohnter Form stattfinden.

Wissenschaftliche Beiträge zum Thema Intensiv- und Beatmungsmedizin wurden in Form von Posterbegehungen sowie Freien Vorträgen diskutiert. An dieser Stelle möchten wir die Mitglieder der Sektion ermutigen und auffordern, Posterbeiträge zum Jahreskongress 2023 einzureichen. Der Kongress der DGP bietet ein sehr gutes Forum für die Präsentation klinischer und experimenteller Daten aus dem Bereich Intensiv- und Beatmungsmedizin.

Auswahl der Aktivitäten 2021

Die Herbsttagung der Sektion 5, welche unter der Leitung von Prof. Dr. Bernd Schönhofer in Bielefeld im November 2021 stattfinden sollte, musste aufgrund der zu dem Zeitpunkt geltenden Vorschriften zum Infektionsschutz leider abgesagt werden.

Beim DIGAB vom 19.05.–21.05.2022 in Münster wurde unter der Leitung der stellvertretenden Sektionssprecherin Frau PD Dr. Sarah Schwarz das Beatmungssymposium mit einem Schwerpunkt auf aktuellen Entwicklungen in Beatmungsmedizin gestaltet. Auch fanden mehrere Symposien unter Beteiligung von Mitgliedern der Sektion bei den Jahrestagungen der DGIM und DIVI statt.

Ausblick 2022

Besonders erfreulich ist die Vergabe des renommierten Oskar-Medizinpreis im Jahr 2022 an den stellvertretenden Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), Professor Wolfram Windisch. Die Auszeichnung der Stiftung Oskar-Helene-Heim ist mit 50.000 Euro dotiert und damit einer der höchstdotierten Medizinpreise in Deutschland. Herr Prof. Windisch wurde für seine wegweisenden wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema „Pneumologische Beatmungsmedizin“ ausgezeichnet. Die Auswahl des Preisträgers unterstreicht die Wichtigkeit der Pneumologie insgesamt aber auch der Intensiv- und Beatmungsmedizin über die Grenzen der DGP hinaus.

Von großer Bedeutung für den kollegialen Austausch im Bereich der Intensiv- und Beatmungsmedizin ist der Jahreskongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensivmedizin (DIVI). Dieser wird vom 30.11–02.12.2022 in Hamburg stattfinden. In der Sektion respiratorisches Versagen der DIVI sind u. a. mit Prof. Dr. Christian Karagiannidis erneut auch Mitglieder der Sektion 5 vertreten und gestalten aktiv das Programm mit.

Verteilt über das Jahr 2022, wird eine Serie zum Themenbereich der außerklinischen Beatmung in der Zeitschrift „Pneumologie“ veröffentlicht werden. Unter Beteiligung mehrerer Sektionsmitglieder wird ab Juni 2022 quartalsweise eine Übersichtsarbeit zu diesem Themenschwerpunkt veröffentlicht werden. Die Schriftleitung für diese Serie liegt bei Prof. Dr. Bernd Schönhofer.

Leitlinien

Die Bedeutung von Leitlinien für Struktur- und Ergebnisqualität nimmt weiter zu. Erfreulicherweise waren und sind viele Mitglieder der Sektion in diesem Bereich tätig und gestalten die Leitlinien, die teilweise federführend von anderen Fachgesellschaften als der DGP erstellt werden, aktiv mit. Publiziert wurden:

  • S3-Leitline „Stationäre Therapie COVID“ – Living guideline der AWMF, S. Kluge (M. Pfeifer, M. Westhoff, C. Karagiannidis); fortlaufend aktualisiert

  • S3-Leitline „Sauerstoff in der Akuttherapie“, J. Gottlieb (T. Fühner, S. Kluge, H. Worth, C. Karagiannidis); veröffentlicht 2021

Weitere Leitlinien unter Beteiligung der Sektion 5, die sich aktuell in Bearbeitung befinden und teilweise kurz vor Veröffentlichung stehen, sind:

  • S2k-Leitline „Nichtinvasive Beatmung zur Therapie der akuten respiratorischen Insuffizienz“, M. Westhoff (D. Dellweg, M. Dreher, J. Geiseler, P. M. Lepper, J. Meyer, S. Walterspacher, W. Windisch, B. Schönhofer, D. Schimandl et al.)

  • S3-Leitline „Invasive Beatmung und Einsatz extrakorporaler Verfahren bei akuter respiratorischer Insuffizienz“/DGAI (T. Müller, C. Fisser, P. M. Lepper u. a.)

  • Intensivmedizin nach Polytrauma/DIVI (P. M. Lepper, H. Habermehl)

  • Katastrophenmedizinische präklinische Behandlungsleitlinien (P. M. Lepper)

  • S3 Querschnittlähmung (J. Geiseler)

  • Atmung, Atemunterstützung und Beatmung bei akuter und chronischer Querschnittlähmung (W. Windisch)

  • Palliativmedizinische Aspekte in der klinischen Akut- und Notfallmedizin sowie Intensivmedizin: Konsensuspapier der DGIIN, DGK, DGP, DGHO, DGfN, DGNI, DGAI, DIVI und DGP (B. Schucher, T. Barchfeld et al.)

Die im Sommer ablaufende Leitlinie „Nichtinvasive und invasive Beatmung als Therapie der chronischen respiratorischen Insuffizienz“ wird aufgrund der stark unterschiedlichen Evidenz und Versorgungsstrukturen in Leitlinien bezogen auf nichtinvasiv beatmete Patient*innen und invasiv beatmete Patient*innen aufgeteilt.

Publikationen und Stellungnahmen

Durch das große Engagemant der Mitglieder der Sektion 5 konnten auch in diesem Jahr eine Vielzahl an Publikationen und Stellungnahmen veröffentlicht werden.

  • OPS-Weaning an BfArM (M. Pfeifer, J. Geiseler, M. Westhoff, W. Randerath)

  • Wenoll-System für O2-Therapie/BfArM (J. Geiseler, M. Westhoff)

  • High-Flow-Therapie, verschiedene Verfahren für IQWiG und G-BA (J. Bräunlich, H. Wirtz, M. Pfeifer, J. Geiseler, M. Westhoff, W. Windisch) → weitere Erprobungsstudien bei G-BA angeregt

  • G-BA Richtlinie über die Verordnung von außerklinischer Intensivpflege (J. Geiseler, M. Westhoff, S. Schwarz, M. Pfeifer, W. Randerath)

  • Rückruf Philips respironics für BfArM (W. Randerath, W. Windisch)

Respiratory Failure Units

Wie die aktuell andauernde Pandemie deutlich gezeigt hat, sind insbesondere Patient*innen mit führend respiratorischen Problemen in Notfallplänen noch stark unterrepräsentiert. Spezialisierte stationäre Versorgungsmodelle, wie sie für andere häufig auftretende Akutpathologien flächendeckend vorgehalten werden, wie z. B. Chest Pain Units oder Stroke Units, werden dringend auch für pneumologische Akutkrankheitsbilder benötigt. Hier besteht eine Chance, dass bestehende Versorgungslücken geschlossen werden können und durch Strukturbeschreibungen eine nachhaltige Verbesserung der Behandlungsqualität zu erzielen ist. Bei der Sektionssitzung wurde ein Prozess angestoßen, der diese Versorgungslücke zukünftig schließen könnte.

Verschiedenes

Wir gratulieren Herrn Professor Dr. med. Christian Karagiannidis zur Berufung in den Expert*innenrat der Bundesregierung zur Beratung hinsichtlich wissenschaftlicher Erkenntnisse und Ereignisse in der COVID-19-Pandemie sowie in die Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung.

Wir danken an dieser Stelle den Mitgliedern der Sektion für ihre vielfältige aktive Gestaltung der Sektion. Dies ist beim hohen klinischen Arbeitsaufkommen seit Anfang 2020 nicht selbstverständlich.

Prof. Dr. Philipp Lepper (Sektionssprecher),
PD Dr. Sarah Schwarz (Stellvertretende Sektionssprecherin)



Publication History

Article published online:
22 July 2022

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