Dtsch Med Wochenschr 2023; 148(13): 797
DOI: 10.1055/a-1863-4428
Editorial

Erhöhte Leberwerte: Ursachen und Folgen

Elevated liver enzymes: causes and consequences
Robert Thimme
,
Marlene Reincke

Erhöhte Leberwerte sind ein häufiger Zufallsbefund im klinischen Alltag und bedürfen einer kritischen differenzialdiagnostischen Einordnung. Die unterschiedlichen Leberwerte erlauben dabei u.a. Rückschlüsse auf die Leberzellintegrität und -funktion sowie auf einen möglichen Galleaufstau. Aufgrund der Vielzahl von möglichen Erkrankungen, die zu erhöhten Leberwerten führen können, ist ein auf Anamnese, klinischem Befund, Leberwertprofil und der Sonografie basiertes Vorgehen notwendig. Dieses fasst Frau Dr. Reincke vom Universitätsklinikum Freiburg in ihrer Übersicht praxisnah für Sie zusammen.

Die häufigste chronische Lebererkrankung ist die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD), die über eine nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH) bis zur Leberfibrose bzw. Leberzirrhose fortschreiten kann. Während die Diagnose auf der Kombination von Anamnese, Labor, Bildgebung und ggf. Histologie basiert, sind die therapeutischen Möglichkeiten aktuell noch limitiert. Tatsächlich sind keine medikamentösen Therapien für die NAFLD bzw. NASH zugelassen, sodass eine Beratung über Lebensstil-Modifikationen den wichtigsten Ansatz darstellt. Über die aktuellen Konzepte sowie erfolgsversprechende zukünftige Therapiestrategien der NAFLD und NASH berichten Herr Dr. Püngel und Herr Prof. Tacke von der Charité in Berlin.

Die medikamentös-toxische Hepatopathie ist, wie Frau Prof. Roeb vom Universitätsklinikum Gießen in ihrem Beitrag darlegt, eine unterschätzte Gefahr. Die Leberwertveränderungen sind dabei mannigfaltig und erschweren so, auch in Anbetracht klar definierter Kriterien, die Diagnose. Diese stützt sich auf eine ausführliche Anamnese, den Ausschluss anderer Lebererkrankungen wie eine Virus- oder Autoimmunhepatitis und ggf. auf eine histologische Evaluation. Die Identifikation und das Absetzen des auslösenden Medikaments sind die wichtigsten therapeutischen Maßnahmen.

Eine seltene, aber sehr wichtige Differenzialdiagnose erhöhter Leberwerte sind die autosomal-rezessiv vererbten Lebererkrankungen Morbus Wilson und hereditäre Hämochromatose. Die zugrunde liegenden Gendefekte, klinischen Manifestationen sowie Grundpfeiler der Diagnostik und Therapie beider Erkrankungen werden von Frau Prof. Merle und Frau Dr. Mohr vom Universitätsklinikum Heidelberg in ihrer Übersichtsarbeit sehr übersichtlich und praxisnah für Sie zusammengefasst.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen dieser für Ihre Arbeit in Praxis und Klinik sicher sehr relevanten Beiträge!

Dr. med. Marlene Reincke und Prof. Dr. med. Robert Thimme



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Article published online:
26 June 2023

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