Dtsch Med Wochenschr 2023; 148(21): 1352-1359
DOI: 10.1055/a-1846-9564
Dossier

Vorsorgeplanung am Lebensende aus palliativmedizinischer Sicht

Precautionary planning at the end of life from a palliative care point of view
Henrikje Stanze
,
Friedemann Nauck

Was passiert, wenn man selbst nicht mehr in der Lage ist, über medizinische Behandlungen zu entscheiden? Das Konzept des Advance Care Planning (ACP) ist ein vorausschauender und stetig reflexiver Gesprächsprozess in Bezug auf Präferenzen für zukünftige Behandlungsmaßnahmen. In Deutschland wurde das Konzept „Behandlung im Voraus planen“ (BVP) eingeführt. Der Beitrag beschäftigt sich mit den einzelnen Themenbereichen und der erfolgreichen Implementierung.

Abstract

What happens when you are no longer able to make medical decisions yourself? The constant increase in the number of people in need of care has led to the concept of advance care planning (ACP). This is a forward-looking, ongoing, and constantly reflective process of discussion regarding preferences and values for future medical and nursing treatments. ACP can sustainably improve the medical and nursing landscape as well as psychosocial care, so that people are treated according to their wishes, even if they can no longer be asked about their treatment wishes. The implementation strategy is dependent on this, as presented in studies. This also includes the financial support of such implementation projects, because only the talks alone, which are exclusively refinanced by §132g SGB V, do not lead to a cultural change regarding the importance of self-determination and dealing with living wills, as well as an improvement in treatment, care, and support for people in the health system.

Kernaussagen
  • Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen nimmt stetig zu und macht deutlich, wie wichtig eine Vorausplanung für den Fall der Einwilligungsunfähigkeit des Patienten ist.

  • Vor allem multimorbiden Menschen mit einem Pflegegrad soll durch eine (allgemeine) palliative Behandlung und Betreuung eine bessere Versorgung nach ihren Wünschen zuteilwerden.

  • §132g im im Sozialgesetzbuch V sieht professionell begleitete Gespräche zur gesundheitlichen Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase von Bewohner*innen in Einrichtungen in der Seniorenpflege und Eingliederungshilfe vor; und nur diese werden über die Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) finanziert.

  • Der Gesprächsablauf basiert auf dem internationalen Konzept des Advance Care Planning (ACP) und sollte bereits früh, mit der Diagnose einer chronischen Erkrankung, beginnen.

  • Entsprechend zum ACP wurde in Deutschland das BVP-Konzept erarbeitet, das auf verschiedenen Themenkomplexen basiert, die bei den unterschiedlichen Formen der Einwilligungsunfähigkeit zum Tragen kommen können.

  • Zurzeit sind die Gespräche nach §132g nur für Menschen abzurechnen, die in vollstationären Einrichtungen leben.

  • Eine Ausweitung der Vergütung der ACP-Gespräche in den ambulanten Sektor ist dringend vorzusehen, wie es die unterschiedlichen Vorgehensweisen von Advance Care Planning zeigen, um eine Optimierung der Versorgungssituation und -strategien von chronisch erkrankten Menschen zu gewährleisten.



Publication History

Article published online:
11 October 2023

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