intensiv 2022; 30(03): 159-161
DOI: 10.1055/a-1773-8590
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Buchrezensionen

Ethik in der Pflege

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Schiff A, Dallmann HU. Ethik in der Pflege. München: Ernst Reinhardt Verlag; 2021. ISBN 978-3-8252-5587-9, 238 S., 4 Tab., 24,90 €

Mit dem vorliegenden Band ist den beiden Autoren (Andrea Schiff lehrt Pflegewissenschaft am Fachbereich Gesundheitswesen an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, Abt. Köln, Hans-Ulrich Dallmann lehrt Ethik am Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen) ein gut lesbares Einführungsbuch in die Ethik der Pflege gelungen. Auf knapp 240 Seiten werden grundlegende und praxisnahe Themen didaktisch gut aufbereitet dargestellt. Es gibt in den einzelnen Kapiteln Übungsaufgaben, Reflexionsfragen und kurze Praxisbeispiele, die den auf den ersten Blick trockenen Stoff mit Leben füllen.

Das Buch ist in vier Kapitel unterteilt. Im ersten Teil werden „Elemente der Pflegeethik“ dargelegt. Dabei geht es um eine ethische Orientierung in der Pflege ebenso wie um Ethik als Kritik pflegerischer Praxis. Dabei meint Kritik die Reflexion der bestehenden Praxis, dies betrifft vor allem die „Üblichkeiten und Gepflogenheiten des alltäglichen Handelns“ (S. 28). Ethische Kompetenzen und ethische Methoden werden behandelt und ethische Prinzipien schließen dieses erste Kapitel ab.

Das zweite Kapitel thematisiert die „Dimensionen menschlicher Existenz“. Ein großer Verdienst der Autoren ist die Darlegung der Leiblichkeit. Der Leib und das leibliche Spüren stellen den Schlüssel zum Verständnis von Kranksein dar. Das ermöglicht einen spezifisch pflegerischen Blick, jenseits von naturwissenschaftlich-medizinischen Zugangsweisen. Es folgen Ausführungen zu Person, Subjekt und Identität, danach werden Menschenwürde und Menschenrechte aufgezeigt. Dieses Kapitel schließt mit der Diskussion um das Hirntodkriterium und um die Themen Sterben und Tod. Dabei gelingt es den Autoren, bei diesen schwierigen Themen den Stand der aktuellen Diskussionen objektiv und ohne Wertung knapp und präzise darzustellen.

Im dritten Kapitel werden die „Dimensionen der Ethik in der Pflege“ bearbeitet. Der Blick richtet sich zunächst auf die zu pflegenden Personen und danach auf die Pflegenden. Weitere Schwerpunkte sind dann Ausführungen zur Profession, zur Institution und zur Gesellschaft. Ethik in der Pflege berührt eben nicht nur die direkte Pflegebeziehung, sondern institutionelle und gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Herausforderungen sind ebenfalls hoch relevant.

Im letzten und vierten Kapitel werden dann ethische Reflexionen in verschiedenen Kontexten der Pflege vorgenommen. Diese reichen von der Notfall- und Intensivpflege über die Pflege von Kindern; die Pflege in der Häuslichkeit ist genauso Thema wie die Stationäre Altenhilfe, die Pflege von Menschen mit Demenz und die Pflege am Lebensende, wo hochaktuelle Themen wie die „Gesundheitliche Vorausplanung für das Lebensende“ (S. 206) knapp skizziert werden. Die Pflege in der Psychiatrie und die Pflege von Menschen in prekären Lebenslagen (Obdachlosigkeit, Leben in der „Illegalität“) schließen das rundherum gelungene Buch ab. Eine elfseitige Literaturliste ermöglicht interessierten Lesern eine tiefergehende Beschäftigung mit dem Thema. Hier wäre eine Kommentierung oder Kennzeichnung von Einstiegsliteratur, vertiefenden Texten und Texten zu speziellen Problemstellungen hilfreich gewesen.

Als Einstiegsbuch in die Ethik der Pflege ist dieser Band unbedingt zu empfehlen, für alle, die mit der Pflege – und gerade auch in der Intensivpflege – zu tun haben.

Dr. Heiner Friesacher, Herausgeber



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Article published online:
04 May 2022

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