Radiologie up2date 2022; 22(04): 285-299
DOI: 10.1055/a-1759-0079
Pädiatrische Radiologie

Radiologische Aspekte der pädiatrischen Tuberkulose

Radiologic Aspects of Paediatric Tuberculosis
Barbara Greiner
,
Christian Stroszczynski

Die Tuberkulose im Kindes- und Jugendalter ist in Deutschland selten. Diagnostik und Therapie sind häufig besonders schwierig. Die Infektion bzw. Erkrankung verläuft je nach Patientenalter und Immunstatus variabel und besonders bei kleinen Kindern potenziell schwerer als beim Erwachsenen. Die pädiatrische Tuberkulose gilt als Indikator für das aktuelle Transmissionsgeschehen in der gesamten Bevölkerung.

Kernaussagen
  • Anders als bei Erwachsenen ist die pädiatrische Tuberkulose typischerweise eine primäre pulmonale Tuberkulose im Rahmen der Erstinfektion. Je nach Patientenalter, Immunstatus, Erregerlast und ggf. Co-Infektionen zeigen sich unterschiedliche Verläufe.

  • Die Diagnose der pulmonalen Tuberkulose im Kindesalter kann schwierig sein, da eine Erregerdiagnostik häufig nicht gelingt. In diesen Fällen basiert sie auf einer Kombination aus Klinik, Laborbefunden bzw. immunologischer Diagnostik und dem Röntgenbefund des Thorax.

  • Nach Leitlinie ist i. d. R. die Aufnahme des Thorax in einer Ebene (a.–p. oder p.–a.) ausreichend. Bei diagnostischer Unklarheit kann eine seitliche Ebene ergänzt werden. Die CT des Thorax ist aus Strahlenschutzgründen lediglich Einzelfällen vorbehalten; alternativ kann bzw. sollte die MRT des Thorax (sowohl zur Darstellung von Lymphknoten, Pathologien des Parenchyms als auch von Komplikationen) erfolgen.

  • Radiologisches Hauptkriterium einer pädiatrischen primären pulmonalen Tuberkulose ist eine hiläre, paratracheale oder subcarinale Lymphadenopathie. Die primäre entzündliche Veränderung des Parenchyms, der Ghon-Fokus, kommt insbesondere bei kleinen Kindern meist nur kurz zur Darstellung.

  • Häufige Manifestationen der komplizierten pulmonalen Tuberkulose sind eine Tracheal- oder Bronchusobstruktion durch befallene Lymphknoten mit konsekutiver Atelektase oder Überblähung, ein Lymphknoteneinbruch ins Tracheobronchialsystem, die Kavernenbildung und die Ausbildung von Fisteln.

  • Bei der in Deutschland seltenen extrathorakalen Tuberkulose sind die (extrathorakale) Lymphknotentuberkulose, die Tuberkulose von Meningen, Peritoneum, Knochen und Urogenitaltrakt am häufigsten. Bei der organbezogenen bildgebenden Diagnostik sollte der Strahlenschutz beachtet werden.



Publication History

Article published online:
30 September 2022

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