JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2022; 11(02): 86
DOI: 10.1055/a-1740-0360
BHK-Mitteilungen
Mitteilungen für die Mitglieder des Bundesverband Häusliche Kinderkrankenpflege e.V.

Entwicklung einer „Weiterbildung hochkomplexe Pflege im Kindes- und Jugendalter“

Das Konzept einer Weiterbildung für die spezialisierte Pflege von Kindern und Jugendlichen wurde am 19.11.2021 auf der Bundestagung des Bundesverbands Häusliche Kinderkrankenpflege (BHK e. V.) vorgestellt. Die Arbeitsgruppe Weiterbildung in der Pflege (AG WiP) setzt mit der Entwicklung von Modulen für dieses Bildungsangebot ein Projekt der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein fort, das aufgrund der Abwicklung der Kammer nicht abgeschlossen werden konnte. Im Rahmen der Projektarbeit wurden mit Expertinnen aus den verschiedenen Settings der Kinderkrankenpflege Interviews geführt, mit dem Ziel, das differenzierte Berufsfeld zu analysieren. Die Ergebnisse bilden die empirische Basis des entwickelten Curriculums.

Dabei versteht sich die „Weiterbildung hochkomplexe Pflege im Kindes- und Jugendalter“ bewusst nicht als Restauration der bisherigen Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, sondern als konsequenter und vom Handlungsfeld her notwendiger Anschluss an die generalistische Pflegeausbildung. Während die Ausbildung mit dem Erwerb grundlegender Kompetenzen auf eine breite Qualifikation von Pflegefachpersonen abzielt, erfolgt durch die berufsbegleitende Weiterbildung die Vertiefung und Erweiterung spezifischer pflegefachlicher Kompetenzen.

Die Curriculumentwicklung stützt sich auf drei Säulen:

  1. Aus dem empirischen Material (Interviews mit Pflegeexpertinnen) wurden zunächst drei zentrale Kategorien professioneller Pflege von Kindern und Jugendlichen rekonstruiert:

    • das Spezifische des Kindes erfassen,

    • die Familie als System begreifen,

    • die eigene Rolle finden.
      Diese drei Aspekte spielen als Reflexionskategorien bei der Konstruktion der Module eine besondere Rolle.

  2. Aus den Interviews werden Kernstellen (Schlüsselszenen) extrahiert, aus denen die für die hochkomplexe Pflege erforderlichen Kompetenzen und Empfehlungen für Lerninhalte und Lernmethoden abgeleitet werden.

  3. Zur theoretischen Fundierung des Curriculums werden die Befunde der Berufsrealität aus professionstheoretischer Perspektive und vor dem Hintergrund einer kritischen Pflegebildungstheorie reflektiert und so um Bildungsinhalte angereicht, die auf berufliche Emanzipation und Könnerschaft abzielen und gleichsam die Auseinandersetzung mit immanenten Widersprüchen der Pflegerealität befördern.

Für die Weiterbildung sind ca. 800 Stunden theoretischer Unterricht sowie ca. 2000 Stunden praktische Einsätze vorgesehen. Im Curriculum sind nacheinander und didaktisch verzahnt zwei Basismodule und vier Aufbaumodule geplant. Die Basismodule vermitteln Kompetenzen zum systematischen, wissenschaftsbasierten Arbeiten, zum ethischen Handeln und zur Selbstfürsorge. Schwerpunkte der Aufbaumodule sind die spezifische Pflegediagnostik, die Bewegungs- und Entwicklungsförderung sowie der Umgang mit chronischer und lebensbegrenzender Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Eine Herausforderung in der beruflichen Bildung ist generell die Verzahnung von Theorie und Praxis. Das Modulkonzept sieht daher drei Praxismodule vor, in denen die praktischen Einsätze von Studientagen und Praxistransferaufgaben begleitet werden.

Die Module wurden bei einem Workshop mit lokalen Pflegeexperten der Kinderkrankenpflege diskutiert und reflektiert. Auf der Tagung des BHK fand die Entwicklung einer spezifischen Weiterbildung Zustimmung, ebenso wie die Einbindung der Experten aus der Praxis bei der Berufsfeldanalyse. Geplant sind nun ein systematisches Stellungnahmeverfahren sowie eine modellhafte Erprobung und Evaluation an einer oder zwei Bildungseinrichtungen.

Verfasserin: Arbeitsgruppe Weiterbildung in der Pflege (AG WiP).

Weitere Infos unter bit.ly/3o5Hok1 und über jutta.busch@pflegepaedagogik.uni-kiel.de.

Die AG Weiterbildung in der Pflege am Lehrstuhl des Studiengangs Pflegepädagogik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (Jutta Busch, Brigitte Kaack, Melanie May, Ute Stahl, Prof. Dr. Wolfgang von Gahlen-Hoops, Christine Wagner-Ullrich, Imke Walz) dankt allen bisher an der Curriculumentwicklung Beteiligten, insbesondere den Mitgliedern des Bildungsausschusses und der AG Kinderkrankenpflege der Pflegeberufekammer sowie den Interviewpartnern für die konstruktive Mitarbeit!

IMPRESSUM

Redaktion BHK-Mitteilung: Corinne Ruser

Bundesverband Häusliche Kinderkrankenpflege e.V.

Hospitalstraße 12,

01097 Dresden

Tel: 0351/65289235

Fax: 0351/65289236

Verantwortlich für den Inhalt zeichnet der Vorstand des BHK e.V., i.A. Corinne Ruser



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Article published online:
06 April 2022

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