Dialyse aktuell 2022; 26(02): 49
DOI: 10.1055/a-1702-8986
Editorial

Sind wir über den Berg?

Christian Schäfer
1   Stuttgart
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Mit dem in der Überschrift angesprochenen „Berg“ ist natürlich die Corona-Pandemie gemeint, die uns seit ca. 2 Jahren intensiv und maßgeblich beschäftigt. Und ja, es gibt tatsächlich Hoffnung, wenn man die Frage beantworten möchte. Zu dem Zeitpunkt, als ich dieses Editorial Mitte Februar schrieb, haben Bund und Länder sich gerade auf schrittweise „Öffnungen und Lockerungen“ verständigt.

In einem ersten Schritt sind „ab sofort“ private Zusammenkünfte für Geimpfte und Genesene ohne Begrenzung der Teilnehmerzahl möglich, während für Ungeimpfte bis zum 19. März weiterhin Einschränkungen gelten. Beim Einzelhandel sind keine Zugangsbeschränkungen und Kontrollen mehr nötig, das Tragen von Masken ist dort weiterhin vorgeschrieben. Bei Schritt 2 ab dem 4. März gilt in der Gastronomie und bei Übernachtungsangeboten „3G“, Diskotheken und Clubs dürfen ab dann unter Einhaltung der 2G-Plus-Regel öffnen und Großveranstaltungen dürfen mit „2G“ bzw. „2G-Plus“ stattfinden (innen max. 60 % Auslastung und max. 6000 Zuschauer, außen max. 75 % Auslastung und max. 25 000 Zuschauer). Besonders wichtig ist der 3. Schritt, in dem ab dem 20. März strengere Schutzmaßnahmen weitgehend enden (z. B. Zugangsbeschränkungen), auch die Homeoffice-Pflicht läuft dann aus. Basisschutzmaßnahmen, wie z. B. die Maskenpflicht in Innenräumen, gelten jedoch weiter. Vor jedem Schritt wird überprüft, ob die jeweiligen Maßnahmen der Lage entsprechen, und die Bundesländer setzen diese um.

Auch in der Bundesregierung und den Landesregierungen ist nun also die Erkenntnis angekommen, dass die dominierende und sehr ansteckende Omikron-Variante von SARS-CoV-2 (glücklicherweise) verhältnismäßig harmlos ist und Anpassungen an die neuen Gegebenheiten erforderlich sind. Zumindest für Geimpfte mit ausreichendem Schutz bzw. für Menschen, die über genügend Immunabwehrkräfte durch eine Impfung und/oder Infektion verfügen, ist das derzeit kursierende Virus relativ ungefährlich. Problematisch kann Omikron in manchen Fällen v. a. für ältere Ungeimpfte werden oder für Menschen, die z. B. aufgrund von Therapien ein deutlich geschwächtes Immunsystem haben. Die absoluten Zahlen an Corona bedingten registrierten Krankenhauseinweisungen bzw. die Zahlen an belegten Intensivbetten, die sich trotz der im Vergleich zu früheren „Wellen“ extrem hohen Inzidenzen im „beherrschbaren Bereich“ befinden, zeigen dies eindrücklich auf.

Natürlich ist es in diesem Zusammenhang auch relevant, dass sich inzwischen viele Menschen mit dem Erreger infiziert haben und/oder geimpft sind und somit einen gewissen Schutz gegen einen schweren Erkrankungsverlauf haben. Und daher ist es auch notwendig, dass insbesondere bei Älteren sowie Immunsupprimierten für eine baldige Impfung bzw. Auffrischung per Booster geworben wird, damit zumindest ein grundlegender Schutz da ist, der eine schwere Erkrankung unwahrscheinlicher macht. In diesen Gruppen, v. a. bei älteren Menschen, ist immer noch eine substanzielle Gruppe ohne Impfschutz. Hier besteht aber auch eine gewisse Eigenverantwortung der Ungeimpften selbst, denn die Beschränkungen der vergangenen 2 Jahre waren zwar nicht nur, aber zu einem wichtigen Teil dafür da, dass insbesondere vulnerable Gruppen vor schweren Erkrankungen und somit auch dem vorzeitigen Tod geschützt werden. Inzwischen sind seit über einem Jahr Impfstoffe verfügbar, relativ viele Menschen haben sich schon mit dem Virus infiziert und wir haben es mit weniger gefährlichen Virusvarianten zu tun. Daher ist es nun sicherlich richtig, Öffnungen und Lockerungen voranzutreiben und nicht das komplette gesellschaftliche Leben weiterhin herunterzufahren. Bestimmte Schutzmaßnahmen wie Maske tragen in Innenräumen und grundlegende Hygienemaßnahmen sind aber sicherlich weiterhin sinnvoll, da diese verhältnismäßig wenig einschränkende und effektive Methoden darstellen, um einer „unnötigen“ Verbreitung des Virus entgegen zu treten (und nebenbei auch dabei helfen, andere Erkrankungen wie Grippeinfektionen zu reduzieren).

Und auch wenn künftige Omikron- oder andere Varianten von SARS-CoV-2 mit höherem Ansteckungspotenzial und eventuell veränderter Gefährlichkeit (etwas mehr oder weniger) auftreten, treffen diese auf eine zunehmend immunisierte Bevölkerung. Von daher haben wir wahrscheinlich den Gipfel der Problematik „Corona-Pandemie“ überschritten und fallen bald in die Definition der „Endemie“ – zumindest sprechen die Fakten hierfür; man muss jedoch abwarten, wie die Politik hier entscheidet. Auf jeden Fall möchte ich Ihnen mit diesem positiven Ausblick eine angenehme Lektüre der vorliegenden Ausgabe der „Dialyse aktuell“ wünschen. Der Schwerpunkt ist mit „Bildgebung bei Nierenpatienten“ sehr interessant, und auch die anderen Artikel in diesem Heft sind äußerst lesenswert.



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Article published online:
14 March 2022

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