Aktuelle Dermatologie 2021; 47(12): 526
DOI: 10.1055/a-1656-1410
Interview

Stur wie ein Panzer

Dr. Christoph R. Löser im Gespräch mit Dr. Manfred Dietrich Christian Wolter
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Dr. Manfred Dietrich Christian Wolter

Warum haben Sie die Dermatologie als Fachgebiet gewählt?

Ursprünglich kam ich aus der Botanik und war dort insbesondere mit der Systematik von Flechten betraut. Da man in beiden Fachgebieten in der Systematik „gleich“ und „anders“ anatomisch unterscheiden muss, war die Wahl der Dermatologie nach dem anschließenden Medizinstudium für mich naheliegend.

Sind Sie mit Ihrer Wahl zufrieden und warum?

Außerordentlich. Dermatologie bzw. Dermatohistologie ist ein reichhaltiges visuelles Fachgebiet, das alle Altergruppen, verschiedene Geschlechter, sämtliche Hautareale und -lokalisationen einschließlich der Übergangschleimhäute klinisch und feingeweblich umfasst.

Sie haben in Ihrer Karriere viel erreicht. Worauf sind Sie besonders stolz?

Besonders erfüllt mich, dass ich nach 40 Jahren Erfahrung auf diesem Gebiet die Dermatohistologie beherrsche und mein Wissen an verschiedenen Unikliniken (Frankfurt, Mainz, Gießen, Marburg, Freiburg und der Charité in Berlin) sowie weiteren Hautkliniken (Darmstadt und Ludwigshafen) einbringen durfte. Ganz besonders erfüllend empfinde ich, dass ich zahlreiche Kollegen dermatohistologisch ausbilden und zur Zusatzbezeichnung „Dermatohistologie“ führen konnte. Es handelt sich um einen Prozess, der sich für mich als „aktiver Pensionär“ arbeitstäglich fortsetzt und so arbeitstäglich erfüllt.

Welcher Fall ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Nach der Rückkehr aus einem Urlaub habe ich bis nachts um 2 Uhr mikroskopiert und aufgrund der fortgeschrittenen Zeit fantasiert, sodass ich fälschlicherweise ein Melanom als Plattenepithelkarzinom befundet hatte. Zum Glück ergab sich die Gelegenheit, diesen Irrtum rechtzeitig zu erkennen und aufzulösen.

Von wem haben Sie besonders viel gelernt?

Mein erster histologischer Lehrer war Prof. Altmeyer, gefolgt von Prof. Marsch. Viele klinische Erkenntnisse verdanke ich Prof. Simon und Prof. Kaufmann. Besondere Interaktionen gab es auch mit meinen zahlreichen Schülern, darunter für mich besonders nennenswert auch die Interaktion auf dem Gebiet der Nagelerkrankungen (mit Christoph Löser) in Ludwigshafen.

Was war der beste Rat, den Sie während Ihrer Karriere erhalten haben?

Prof. Marsch sagte einmal zu mir: „Sei stur wie ein Panzer“ und „Selber essen macht fett“. Außerdem die Erkenntnis, Schwierigkeiten, die sich bieten, erstmal als Aufgabe anzunehmen, oder anders herum mit Dante Alighieri gesagt: „Se tu segui la tua stella non puoi fallire“ („Wenn Du deinem Stern folgst, kannst Du nicht scheitern“).

Was ist momentan die wichtigste Entwicklung in der Dermatologie?

Dazu zähle ich die Imaginisierung (Bilddokumentation von klinischen Befunden) in immer ausgefalterer Technik sowie die zunehmende Bedeutung der Systemtherapien.

Wo sehen Sie die Zukunft der Dermatologie?

Zu begrüßen finde ich das Bemühen um die ganze Weite unseres Faches, um keine Facette aufzugeben.

Was raten Sie jungen Kollegen?

Ich empfehle die Entscheidung für die Dermatologie aus Leidenschaft und nicht als „Macher“. Während der „Macher“ mit der Zeit ermüdet, hat der „Leidenschaftler“ die Fähigkeit, ein Leben lang für das Fach zu brennen.

Was machen Sie nach Feierabend als Erstes?

Ich genieße einen Piccolo.

Korrespondenzadresse

Dr. Manfred Wolter
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Klinikum der Johann-Wolfgang-von Goethe-Universität
Theodor-Stern-Kai 7
60596 Frankfurt am Main
Deutschland
manfred.wolter@kgu.de



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
10. Dezember 2021

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