Dialyse aktuell 2021; 25(09): 355
DOI: 10.1055/a-1557-3986
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Hypertonie und Niere

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Die arterielle Hypertonie ist bei Nierenkranken und auch Dialysepatienten ein komplexer Dauerbrenner. Gerade im klinischen Alltag ist dies immer eine neue Herausforderung. Die „Kidney Disease: Improving Global Outcomes“ (KDIGO) hat in diesem Jahr neue Empfehlungen für die Behandlung und auch Behandlungsziele bei Patienten mit chronischer Nierenfunktionsstörung herausgegeben, die teils für einige Verwirrung gesorgt haben. In dieser Ausgabe der „Dialyse aktuell“ möchten wir auf verschiedene spezielle Aspekte der Hypertonie bei chronischer Nierenfunktionsstörung und auch Dialysepatienten eingehen.

Der erste Schwerpunktbeitrag von Milen Babic, Berlin, gibt eine Übersicht über die pleiotropen blutdrucksenkenden Medikamente, die im Moment eine besondere Aufmerksamkeit bekommen, wie SGLT2-Inhibitoren und auch Substanzen wie Finerenon. Zahlreiche Studien wurden in den vergangenen Monaten publiziert, welche die besondere Wirkung der Medikamente bei der Diabetesbehandlung, Herzinsuffizienzbehandlung und auch Progressionshemmung von Nierenfunktionsverschlechterung zeigen. Auch werden immer wieder direkte blutdrucksenkende Wirkungen beobachtet. Es wird gewertet, wie stark die Effekte wirklich sind. Sicherlich ersetzen die Substanzen keine antihypertensive Therapie, aber als Zusatzwirkung für die Blutdrucktherapie sind sie sehr reizvoll.

Im zweiten Artikel beschäftigt sich Dr. Alexander Reshetnik, Berlin, mit der Wertigkeit der 24-h-Blutdruckmessung. Trotz der guten Verbreitung der 24-h-Blutdruckmessung ist die regelmäßige Anwendung bei chronischer Nierenerkrankung und auch bei Nierenersatzpflicht nur sehr begrenzt im Einsatz. Sicherlich ist diese Gegebenheit u. a. der Tatsache geschuldet, dass dies aufwendig und bei Patienten nicht besonders geschätzt ist. Aber die Informationen aus eine Langzeitmessung sind extrem wertvoll in der Behandlung und Erkennung von nicht gut oder auch zu gut eingestelltem Blutdruck.

Im dritten Beitrag widme ich mich dem Thema der antihypertensiven Therapie und der Möglichkeit der Akkumulation von antihypertensiv wirksamen Medikamenten. Gerade bei der präterminalen Nierenfunktionsstörung und bei der Nierenersatztherapie ist es manchmal notwendig, Medikamente in ihrer Dosierung anzupassen, um auch Überdosierungen zu vermeiden. Es wird umfangreich in potenzielle zu beachtende Probleme eingeführt, um Überdosierung, aber auch Unterdosierung zu vermeiden.

Im „Journal-Club“ stelle ich Ihnen eine kleine, aber sehr interessante Arbeit zu dem Thema vor, welche Wertigkeit eine Blutdruckmessung vor der Dialyse und auch am dialysefreien Tag hat. Man kann so bei einem Drittel der Patienten eine nicht optimale Blutdruckeinstellung entdecken, die v. a. auch direkt mit messbaren Endorganschäden im Bereich des Herzens verknüpft werden kann. Dies ist ein Plädoyer für die Messung des Blutdrucks am dialysefreien Tag.

Auch wenn die Themen sehr heterogen erscheinen, so hoffe ich, dass sie in der Lektüre interessant sind. Es sind Einzelthemen, die aber in der Betreuung unserer Patienten im Alltag eine hohe Wertigkeit haben. Für heute verbleibe ich mit besten kollegialen Wünschen!



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Article published online:
16 November 2021

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