Handchir Mikrochir Plast Chir 2021; 53(05): 498-499
DOI: 10.1055/a-1509-7047
Der interessante Fall

Traumatische A2-Ringbandruptur mit Dislokation des Bandes unter die Beugesehnen

Traumatic A2-Pulley Rupture with Stomp Dislocation under the Flexor Tendons
Polina Dimitrova
,
Karl-Josef Prommersberger
,
Jörg van Schoonhoven
,
Marion Mühldorfer-Fodor

Fallbericht

Ein 47-jähriger Patient stellte sich aufgrund von seit 2 Wochen bestehenden Schmerzen und einer Bewegungseinschränkung des rechten Mittelfingers in unserer handchirurgischen Sprechstunde vor. Beim Aufweiten seiner neuen Lederschuhe war er mit den anderen Fingern abgerutscht, sodass die gesamte aufgewendete Kraft mit einem Ruck ausschließlich auf den rechten Mittelfinger einwirkte.

Bei der klinischen Untersuchung fand sich ein lokaler Druckschmerz palmar am Grundglied des Mittelfingers. Ein Bogensehnenphänomen war bei Beugung des Fingers tastbar. Die Beweglichkeit des Mittelfingers war eingeschränkt mit einem Abstand der Fingerkuppen zur distalen Hohlhandbeugefurche beim Faustschluss von 2 cm. Das mitgebrachte Kernspintomogramm zeigte das A2-Ringband ulnar rupturiert und von radial unter die Beugesehnen eingeschlagen ([ Abb. 1 ]).

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Abb. 1 MRT-Bilder in axialer (a) und sagittaler (b) Schichtung mit unter die leicht von der Grundphalanx abgehobenen Beugesehnen eingeschlagenem Ringband (roter Pfeil).

Bei unter die Beugesehnen luxiertem Ringband stellten wir die Indikation zur operativen Versorgung. In Plexusanästhesie und Oberarmblutleere wurde über eine Bruner-Inzision der Beugesehnenapparat am Mittelfingergrundglied dargestellt. Wie im Kernspintomogramm zu sehen, war das A2-Ringband ulnar abgerissen, wobei noch ein ca. 5 mm breiter Rest stand, und von radial unter die Beugesehnen eingeschlagen. Diese wiesen eine Synovialose auf. Das Ringband wurde mobilisiert. Ein Zusammenführen der Bandenden war jedoch 3 Wochen nach dem initialen Trauma aufgrund der stattgehabten Schrumpfung nicht mehr möglich. Da bei dem Patienten keine Palmaris-longus-Sehne vorhanden war, wurde der ulnare Zügel der oberflächlichen Beugesehne zur Rekonstruktion des A2-Ringbandes verwendet. Er wurde distal gestielt proximal des A1-Ringbandes abgesetzt, am ulnaren Rest des A2-Ringband befestigt, über die tiefe Beugesehne und den radialen Zügel der oberflächlichen Beugesehne geschlagen und mit dem Ringbandrest radial vernäht ([ Abb. 2 ]). Beim Zug an den Beugesehnen proximal des A1-Ringbandes glitten diese ungehindert ohne Druck auf das rekonstruierte A2-Ringband. Direkt postoperativ erfolgte eine Ruhigstellung in einer Unterarmgipsschiene mit Einschluss der Finger III–V in Intrinsic-plus-Position.

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Abb. 2 Operationsskizze: Rekonstruktion des A2-Ringbandes unter Verwendung des ulnaren Zügels der oberflächlichen Beugesehne.

Nach dem ersten Verbandswechsel wurde diese durch einen Ringbandschutz ersetzt. Es erfolgte eine krankengymnastische Übungsbehandlung, bei der der Patient auch zur Eigenbeübung angeleitet wurde. Nach Entfernung der Hautfäden nahm der als Hausmeister selbstständige Patient seine Arbeit wieder auf, wobei der angepasste Ringbandschutz für insgesamt 6 Wochen konsequent getragen wurde.

Bei der Kontrolle nach 3,5 Monaten beklagte der Patient noch Schmerzen bei endgradiger Beugung des Mittelfingers. Die Narbenverhältnisse waren reizlos. Über dem A2-Ringband ließ sich noch ein leichter Druckschmerz auslösen. Ein Bogensehnenphänomen fand sich nicht mehr. Der Bewegungsumfang des Mittelfingers betrug für Extension/Flexion im Grundgelenk 0/0/90°, Mittelgelenk 0/10/90° und Endgelenk 0/0/60°.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
28. September 2021

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