Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2021; 53(03): 136-139
DOI: 10.1055/a-1393-9263
Forum – GfBK kommentiert

Zuckerhaltige Getränke erhöhen Darmkrebsrisiko

Hur J, Otegbeye E, Joh H et al. Sugar-sweetened beverage intake in adulthood and adolescence and risk of early-onset colorectal cancer among women. Gut 2021. doi:10.1136/gutjnl-2020-323450

Eine prospektive Beobachtungsstudie ging der Frage nach, ob die deutliche Zunahme der Darmkrebserkrankungen in den USA durch Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten bedingt sein könnte.

Vorausgegangen waren Tierversuche, in denen gezeigt werden konnte, dass es bei Mäusen mit einem genetisch bedingten erhöhten Darmkrebsrisiko zu einem beschleunigten Wachstum von Tumoren kommt, wenn diese Tiere mit fruktosehaltigem Maissirup gefüttert wurden [1].

Um den Effekt von fruktosehaltigen Süßgetränken und deren Auswirkungen auf das Darmkrebsrisiko zu untersuchen, wurden in der obigen Studie Daten der Nurses’ Health Study II ausgewertet, die seit 1989 eine Gruppe von 116 429 US-Krankenschwestern beobachtet. Dabei wurden die Ernährungsgewohnheiten der Teilnehmerinnen, die zu Beginn der Studie zwischen 25 und 42 Jahre alt waren, mittels validierter Fragebögen ermittelt, die alle 4 Jahre ausgefüllt wurden.

Von 95 464 Frauen lagen Angaben zum Konsum von Süßgetränken vor. 109 Frauen erkrankten während der 24-jährigen Nachbeobachtung vor dem 50. Lebensjahr an Darmkrebs. Die Teilnehmerinnen, die regelmäßig mehr als 2 Süßgetränke am Tag zu sich nahmen, erkrankten mehr als doppelt so häufig wie Frauen, die weniger als 1 Süßgetränk pro Woche tranken. Ein Hinweis auf die Kausalität ist die sogenannte dosisabhängige Assoziation, die zeigte, dass mit jedem zuckerhaltigen Süßgetränk pro Tag das Risiko auf einen frühen Darmkrebs um 16% anstieg. Statistisch würde das bedeuten, dass Menschen, die im Erwachsenenalter täglich 2 oder mehr zuckerhaltige Süßgetränke konsumieren, ein mehr als 2-fach erhöhtes Risiko haben, vor dem 50. Lebensjahr an Darmkrebs zu erkranken ([Abb. 1]).

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Abb. 1 Softdrinkkonsum scheint dosisabhängig das Darmkrebsrisiko zu erhöhen – allerdings verzehren Konsumenten von Süßgetränken auch mehr rotes Fleisch. © Joshua Resnick/stock.adobe.com.

Dabei könnte sich das Darmkrebsrisiko noch erhöhen, wenn im Teenageralter Süßgetränke bevorzugt werden. Eine Untergruppe von 41 272 Teilnehmerinnen berichtete nämlich 1998 anhand eines validierten High-School-FFQ über den Konsum von Getränken im Alter von 13–18 Jahren. Nach Analyse dieser Untergruppe wurde ein relatives Risiko von 3,41 für den Konsum von mehr als 2 zuckerhaltigen Süßgetränken pro Tag oder von 1,32 für jedes zusätzliche zuckerhaltige Süßgetränk am Tag berechnet. Das würde bedeuten, dass häufige Süßgetränke im Teenageralter das Risiko nicht nur verdoppeln, sondern sogar verdreifachen könnten.



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Article published online:
17 September 2021

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